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„Wollten Land ohne Krieg zeigen“Südstadt-Musiker vertont Film über das friedliche Afghanistan 1969

Lesezeit 3 Minuten
Alessandro Palmitessa (zweiter von links) und sein Ensemble

Alessandro Palmitessa (2.v. l.) hat die Musik zu einem Schwarz-Weiß-Film über ein friedliches Afghanistan komponiert.

Am 10. November stellen Alessandro Palmitessa und das Ensemble die Schallplatte und die Schwarz-Weiß-Doku in der Südstadt vor.

Die Bilder von Krieg und Zerstörung haben eine lange Lebensdauer, sie überlagern die kollektiven Erinnerungen aus anderen Zeiten. Wer denke bei Afghanistan heute denn noch an ein Land, wo einmal Ruhe und Unbeschwertheit herrschten? „Wir wollten ein friedliches Afghanistan zeigen, ein Territorium ohne Bombeneinschläge“, erzählt Jazzmusiker Alessandro Palmitessa.

Der in Köln lebende Saxophonist, der in der Südstadt das Menschensinfonieorchester an der Lutherkirche leitet, hat die Musik zu einer 45-Minuten langen Doku mit dem Titel „Afghanistan, 1969“ arrangiert und komponiert. Am 10. November wird die neue Platte „I don’t wat your war. Afghanistan 1969“ um 19 Uhr im „Plattenladen“, Siegfriedstraße 1, im Rahmen der Vorführung der Doku präsentiert.

Internationales Ensemble

Die Doku zeigt Aufnahmen aus dem Jahre 1969: Die junge Italienerin Anna Bavicchi reiste damals durch Afghanistan und hat mit ihrer Super-8-Kamera ihre Reise festgehalten. Aus dem Filmmaterial hat das Filmarchiv „Archivio Nazionale del Film di Famiglia“ in Bologna, wo die Aufzeichnungen verwahrt wurden, einen 45-minütigen Stummfilm kreiert. „In den Aufnahmen sieht man eine Frau, wie sie in Kabul umhergeht. Man sieht einen Markt, aber auch Landschaftsszenen. Alles ist ruhig. Das war die Zeit, in der Frauen studieren konnten, Miniröcke trugen“, erzählt Palmitessa.

Der italienische Jazzmusiker hat für die Vertonung internationale Musiker um sich geschart: Palmitessa selbst spielt Klarinette, Saxophon und Perkussion, Cosimo Erario Gitarre, der WDR-Jazzpreisträger Bassem Hawar Djoze die irakische Spießgeige und Daud Khan Sadozai das afghanische Zupfinstrument Rubab. Die Sängerin Almut Kühne hat einen Gastauftritt. Die Idee zum Projekt stammt von Filmemacher und Videokünstler Geremia Carrara.

Palmitessa: Schwer, afghanische Musiker zu finden

Die Live-Aufnahmen sind bei verschiedenen Auftritten, wie zum Beispiel beim Moers Festival 2022, entstanden. „Es ist ein Glück, dass der in Köln lebende afghanische Musiker Daud Khan Sadozai bei dem Projekt mitmacht. Es ist heute schwer, afghanische Musiker in Deutschland zu finden“, so Palmitessa. Sadozai habe sich auch nur deswegen auf das Projekt eingelassen, weil das Ensemble und der Film das Bild eines positiven Afghanistan zeige und nicht abermals das eines terrorgeplagten Landes.

Die weibliche Stimme der Sängerin Kühne sei als die Stimme der unterdrückten Frauen in Afghanistan zu verstehen. Musikalisch treten verschiedene Klangkulturen in einen Dialog. Auf der A-Seite der Platte stehen, so Palmitessa, traditionelle Klänge im Vordergrund. Irakische und afghanische Melodien treffen auf jazzige Passagen und Improvisationen. „Die B-Seite bringt die italienische Tarantella zusammen mit zeitgenössischeren und modernen Harmonien.“ Auch in der Musik soll sich die Ablehnung jedweder Unterdrückung sowie Gewalt widerspiegeln: Kurze Melodien, improvisierte Passagen und Stimme wechseln sich hierbei ab.

Vinyl-Präsentation mit Filmvorführung von „Afghanistan 1969“ am Freitag, 10. November um 19 Uhr in der Siegfriedstraße 1, Eintritt frei.