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„Hännesche op Melote“Mit dem Kölner Puppentheater auf dem Melatenfriedhof

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Wolfgang Oelsner, Frauke Kämmerling und Josef Hastrich (v.l.n.r.) am Grab von Johann Christoph Winters.

Lindenthal – Wer den richtigen Zeitpunkt erwischt und den Blick eine Weile fest auf die Gesichtszüge von Johann Christoph Winters heftet, wird mit einem Augenzwinkern belohnt. Dies würde zwar an ein Wunder grenzen, denn der Mann, der 1802 das Kölner Hänneschen-Theater gründete, ist aus Stein. Aber wir befinden uns nicht irgendwo, sondern an einem heiligen Ort. Auf dem Melatenfriedhof. Wolfgang Oelsner, der diese Gunstbezeugung - „im Gegenlicht könnte es klappen“ - in Aussicht stellte, hat einen besonderen Spaziergang über den Friedhof ausgearbeitet. Die Exklusiv-Führung „Hännesche op Melote“ für den „Förderverein der Freunde des Kölner Hänneschen-Theaters“ rückt Grabstellen von Menschen in den Mittelpunkt, die einen besonderen Bezug zum Hänneschen hatten.

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Das Grab von Johann Christoph Winters, dem Begründer des Kölner Hänneschen-Theaters.

Der etwa 90-minütige Rundgang begann an der Gedenkstätte für Winters. Wo sich sein tatsächliches Grab befunden hat, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit feststellen. „Er ist 1862 bitterarm gestorben und in einem Armengrab beigesetzt worden. Mit ganz viel Glück könnte es in der Nähe der Stelle sein, an der das Denkmal steht.“ Aufgestellt wurde die Skulptur des Bildhauers Stefan Kaiser 2002. In dem Jahr wurde das Hänneschen-Theater 200 Jahre alt. Sie zeigt den Theaterleiter und mit Hänneschen, Bärbelchen, Tünnes und Schäl einige der wichtigsten Figuren der Puppenspiele. „Mittlerweile ist das Denkmal ein Blickfang auf dem Friedhof, den häufig Gruppen gezielt ansteuern“, erzählt Wolfgang Oelsner.

Mit QR-Code über das Hänneschen lernen

Künftig können die Besucher noch an Ort und Stelle viel über den Gründer, die Figuren und das Theater erfahren. Seit ein paar Tagen gibt es einen QR-Code, der via Smartphone in die Welt des Hänneschens führt. „Johann Christoph Winters wurde vor 250 Jahren in Bonn geboren. Quasi als Geburtstagsgeschenk haben wir den Theatergründer in die Jetztzeit geholt“, sagt Josef Hastrich, Vorsitzender des Fördervereins. Wolfgang Oelsner weist darauf hin, dass der QR-Code für Winters eine absolute Ausnahme auf Melaten ist. „Wir sind froh, dass es geklappt hat. Es war allerdings nur möglich, weil es eine Gedenk- und keine Grabstätte ist.“

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Mit einem QR-Code könne Besucherinnen und Besucher mehr über das Hänneschen-Theater erfahren.

Eine Station des Rundgangs auf den Spuren des Hänneschen-Theaters war das Grab von Max-Leo Schwering, der als Oberbürgermeister dafür sorgte, dass es am 15. August 1948 im Hörsaal I der Universität erstmals nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder hieß: „He wed Hännesche jespillt“. Auf dem Spielplan stand das Abendstück „Meister Nikola“. Eigentlich. Oelsner erinnerte daran, dass das Stück einen Tag vor der Premiere abgesagt werden musste, weil dem Autor Willy Reinartz eine bedenkliche Nähe zum NS-Regime nachgesagt wurde. „Zu Unrecht, wie sich rasch heraustellte. Daher wurde sein Meister Nikola sofort wieder ins Programm genommen.“

Alternativvorstellung war ein einziges Chaos

Das über Nacht zum Abendstück umfunktionierte Kinderstück „Hännesche op der Fahrt noh’m Jlöck“ fluppte überhaupt nicht. Der damalige Spielleiter Karl Funck berichtete später, dass die Vorstellung ein einziges Chaos gewesen sei, weil dem Ensemble überhaupt keine Zeit für die notwendigen Proben blieb. Laut Funck klappten die Laufwege hinger d’r Britz nicht, musste beim Text improvisiert werden und als auch noch die Jagdhütte vom Ständer fiel, seien alle Akteure einer Ohnmacht nah gewesen. Das Publikum einschließlich OB Schwering sollen aber begeistert gewesen sein.

Wichtig für die Entwicklung des Hänneschen-Theaters von einem Start-up im Jahre 1802 zu einem Erfolgsmodell waren zudem Männer wie Johann Jakob Wittgenstein, der als Bürgermeister Johann Christoph Winters immer wieder die Erlaubnis verlängerte, sein Puppenspiel aufzuführen, oder wie Matthias Joseph de Noël, der als Verantwortlicher für den ersten Maskenzug 1823 dafür sorgte, dass Figuren aus den Hänneschen-Theater mit dabei waren. Frauen, die die Geschicke des Puppenspiele lenkten, gab es auch. In der Historie des Theaters tauchen mit Maria Magdalena Königsfeld und Elisabeth Bey zwei Frauen auf, die nach dem Tod ihrer Ehemänner das Hänneschen als Chefinnen weiterführten.

Patenschaft soll an Theaterleiterinnen erinnern

Weil diese Gatten Peter Klotz und Joseph Peter Klotz hießen, werden die Theaterleiterinnen in der Chronik als erste und zweite Witwe Klotz bezeichnet. Das ist nicht nur etwas verwirrend, sondern auch der Bedeutung der Frauen nicht angemessen. Das sieht der Förderverein ebenso. Mit einer Patenschaft für die Grabstelle sollen die einstigen Theaterleiterinnen stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden. Das Projekt geht maßgeblich auf Frauke Kemmerling zurück, deren Amtszeit als Intendantin Ende des Monats endet. Es war ein Genuss, den Brauchtumsexperten Karnevalskenner und Hänneschen-Fan Wolfgang Oelsner bei der Expedition „Hännesche op Melote“ zu begleiten. Seine Ausführungen waren kenntnisreich, kurzweilig und inspirierend. Derzeit sind keine weiteren Führungen „Hännesche op Melote“ geplant.