Drama um Liebe, Sex, Tod, HoffnungHennes braucht eine neue Anneliese
Köln – Es ist das Ende eines zweieinhalbjährigen Dramas, das von Liebe, Sex, Demütigung und Tod handelt: Anneliese, die zarte Ziegendame, ist gestorben. Sie war Lebenspartnerin von Hennes VIII., Geißbock und stolzes Maskottchen des mächtigen 1. FC Köln. So glaubte man zumindest, doch Hennes war ein gebrochener Mann. Was ist nur passiert?
Im Herbst 2014 wurde Anneliese Hennes aus einem Dortmunder Zoo zugeführt. Sie war nur halb so alt wie er, aber beeindruckt von dem Bock, den Tausende vergöttern, der mehrere Autos hat und der in einem Luxusdomizil im Kölner Zoo residiert, inklusive automatischer Wellness-Bürste.
Wahre Ziegen-Liebe
Auch Hennes verliebte sich in das aparte Geschöpf. Doch ein medizinischer Schicksalsschlag belastete von Beginn an das junge Glück: Hennes war kastriert.
Für immer also musste die Vereinigung von Hennes und Anneliese in Form von gemeinsamen Zicklein unvollendet bleiben. Nach nicht einmal einem halben Jahr suchte Anneliese die Nähe zu anderen Böcken und gebar ein Kind. Hennes, blind vor Liebe, umsorgte es wie sein eigenes. Nur ein Jahr später war Anneliese wieder schwanger, diesmal sogar mit Zwillingen. Vater war ausgerechnet der schöne Ernie, ein enger Freund von Hennes, und im Gegensatz zu ihm im Vollbesitz der Manneskraft.
Ernie gab Anneliese das einzige, was Hennes ihr nicht zu geben im Stande war. Die nächste Demütigung für den FC-Bock. Hennes schwor Anneliese trotzig ewige Treue, so wie es die Fans dem 1.FC Köln schwören. Wieder kümmerte er sich rührend um den Nachwuchs, der nicht sein leiblicher war.
Tod durch Fehlgeburt
Jetzt wurde bekannt, dass Anneliese bereits Ende Januar starb – an einer Fehlgeburt. Hennes musste also erneut ertragen, dass sich seine Liebe einem anderen hingegeben hatte. Doch Hennes durchfloss ein Gefühl der Befreiung, er widmete sich wieder ganz dem Fußball.
Prompt gewann der FC, dessen Wohl so eng mit dem des Geißbocks verwoben ist, gegen Darmstadt und Wolfsburg. Die Euphorie verflog aber so plötzlich wie sie gekommen war, Hennes’ innere Zerrissenheit schlug mit voller Härte zurück: ein Punkt aus den vergangenen vier Spielen.
Unvollendete Romanze
Hennes VIII. sitzt noch immer einsam in seinem edlen Stall und schaut auf die Stiefkinder, Menetekel einer unvollendeten Romanze. Sein Herz ist gebrochen, es wird ein trauriger zehnter Geburtstag sein, den er am Freitag verlebt. Aber ein Bock wie er, der so viel Liebe geben kann, dass er darüber sich selbst vergisst, darf nicht allein bleiben.
Er braucht eine neue Anneliese. Eine, die vor allem den Ziegenbock in Hennes sieht, und nicht den Fußball-Star mit der automatischen Wellness-Bürste. Eine, die keinen Kinderwunsch hegt und die Hufe vom schönen Ernie lässt. Und das bitte schnell, am Samstag spielt der FC gegen Ingolstadt.