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Krippe aus StahlBesondere Kunst-Installation in Sankt Peter in Köln

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Der in elf Teile zerlegte Schiffscontainer steht mitten im Kirchenschiff von Sankt Peter.

Köln – Wer in diesen Tagen das weite Teile des Jahres leere Kirchenschiff der Kunst-Station Sankt Peter betritt, wird ein völlig neues, irritierendes Raumgefühl erleben: Mitten in der romanisch-spätgotischen Kirche, die auf römischen Fundamenten steht, wurde ein alter Schiffscontainer abgestellt, zersägt in elf gleich große Gerippeteile. Rostiger Stahl, Lackreste, Gips, Isolierung, Drähte und Teppich sowie Fensterelemente lassen erahnen, dass der Container nicht allein zu Transportzwecken da war, sondern auch bewohnt wurde.

„Jonah’s Whale“ heißt die Arbeit des gebürtigen Algeriers Nida Sinnokrot, der heute in Boston und Jerusalem lebt. Der Container, der von israelischen Siedlern bewohnt wurde, bevor er Palästinensern als Büro diente, ist dem Künstler ein Symbol des internationalen Welthandels und ökonomisch-politischer Kreisläufe, die zu internationalen Instabilitäten und Konflikten führen. Der Container als Flüchtlingsunterkunft, als provisorische Behausung, wird zum zeitgenössischen, aktuellen Bild des Stalls der herbergslosen Maria und Joseph – eine Krippe bar jeder Romantik, ein nachgerade schonungsloser Einblick in die Unmenschlichkeit der Situation Heimatvertriebener. Mit dieser Position beteiligt sich Sankt Peter am Kölner Krippenweg.

Sankt Peter: Gemeinde aus Kirchen-Mittelschiff vertrieben

Die Gemeinde von Sankt Peter wird während der gesamten Ausstellungszeit, also immerhin über Weihnachten und Drei Könige hinaus bis Ende Januar, aus dem Mittelschiff ihrer Kirche vertrieben, der Altar ist kaum zu sehen. Pater Stephan Kessler schreibt in seinem aktuellen Gemeindebrief, die „transnationale Installation macht aus der Gemeinde, die Weihnachten feiert, Heimatlose, Abgewiesene und Vertrieben wie in Bethlehem – damals und heute. Sinnlich sind wir so ganz nah am Geschehen der Menschwerdung Gottes.“

Als im Mai 2016 das Kölner Erzbistum in Kooperation mit der Hilfsorganisation Moas (Migrant Offshore Aid Station) ein Flüchtlingsboot an den Rhein holte, und Kardinal Woelki dieses gar als Altar für den Fronleichnamsmesse nutzte, sorgte das für viel Aufsehen. Das Boot sollte an das Schicksal der Flüchtlinge erinnern, die über das Mittelmeer kommen und zu Tausenden ertrinken, und dabei Fragen zu sozialer Gerechtigkeit und Globalisierung aufwerfen. Der Schiffscontainer tut dies auf eine ganz andere, tiefgründigere Art, zumal in der Weihnachtszeit – ein Besuch lohnt sich.