Max Leinfelder malte schon live vor 30.000 Menschen. Der Künstler spricht über seine Inspiration und seinen Prozess beim Malen mit KI.
Zwischen Rave und MalereiKölner Künstler malt seine Bilder im Zusammenspiel mit KI
Bananen, Küken, düstere, abstrakte Gestalten, die wie Dämonen wirken. Und immer wieder Augen, groß, rund und aufgerissen. Warum Augen bei seinen Bildern eine solche Rolle einnehmen, weiß Künstler Maximilian Leinfelder selbst nicht so genau. „Ich kann das nicht wirklich erklären“, sagt der 28-jährige Kölner. Kürzlich erschien seine neueste Kollektion.
„Augen sind immer das Letzte, das ich male. Mit ihnen bekommt das Bild Leben. Es schaut zurück. Ich möchte den Leuten das Gefühl geben, dass ich sie sehe und wahrnehme.“ Gefühle sind auch das, was ihn bei seinem Schaffensprozess leitet: „Ich arbeite in der Malerei nach Emotionen. Ich habe Lust auf eine Farbe und dann fange ich einfach an und lasse mich treiben.“
Kölner Künstler malt mit KI
Leinfelders Kunst ist wohl das, was man als modern bezeichnen kann: Bei seinen Bildern arbeitet er teils mit Künstlicher Intelligenz (KI) zusammen. „Ich habe eine Bildsprache entwickelt. Das heißt, ich arbeite nicht über Prompts, wie das gewöhnlich gemacht wird.“ Prompts sind Befehle, über die eine KI Aufträge ausführt, also etwa einen Text oder ein Bild generiert. „Stattdessen male ich physisch, scanne oder fotografiere das Bild, gebe es der KI und lasse sie es weiterinterpretieren. Das mache ich so lange, bis etwas herauskommt, das mir gefällt. Dann bearbeite ich das Ergebnis oder übermale es, so lenke ich die KI in eine Richtung“, erklärt Leinfelder.
Manchmal seien es nur Puzzlestücke des Gesamtwerkes, die von der KI ergänzt werden, manchmal größere Ausschnitte oder das Bild in Gänze. „Wenn ich dann endlich so weit bin zu sagen, es ist fertig, lasse ich es drucken. Dann wird noch einmal übermalt.“ Für andere Künstler habe er sich stets wenig interessiert, sagt Leinfelder. „Das war immer ein Nachteil – aber inzwischen ist es mir zum Vorteil geworden, weil ich mir nichts abgucken konnte. Ich mache das, worauf ich Lust habe und probiere viel aus.“
Geprägt habe ihn aber sein Vater Franz Leinfelder, der seinerseits Künstler ist. „Seit meiner Geburt bin ich mit Kunst in Verbindung. Kunst war für mich wie Fahrradfahren“, sagt er. Auch sein Großvater war Maler. Das Familiensiegel drückt Leinfelder aus Stolz auf diese Kunstgeschichte auf seine Bilder. Bewusst will er mit seiner Kunst verstaubte Normen aufbrechen. „Ich arbeite nicht mit Galerien. Die wollten mich am Anfang eh nicht, jetzt mache ich das alleine.“
Inzwischen sind seine Kollektionen fast immer ausverkauft, Leinfelder verdient damit seinen Lebensunterhalt. „Dieses Konzept von ‚Ich habe eine weiße Wand und da hängen meine Bilder dran‘ – das hat mir nicht gereicht. Ich möchte die Menschen vollständig einnehmen, dass sie Musik spüren, einen Film sehen, dass Emotionen verbreitet werden. Ich möchte eine Geschichte erzählen“, sagt er.
Max Leinfelder: Neue Kollektion „Techno Chicks“ schon fast ausverkauft
Wenn er seine Bilder zeigt, geschieht das daher praktisch immer im Rahmen eines besonderen Events. Seine Vernissagen, zu denen er gerne bekannte Influencer einlädt, wirken exzentrisch und perfekt inszeniert. Zuletzt, am vergangenen Mittwochabend, baumelten seine Bilder versiegelt in einem Kölner Eventraum auf der Aachener Straße in Ketten von der Decke. Kaufte jemand ein „Techno Chick“, so der Name der neuen Kollektion, befreite Leinfelder, ohne Hemd, dafür mit Fellmantel, das Werk mit einem Bolzenschneider.
30 kleine, quadratische Bilder zu je 600 Euro umfasst die Kollektion, die am 29. November erschien – 25 davon gingen allein am Releaseabend weg. Im Anschluss lud er zum Rave ein.
2022 malte der Kölner sogar live auf der Bühne vor 30.000 Menschen bei den Techno-Festivals Parookaville und Sonnemondsterne mit Musik, Feuer, Tanz und mit Farbe bekleckert. „Techno ist für mich Inspiration, es ist oft ohne Worte. Man fühlt nur die Musik“, sagt er über die Verbindung der Musik zu seinen Bildern.