„Es wird spannend“Hier soll ein neues Kölner Veedel entstehen
- Wahn-West. Das könnte statt einer kryptischen Ortsangabe schon bald der Name eines neuen Kölner Veedels sein.
- Die Pläne sind groß, einige Hürden sind bis zur Umsetzung der Bauvorhaben noch zu überwinden.
- Unterdessen regt sich im Bürgerverein Widerstand. Braucht es Wahn-West überhaupt?
Köln – Eine Herausforderung für alle Beteiligten sieht der Bürgerverein Wahn/Wahnheide/Lind in den Planungen zur Wohnbebauung auf dem Gelände des früheren Lagers Lind, wo einst unter anderem Vorräte für den Bundeswehrstandort in Speicherhäusern gelagert wurden.
Die Stadt und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) verfolgen am Linder Mauspfad die Absicht, eine große Wohnsiedlung mit bis zu 800 Wohnungen entstehen zu lassen. Die Abbrucharbeiten i m Auftrag der Bima als Eigentümerin des 14,5 Hektar großen Geländes laufen und sollen im oberirdischen Bereich bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Die Stadt, die mit der Bima einen Wohnungsbaupakt geschlossen hat, muss das Planungsrecht schaffen, was voraussichtlich mindestens anderthalb Jahre dauern dürfte. Ehe dann der Bebauungsplan steht und die Bima zu bauen beginnen kann, will der Bürgerverein aber möglichst weitreichend in die Überlegungen mit einbezogen werden.
Köln-Lind hat noch keine Einkaufsmöglichkeiten
„Es wird spannend sein, am Ortsrand von Lind quasi ein neues Kölner Veedel entstehen zu sehen“, sagt Herbert Gellings, Vorsitzender des Vereins. „Wir legen aber Wert darauf, nicht nur zuzusehen, sondern unsere Orts- und Sachkenntnis einzubringen“. Wenn so viele neue Bewohner nach Lind zögen, seien zahlreiche Infrastrukturfragen zu klären.
Kindergärten, vielleicht eine Schule, Raum für Freizeitaktivitäten und nicht zuletzt Geschäfte seien nötig. „In Lind gibt es bis auf einen Bäcker keine Einkaufsmöglichkeiten. Das muss sich ändern“, sagt Gellings. Auch die künftigen beachtlichen Verkehrsströme, die durch das Neubaugebiet entstehen, müssten klug gelenkt werden . „Sonst landen wir im Chaos“, ist sich Gellings mit seinen Vorstandskollegen Norbert Schmidt und Hans Josten einig.
Abwicklung des Verkehrs unklar
Der Bürgerverein kann sich nicht vorstellen, dass der Verkehr aus der neuen Siedlung über die Flughafenstraße abgewickelt werden könnte, die schließlich auch die Kaserne und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) an den stark befahrenen Mauspfad anbindet. „Es ist sowieso schon alles sehr eng in diesem Bereich“, konstatiert Schmidt.
Der Bürgerverein will in Gesprächen mit der Bima und der Stadt beispielsweise eine Prüfung der Überlegung zur Sprache bringen, den Verkehr aus der Wohnsiedlung über die an die benachbarten Kleingärten angrenzende Straße Linder Höhe zu führen. „Wir müsse das ansprechen, ehe die Planungen zu weit fortgeschritten sind“, sagt Josten. Gegenüber weiteren Wohnungsbauprojekten jenseits der Bahnlinie in Wahn ist der Bürgerverein skeptisch. „Wie sollen die Leute denn von Wahn West aus über die Bahnlinie gelangen? Doch wohl nicht durch den viel zu engen Tunnel an der St.-Sebastianus-Straße?“ fragt sich Schmidt und hält auch einen möglichen weiteren Tunnel unter der Bahnlinie für keine günstige Lösung. So entstünden nur neue Angst-Räume.
Bürgerverein unglücklich mit Plänen
Schmidt erwartet: „Die Stadt sollte zunächst andere, innerörtliche Flächen, die schon als Baugebiete vorgesehen sind, beplanen, ehe sie ganz neue, bis zu 60 Hektar große Flächen in Angriff nimmt.“ Der Bürgerverein macht auf das Gelände zwischen der Frankfurter Straße und den Schulbauten an der Nachtigallenstraße aufmerksam, das schon lange zur Bebauung vorgesehen sei. Schmidt nennt überdies die Fläche an der Revenstraße gegenüber dem Eltzhof an der St.-Sebastianus-Straße, die weit besser an den Ort angebunden werden könnte.
Nicht zuletzt gefährde großflächiger Wohnungsbau im Gebiet Wahn West die für ganz Köln bedeutsamen Frischluftschneisen. Aus den Kaltluftentstehungsgebieten in den weiten Feldern südlich von Wahn bilde sich kühle Luft, die mit dem Wind rheinabwärts nach Köln getragen werde und dort in der heißen Jahreszeit unentbehrliche Abkühlung bringe.Dem Bürgerverein ist unbegrenztes Wachstum in der Stadt samt unbegrenztem Bevölkerungszuwachs ohnehin nicht geheuer. „Die Stadt kann nicht endlos weiterwachsen“, sagt Schmidt.
Statt verzweifelt zu versuchen, jeden unbebauten Quadratmeter in Köln zuzubauen, solle die Stadt und sollten die politisch Verantwortlichen sich lieber einem vernünftigen Ausbau von diversen Verkehrswegen widmen. Dann werde es für mehr Menschen interessant, erschwingliche Häuser in der weiteren Umgebung Kölns zu bewohnen, statt sich in der Stadt zu drängen.