Kritik an NotfallpraxisMängel hätten sich in der Uniklinik Köln vermeiden lassen
Köln – Ein unübersichtliches Gelände, ein unbeleuchtetes Schild, die Pförtnerloge dunkel, die Klingel schlecht zu finden, innen kein Hinweis auf Öffnungszeiten – was Priska-Maria Tschirch-Klaschik am Dienstag den Mitgliedern des Gesundheitsausschusses des Stadtrats schilderte, ließ die Notfallpraxis, die Mitte Januar auf dem Gelände der Uniklinik in Lindenthal eröffnet hat, nicht gut aussehen. „Das ist die Realität“, sagte die Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, „ich dachte, da ist kein Mensch“.
Tschirch-Klaschik gehört dem Beirat des Vereins „Ärztlicher Notdienst Köln-West Pulheim“ an, dessen Notdienstpraxis geschlossen wurde. Um zu testen, was Patienten in der neuen Praxis im Gebäude der Orthopädie und Unfallchirurgie der Uniklinik erwartet, hatte sie kürzlich eine Probefahrt unternommen. Die dortige Notdienstpraxis sei zwar ein „Provisorium“, sagte die Vereinsvorsitzende Birgitta Freifrau von Heereman, und „im Prinzip macht das nichts, auch so kann man gute Medizin bieten“. Doch die Praxis sei unter Zeitdruck eröffnet worden, wovor der Verein immer gewarnt habe; bei anderem Vorgehen hätten sich die Mängel vermeiden lassen.
Verunsicherung in der Bevölkerung sei groß
Das ändere allerdings nichts an der schlechten Erreichbarkeit für die Weidener. „Die Verunsicherung in der Bevölkerung ist groß“, sagte sie, das zeigten die „circa 120 Anrufe pro Woche auf unserem weiterleitenden Telefonanschluss“. Eine „Rundumversorgung“ in zumutbarer Nähe sei nicht mehr garantiert.
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Anlass der Diskussion war, dass die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KV) den Notdienst in Köln neu ordnet. Kritiker befürchten eine Unterversorgung. Drei Praxen sind bereits geschlossen, es folgen jene in Chorweiler und Mülheim, fünf bleiben bestehen. Hinzugekommen ist die zentrale linksrheinische Notdienstpraxis der Uniklinik. Künftig sollen alle derartigen Praxen an Krankenhäuser angegliedert sein, auch um deren Notfallambulanzen zu entlasten. Die Schließung der Praxis in Chorweiler ist bis Ende dieses Jahres aufgeschoben. Tom Wattenberg, Vorsitzender des Vereins „Ärztlicher Notdienst – Der Kölner Norden“, der die Einrichtung trägt, sagte, sie versorge 9000 bis 10000 Patienten im Jahr. Schließe sie, werde ein Großteil zum Heilig-Geist-Krankenhaus abwandern. Zwar verstehe er den Wunsch nach Umstrukturierung, doch für Chorweiler ergebe sich eine „Verschlechterung“.
Rau befürwortet Merheim
Erneut wurde am Dienstag Kritik daran laut, Merheim als Krankenhaus der Maximalversorgung zu übergehen und am Krankenhaus Kalk die zentrale rechtsrheinische Notdienstpraxis anzusiedeln. Holger Baumann, Geschäftsführer der Kliniken der Stadt Köln, strich im Vergleich zu Kalk vor allem den Vorteil heraus, dass den Standort Merheim viel mehr Menschen in kürzerer Zeit erreichen könnten. Sozialdezernent Harald Rau machte sich ebenfalls für Merheim stark: „Da will ich nicht lockerlassen.“
Auch auf Chorweiler habe er ein besonderes Augenmerk. Ausschussvorsitzender Ralf Unna wiederholte seine Bedenken bezüglich der KV-Pläne: „Da ist viel verschlimmbessert worden.“ Er appellierte „an die Beteiligten, nachzuverhandeln“ und bat die KV, demnächst die Ergebnisse des „Optimierungsprozesses“ vorzulegen.