Markus Schönbein ist Mobilitätstrainer bei der KVB. Er übt mit älteren und beeinträchtigten Menschen das sichere Bus und Bahn fahren. Die kostenlosen Trainings sind Monate im Voraus ausgebucht.
„Setzt euch niemals auf den Rollator“Kölner Mobilitätstrainer macht Senioren fit für das sichere Bahn fahren
Für diejenigen, die regelmäßig mit Bus oder Bahn fahren, ist es tägliche Routine: einsteigen, einen Platz finden, wieder aussteigen, die Bahnlinie wechseln, weiterfahren bis zum Ziel. Klingt einfach, ist es aber nicht für alle. Vor allem ältere und in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen stehen oft vor Hindernissen. Oder haben Angst, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Weil sie ungeübt darin sind, sich unsicher fühlen oder schlechte Erfahrungen gemacht haben. Menschen wie ihnen möchte Markus Schönbein helfen.
Schönbein arbeitet als Mobilitätstrainer bei den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB). „Die KVB ist deutschlandweit das einzige Unternehmen, das diese Trainings anbietet“, sagt er. Täglich gibt er Senioren und beeinträchtigten Menschen kostenlose Sicherheitsschulungen. In mehreren Terminen – die Anzahl richtet sich nach den Bedürfnissen der jeweiligen Gruppe – behandelt Schönbein verschiedene Aspekte rund um die Nutzung von Bussen und Bahnen.
Köln: KVB-Mobilitätstrainer gibt Tipps für das sichere Bahnfahren
Luise Kretschmer wird von ihrer Tochter zum Training von Markus Schönbein begleitet: „Ich würde gern zumindest kurze Strecken allein mit der Bahn fahren“, sagt die 87-Jährige, die in Vingst wohnt. Mit ihrer Tochter zusammen klappe das Bahnfahren gut, aber allein traue sie sich nicht. „Daher fahre ich meistens mit dem Taxi.“ Das möchte sie gern ändern.
Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe
- Entwarnung nach Brand Feuer in U-Bahn-Haltestelle am Ebertplatz gelöscht
- Streit um Ost-West-Achse Stadt Köln hält Gutachten der Tunnelgegner für fehlerhaft
- Zeugen gesucht Frau wird in Köln von KVB-Bahn erfasst und schwer verletzt
- Leserbriefe Ost-West-Achse „Die Kölner Tunnellösung grenzt an Größenwahn“
- Bezirksregierung hat Bedenken Stadtrat entscheidet erst 2025 über Kölner Ost-West-Achse
- „Längere Vorbereitung gewähren“ Bezirksregierung stoppt Entscheidung über neuen Kölner U-Bahn-Tunnel
- Kommentar zum Ausbau der Ost-West-Achse Schluss mit dem Stillstand
Die Teilnehmenden üben das sichere Ein- und Aussteigen – auch mit Stock, Rollator und Rollstuhl –, lernen, wo der sicherste Platz im Fahrzeug ist und erfahren, wie sie barrierefreie Strecken zurücklegen, ohne Treppen nutzen zu müssen. Außerdem erklärt Schönbein, wie man Sicherheitseinrichtungen wie Notrufsäulen an Haltestellen bedient: „Die findet ihr an jeder U-Bahnhaltestelle und darüber bekommt ihr immer Hilfe. Wenn ihr euch verfahren habt, der Aufzug nicht funktioniert und ihr nicht wegkommt.“ Luise Kretschmer kennt dieses Problem: „In Vingst ist oft der Aufzug kaputt.“ Mit ihrem Rollator schaffe sie es dann nicht ohne Hilfe aus der U-Bahnstation hinaus.
Darum ist das Kommunizieren mit anderen Fahrgästen so wichtig
In seinen Trainings bezieht Markus Schönbein die Teilnehmenden mit ein, stellt Fragen, gestikuliert viel, spricht sie direkt und auf eine kumpelhafte Weise an: „Niemals dürft ihr einen Stock, einen Schirm, eine Hand oder sonst irgendein Körperteil in eine sich schließende Tür halten. Lasst das!“ Wenn die Lichtschranke das nicht registriert, die Tür sich schließt, der Fahrer losfährt, „dann sind die Verletzungen groß“.
Wenn, dürfe man sich nur mit dem ganzen Körper in die Tür stellen. Schönbein führt es in einer Straßenbahn vor, die extra für das Training auf dem Sondergleis am Stadion in Müngersdorf steht. Die Lichtschranke in der Tür sorgt dafür, dass sich diese wieder öffnet.
„Wenn ihr einsteigt und wacklig auf den Beinen seid, bittet einen anderen Fahrgast, sich in die Lichtschranke zu stellen, bis ihr auf einem Platz sitzt“, empfiehlt Schönbein. „Kommunikation ist das A und O. Sprecht Leute an, bittet sie um Hilfe. Die allermeisten helfen gern.“ Und in der Regel würden sie Platz für ältere oder eingeschränkte Menschen machen.
Schönbein zeigt den Schulungsteilnehmern, wo der sicherste Platz in der Bahn ist, wenn alle Sitze belegt sind. „Beim Bremsen fällt man immer in Fahrtrichtung, also Richtung Fahrer.“ Deshalb sei es wichtig, sich nach dem Einsteigen sofort eine sichere Stelle zu suchen und dort festzuhalten. „Setzt euch niemals auf euren Rollator. Niemals!“ Auch bei niedriger Geschwindigkeit sollte man sich immer festhalten, bestenfalls gleichzeitig mit beiden Händen: an einer Stange und an einer Halteschlaufe.
„Eine Vollbremsung bei niedrigem Tempo ist viel gefährlicher als bei hohem, weil sie abrupter passiert. Die Bahn steht dann sofort und ihr fliegt hin“, erklärt Schönbein. Auf der Rückfahrt vom Stadion zurück in die Stadt zeigt er der Gruppe auf freier Strecke, wie sich eine Notbremsung anfühlt, die er vorher per Durchsage ankündigt. Danach wissen alle Teilnehmenden, warum man möglichst sitzen, sich gut festhalten und während der Fahrt nicht in der Bahn herumlaufen sollte.
Die Nachfrage nach den kostenlosen KVB-Trainings ist groß
„Ich liebe meinen Job. Das ist genau mein Ding“, sagt Schönbein. Von 2006 bis 2011 arbeitete er selbst als Bahnfahrer bei der KVB. Seit elf Jahren ist er als Mobilitätstrainer im Einsatz. Die Nachfrage ist groß: Seine Trainings sind Monate im Voraus ausgebucht. Regelmäßig schult er Gruppen aus Sozialeinrichtungen, etwa aus Werkstätten, in denen Menschen mit Behinderungen arbeiten. „Ich bin provokant. Aber ich bekomme oft positive Rückmeldungen, dass Menschen durch die Schulungen eigenständiger werden und ich ihnen helfen konnte, ihre Ängste zu überwinden.“
Wer Interesse an einem Training hat, kann sich an Markus Schönbein wenden: markus.schoenbein@kvb.koeln