AboAbonnieren

„Bitte nicht wieder die liebe Frau Reker“JP Weber präsentiert im Senftöpfchen sein neues Programm

Lesezeit 3 Minuten
JP Weber singend mit Flitsch auf der Bühne

JP Weber präsentiert im Senftöpfchen sein neues Programm „Wer die Wahl hat, hat die Qual“.

Unter dem Motto „Wer die Wahl hat, hat die Qual“ ätzt JP Weber gegen das Selbstbestimmungsgesetz, Gendern und Klimakleber.

Es ist ein schmaler Grat, auf dem JP Weber balanciert. Ein schmaler Grat zwischen Biss und Grenzüberschreitung. Das weiß er selbst, damit spielt der Kölner Karnevalist. Er sagt: „Ein bisschen polarisieren gehört dazu“ und „Kabarett darf alles“. Oder fast alles, Luke Mockridges Witze über Para-Sportler gingen dann auch ihm zu weit. „Wie kann man so blöd sein?“, fragt Weber sein Publikum. Das sei nicht mehr in Ordnung gewesen und „besonders war der Witz auch noch schlecht.“

Jörg Paul Weber gehört zu den beliebtesten Büttenrednern, die der Kölner Karneval derzeit zu bieten hat. Als Teil des Herrengedecks mit dem „Sitzungspräsidenten“ Volker Weininger und Martin Schopps sorgt er in der Vorweihnachtszeit für Furore. Und in Kölns Sälen überzeugt er vor allem dann, wenn er seine Flitsch hervorholt und anfängt zu singen – mal mit Witz, mal kritisch und mal einfach nur heimatverliebt und nostalgisch.

JP Weber witzelt über Kölner Dreigestirn

Vor begeistertem Publikum im gemütlich intimen Senftöpfchen präsentiert Weber am Mittwochabend sein neues Programm: „Wer die Wahl hat, hat die Qual“ – sein Motto für die Session 2024/2025. Musikalisch überragend, pointenreich und bissig, an der einen oder anderen Stelle geschmacklich streitbar.

Mit „Beim Konfetti jitt et kei Brung“ singt er gegen Rechtsextremismus, lästert dabei über den Osten. Er stöhnt über die SPD, CDU und ganz besonders über die Grünen. Nach einem ereignisreichen Jahr mit der Fußball-Europameisterschaft in Köln – ganz besonders gut gefallen hätten ihm die „Röckchen“ der Schotten – und Olympia („war auch schön“), kämen nun die wirklich interessanten Zeiten. Und damit meine nicht Weihnachten bzw. „Christelovend“, sondern die Wahlen: „Vielleicht kriegen wir auch nen heißen Feger, aber bitte nicht wieder die liebe Frau Reker.“

Weber stichelt gegen die „Klimakleber“, gegen das Gendern und ganz besonders gerne ätzt er über das Selbstbestimmungsgesetz. Auch „Arsch huh“ ginge ihm auf die Nerven, er kritisiere lieber unterschwelliger. Nicht gerade subtil ist dabei seine Lästerei über die „Loss-mer-singe-Pfiffis“. Auch gegen das Umland schießt der Köln-verliebte Weber: „Ich hab ja nichts gegen 4000-Einwohner-Dörfer, drei Nachnamen, alles gut.“

Nun könnte man darüber streiten, ob seine Witze über Juden, die sich einmal um den oft nachgesagten Geschäftssinn und einmal um die Beschneidung drehen, wirklich als jüdische Witze und nicht als Judenwitze durchgehen, da er selbst Katholik ist und ihm somit das Attribut der Selbstironie fehlt. Auch seine Kommentare zum designierten Dreigestirn von der Stattgarde Colonia Ahoj bewegen sich am Rande der Grenzwertigkeit: „Die sind vaginal intolerant.“ Lauter Lacher. „Der kommt super auf der Pripro.“ Noch lauteres Gelächter. „Da sind alle am Arsch.“

Mit seiner Stimme und seinem Spiel auf Gitarre oder Mandoline entlockt er seinem Publikum Applaus und „Gänsehaut“-Rufe. Weber spielt sowohl Eigenes wie das neue „Wer die Wahl hat, hat die Qual“, das schnell zum Mitsingen anregt, oder „Der letzte Wage es immer ne Kombi“ als auch Altbekanntes wie „Loss mer singe“ von den Bläck Fööss oder „Ich ben ene Kölsche Jung“ von Fritz Weber.