Kölsche Kippa KöppJüdischer Karnevalsverein in Köln gegründet
Köln – Mit den „Kölsche Kippa Köpp“ hat sich der erste jüdische Karnevalsverein nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Die Nachricht ist neu, der Verein nicht. „Offiziell haben wir uns im November 2017 zusammengefunden. Aber wir gehen erst jetzt an die Öffentlichkeit“, sagte Präsident Aaron Knappstein auf Anfrage. Auch innerhalb der jüdischen Gemeinde Köln sei das jecke Engagement noch nicht bekannt. „Kölner Juden waren immer Teil des vielfältigen karnevalistischen Lebens, aber lange Zeit nicht sichtbar. Das wollen wir ändern und zeigen, dass der jüdische Karneval schon immer einen festen Platz in der Stadt hatte.“
Jedenfalls bis 1933. „Mit der Verfolgung durch das Naziregime fanden die Aktivitäten der jüdischen Karnevalisten ein jähes Ende“, sagte Knappstein. Etwa ein Dutzend Mitglieder zählen die „Kölsche Kippa Köpp“. Die meisten sind bereits in anderen Karnevalsvereinen aktiv. Knappstein gehört zu der Stattgarde Colonia Ahoj, seine Vorstandskollegen Patric, Carlos und Frank Levy sind bei den Blauen Funken und Schriftführer Volker Scholz-Goldenberg bei der KG Alt-Köllen.
Die „Kölsche Kippa Köpp“ sehen sich in der Tradition des „Kleinen Kölner Kegelklubs“ (KKK). Der wurde 1922 ins Leben gerufen und war im Ursprung tatsächlich ein Kegelverein, ebenso wie die im gleichen Jahr gegründete „KG Altstädter“ und die 1926 gegründete „Sr. Tollität Luftflotte“. In seinem Buch „Der Kölner Karneval in der Zeit des Nationalsozialismus“ erinnert der Historiker Marcus Leifeld an die Anfänge des KKK, der sich rasch vom Kegel- in einen Karnevalsverein wandelte und „Kleiner Kölner Klub“ nannte.
Gründer und Präsident war der Textilgroßhändler Max Salomon. Der war ein Karnevalist durch und durch. Er trat bereits 1910 bei der „KG Kuventsmöhne“ unter Präsident Fritz Herold im „Colosseum“ in der Schildergasse auf. Seine bekannteste Figur in der Bütt war die „Kölsche Marktfrau“. Der Verein gehörte zwar nicht dem „Festausschuss des Kölner Karnevals“ an und zog auch nicht mit im Rosenmontagszug, spielte aber dennoch eine aktive Rolle im Karneval mit Kostümfesten, Prunksitzungen und Maskenbällen. Allein im Jahr 1928 gab es mehrere Sitzungen und einen Festball. Präsident Salomon war eng mit Albrecht Bodde, Präsident der Großen Kölner, Gerhard Ebeler, Karl Berbuer und Willi Millowitsch befreundet. Bis 1930 sind öffentliche Veranstaltung des KKK bekannt, danach nicht mehr. Leifeld vermutet, dass sich die Mitglieder ab 1933 nur noch intern getroffen haben.
Falafel und Kölsch für geladene Gäste
Die erste Veranstaltung des neuen „KKK“ ist ein karnevalistischer Frühschoppen für geladene Gäste unter dem Motto „Falafel und Kölsch“ am Karnevalssonntag, 3. März. Nach einer Führung durch die Synagoge Roonstraße spricht Marcus Leifeld zum Thema „Juden im Kölner Karneval“. Für die kommende Session planen Aaron Knappstein und seine Mitstreiter eine Stehsitzung eventuell in einem Brauhaus. „Wir lassen es langsam angehen. Bei uns kann übrigens jeder mitmachen. Auch Menschen nichtjüdischen Glaubens.“ Der „KKK“ unter Max Salomon lud seinerzeit zunächst in das Weinrestaurant Heiß in der Antonsgasse ein und schaffte 1928 den Sprung in die Wolkenburg.