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Erstes Kölner Urteil 2020Ladendieb musste über Neujahr ins Gefängnis

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Der angeklagte Ladendieb beim Prozess im Kölner Amtsgericht.

Köln – Heute gefasst, morgen schon verurteilt; das ist das Prinzip des Kölner Schnellgerichts. Bis zu einer Woche können Beschuldigte ohne festen Wohnsitz in Deutschland festgehalten werden, um ihnen den schnellen Prozess machen zu können. Zum Jahresauftakt saß im Amtsgericht auch ein 22-Jähriger im beschleunigten Verfahren auf der Anklagebank; über Silvester war er in Haft.

Köln: Anwalt wollte Einstellung des Verfahrens

Es sei doch schon Strafe genug, dass sein Mandant den Jahreswechsel in der JVA Ossendorf habe verbringen müssen, sagte Verteidiger Frank Hatlé und regte die Einstellung des Verfahrens ein. Der Mandant habe große Ängste im Gefängnis ausgestanden, er sei sehr beeindruckt von der Haft.

„Das ist ja gut so“, bemerkte die Staatsanwältin; sie stimmte einer Einstellung nicht zu. Es sei ja nun mal Sinn im beschleunigten Verfahren, dass Beschuldigte kurzzeitig in Haft kämen.

Köln: Mit Handy auf Saturn-Toilette verschwunden

Hatlé vertrat einen Ladendieb, der bei Saturn auf der Hohe Straße ein Smartphone gestohlen hatte. Dazu hatte er die gesicherte Plastik-Hülle des Geräts mit auf die Toilette genommen, sie dort zertreten und das so freigelegte Handy in die Hosentasche gesteckt. Ein Ladendetektiv stellte den Dieb hinter dem Kassenbereich am Ausgang des Geschäfts.

„Ich will nur noch raus“, sagte der sichtlich beeindruckte Mann unter Tränen und berichtete von seiner Familie, die in Rumänien auf ihn wartete.

Köln: Freudenschrei nach Urteilsverkündung

Er wäre zum Geldverdienen nach Köln gekommen, zuvor sei er auf Baustellen zweimal nicht bezahlt worden. Dann sei aufgrund Geldmangels er auf die dumme Idee gekommen zu stehlen. „Das tut mir leid“, sagte der Mann.

„Das ist ein Fall erbärmlicher Armutskriminalität“, sagte der Verteidiger. 150 Euro Geldstrafe hieß es am Ende; es war das erste Urteil des Jahres 2020. Einen Jubelschrei  stieß der 22-Jährige aus, als die Richterin  die Aufhebung des Haftbefehls verkündete. Nach sechs Tagen Haft kam er frei.