Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Natürlich, nachhaltig, smartKölner verkauft Teppiche aus Wolle von Rheinschafen

Lesezeit 3 Minuten
16.04.2025 Köln. Martin Hoffmann hat ein Start-up gegründet und stellt aus der Wolle der Kölner Rheinschafe neue Teppiche her. Foto: Alexander Schwaiger

Martin Hoffmann hat ein Start-up gegründet und stellt aus der Wolle der Kölner Rheinschafe neue Teppiche her.

Martin Hoffmann kombiniert mit seinem Start-up regionale Materialien mit Nachhaltigkeit und bietet maßgeschneiderte Teppiche im Jahrgangsprinzip an.

Bilder, Gläser oder Müslischalen mit kölschen Motiven darauf – kennt jeder. Echte Heimatliebe kann sich allerdings auch auf dem heimischen Fußboden zeigen: zum Beispiel mit einem Teppich aus der Wolle von Kölner Rheinschafen.

Martin Hoffmann, von Hause aus Architekt, wollte die Schafe am Rhein eigentlich nur für ein längeres Projekt fotografieren und hatte deswegen Kontakt zu Schäfer Thomas Schneider, dessen Bentheimer Landschafe unter anderem am Rhein grasen und die Wiesen dort pflegen. Hoffmann erfuhr bei der Gelegenheit, dass Schafwolle oftmals keine Abnehmer findet und fragte sich: Was könnte man mit einem Rohstoff, den es in ausreichendem Maß gibt, so anstellen? Ganz fern lag ihm das Thema nicht: Schon in seinem Studium hatte Hoffmann sich mit sogenannten kreislauffähigen Materialien beschäftigt, mit Rohstoffen, die nach der Nutzung in den natürlichen oder technischen Kreislauf zurückgeführt werden können.

Der Kölner informierte sich darüber, wie viel Wolle so eine Herde überhaupt liefert. „500 Tiere ergeben rund 1,5 Tonnen Wolle pro Jahr, das macht pro Schaf drei Kilogramm“, erzählt Hoffmann an einem grauen Aprilmorgen am Rhein. Er wollte ein Produkt auf den Markt bringen, das komplett natürlich ist, von dem alle Kölner etwas haben können, eines, das dem ursprünglichen Material folgt: also tendenziell eher grob und nicht fein ist.  Schafwolle halt. Und kam so auf einen Teppich.

Der Rohstoff Schafwolle hat nicht nur den Vorteil, dass es ihn in ausreichender Menge gibt, er wirkt sich außerdem auch positiv auf die Raumluftqualität aus, berichtet Hoffmann, reguliert beispielsweise die Raumluftfeuchte. Plus: Schafwolle kann bestimmte Schadstoffe aus der Luft absorbieren. 

Hoffmann recherchierte also, wie Wolle verarbeitet wird. Er erfuhr, dass sie zunächst sortiert und gewaschen werden muss, bevor es in die Verarbeitung geht. Das Sortieren übernimmt Schäfer Schneider, dann geht es in eine Wäscherei in Belgien, „das ist aus Köln gut zu erreichen“. Der Jungunternehmer („das ist ein mit sehr viel Idealismus betriebenes Projekt“) fand jemanden, der die Wolle in Deutschland zu Garn verspinnt und in Ungarn ein Unternehmen, das aus dem Garn die cremeweißen Teppiche webt. Hoffmann kümmerte sich selbst um den Internetauftritt und die Instagram-Seite, textete, bastelte Logos – und baute sich so nach und nach sein eigenes Start-up auf. 

Der Kölner will ab diesem Sommer Jahrgangsteppiche anbieten. Das heißt: Die Tiere werden im April oder Mai geschoren, ab Juni oder Juli soll man die Teppiche vorbestellen können, ausgeliefert wird die Ware dann im Dezember. Je nach Teppichgröße können 100 bis 200 Kunden im Jahr bedient werden. Der Plan ist: Hoffmann kauft Schäfer Schneider ungefähr die Woll-Menge ab, die er laut Vorbestellungen braucht. Kundinnen und Kunden können den Teppich in ihrer individuellen Wunschgröße bestellen, das Ganze funktioniert über ein Kontaktformular auf Hoffmanns Webseite. 

Wer unsicher ist, ob der Teppich wirklich etwas für das eigene Zuhause ist, kann sich bei Hoffmann einen Muster-Teppich bestellen. Der ist in etwa so groß wie ein Bettvorleger und wird gegen Hinterlegen einer Pfandsumme verschickt – das Geld gibt es zurück, wenn auch der Musterteppich wieder bei Hoffmann gelandet ist. 

Die erste Resonanz auf die komplett natürlichen Kölner Teppiche sei positiv, sagt Hoffmann. So präsentierte er im Januar sein neues Produkt bei den Passagen im Machwerkhaus. „Die Leute fassen die Teppiche direkt an und kamen auch darüber ins Gespräch, das freut mich total. Viele finden auch den Kontrast Stadt und Natur spannend.“ Hoffmann plant noch weitere Pop-up-Events, um Rheinwolle, so heißt sein Start-up, bekannter zu machen. Unter anderem will er beim Sunday Funday am 25. Mai im Bürgerhaus Stollwerck ausstellen.