US-Rapper Macklemore verwandelte die Lanxess-Arena am Freitagabend zur größten Hausparty Kölns.
Macklemore in der Lanxess-Arena„In Köln kann man keinen schlechten Tag haben“
„Heute Abend will ich euch alle schwitzen sehen. Das ist der Abend, wir reißen hier die Hütte ab“, heizt US-Rapper Macklemore (39) dem Publikum ein, als er am Freitagabend das erste Mal auf die Bühne der Lanxess-Arena in Köln-Deutz kommt - und er verspricht nicht zu viel.
Mit knapp 14.300 Zuschauerinnen und Zuschauern sei Köln, so Macklemore, das größte Publikum auf der „Ben-Tour“, die nach Macklemores viertem Studio-Album benannt ist. Der in Seattle als Ben Haggerty geborene Musiker bewegt sich darin - wie schon in seiner gesamten Karriere - zwischen Gute-Laune-Pop und kräftigen Hip-Hop-Sounds.
Aus der Verschmelzung von Beidem ergibt sich eine positive und authentische Energie, die sich in seiner starken Präsenz auf der Bühne äußert. Die ist für die Verhältnisse eines Weltstars sehr minimalistisch gehalten. Macklemore trägt weißes Hemd ohne Ärmel, über das er wechselnd einen blauen Blazer, einen Pelzmantel und eine Lederjacke wirft. Seine Band aus Schlagzeuger, DJ, Gitarrist und Bläsern hilft ihm maßgeblich bei seiner Mission, eine riesige Party zu schmeißen.
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Macklemore bringt Tones and I in die Lanxess-Arena
Als dann schon mit dem Eröffnungslied „The Chant“ das erste Mal die Flammen aus dem Boden emporsteigen, verzeiht man Macklemore sogar die 90-minütige Verspätung. Zudem hat zuvor die australische Sängerin Tones and I („Dance Monkey“) zum Aufwärmen schon eine eigenständige Show aufgetischt.
Nach einer standesgemäßen Begrüßung verkündet Macklemore: „Ich weiß auch nicht warum, aber hier kommt die Musik einfach am besten an. Ich habe das Gefühl, in Köln kann man keinen schlechten Tag haben“, womit er den Stimmungsmacher „No Bad Days“ einleitet. Spätestens jetzt hat es die ganze Arena aus den Sitzen gerissen.
Als Macklemore bereits 2016 die Lanxess-Arena zum Beben brachte, war er noch mit dem Produzenten Ryan Lewis unterwegs. Das Erfolgsduo stand nie bei einer großen Plattenfirma unter Vertrag, Macklemore ist somit seit Beginn seiner Musikkarriere 2000 ein unabhängiger Künstler. Von 2008 bis 2016 hatten die beiden einen Lauf, der ihnen 2012 einen Grammy für „The Heist“ als bestes Rap-Album einbrachte. 2016 gingen Macklemore und Ryan Lewis dann im Guten auseinander.
Die großen Hits „Thrift Shop“ und „And We Danced“ dürfen natürlich bei seiner Party nicht fehlen. „Packt mal bitte eure Handys weg. Heute Abend haben wir nur zwei Aufgaben: Feiern und Liebe verbreiten“, sagt der Rapper kurz bevor er eines seiner emotionalsten Lieder anspielt. „Same Love“ ist nicht nur eine Hymne für gleichgeschlechtliche Liebe, sondern für die Gleichheit aller Menschen. Und als das Kölner Publikum an diesem Abend den Refrain leidenschaftlich mitsingt, wird die Botschaft genauso klar, wie einst bei der Grammy-Verleihung 2014 – als 33 Paare heirateten, während Macklemore das Lied performte.
Macklemore spricht mit Kölner Publikum über Ängste und Zweifel
An vielen Stellen wird Macklemore sehr intim und wendet sich direkt ans Publikum. Er spricht über Ängste und seine Begeisterung darüber, dass er inzwischen derart große Shows spielen kann. Man nimmt es dem Rapper ab. Denn der dreifache Familienvater scheint einfach ein positiver und energiegeladener Mensch zu sein.
Macklemore kennt aber auch die Tiefen des Lebens. 2008 begab er sich wegen Alkohol- und Drogensucht in Behandlung und erholte sich zunächst. Im Interview mit der Nachrichtenagentur „spot on“ gab er bekannt, dass er 2020 einen Rückfall hatte und sich daraufhin wiederum in Entzug begab.
Auch diese Seite teilt er mit dem Kölner Publikum, als er den neuen Song „I Need“ auf die Bühne bringt. Darin beschreibt er den exzessiven Lebensstil eines weltweit bekannten Rappers – Respekt, Frauen, Geld und Macht – der ihn dann am Ende des Songs umbringt. Umgesetzt wird das an diesem Abend mit zwei Tänzerinnen, die auf ihm tanzen und twerken, bevor sie ihm dann symbolisch mit zwei Fingern den Todesschuss geben.
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Was während „I Need“ passiert, verleiht dem restlichen Abend einen umso befreienderen Charakter. Das Publikum singt und rappt gekonnt bei „Wings“, „Good Old Days“ und „Downtown“ mit, bevor der Refrain von „Glorious“ die Decke zum Beben bringt. Macklemore lässt dabei nicht nur keinen seiner Hits aus, sondern trifft auch jeden einzelnen Ton und jede Silbe.
Kurz vor dem großen Finale nimmt er sich gebührend Zeit, um sein gesamtes Team auf der Bühne vorzustellen und sich bei allen und dem Publikum für den Abend zu bedanken. Danach verwandelt sich die Lanxess-Arena in die wohl größte Hausparty Kölns. Bei der Party-Hymne „Can't Hold Us“ schwingen auch alle Oberränge das Tanzbein. Spätestens als Macklemore sich von der Menge tragen und feiern lässt, kann man seine Mission als erfüllt betrachten.
„Das habe ich gemeint. Verdammt nochmal, genau so schmeißt man eine Party“, ruft der Rapper seinen Fans zu, nachdem sie ihn wieder auf die Bühne zurückgetragen haben. Den Abend beendet Macklemore dann mit einer aufrichtigen und intimen Liebeserklärung an das Kölner Publikum und dem Versprechen, bald wiederzukommen.