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Historisches KölnNeues Buch beleuchtet Geschichte der Festungsarchitektur

Lesezeit 2 Minuten
Henriette Meynen und Andreas Kupka bei der Buchvorstellung in der Ulrepforte.

Henriette Meynen und Andreas Kupka bei der Buchvorstellung in der Ulrepforte.

2000 Jahre lang verschanzte sich Köln mit großem Aufwand hinter Festungsbauten und sich mehr und mehr ins Umland ausdehnten. Geblieben sind Überreste aus allen Epochen.

Manche Relikte prägen selbstbewusst das Kölner Stadtbild, manche führen ein regelrechtes Untergrunddasein. So wie der Mauerrest des Bollwerks, das ab dem 15. Jahrhundert vor der Severinstorburg errichtet wurde, um die Kölner Verteidigung an die aktuelle Waffentechnik anzupassen. Oberirdisch ist davon nichts mehr zu sehen. Doch ein Teil des Mauerwerks ist heute in der U-Bahn-Station Chlodwigplatz zu besichtigen.

2000 Jahre lang verschanzte sich Köln mit großem Aufwand hinter Festungsbauten, die stets auf dem aktuellen Stand gehalten werden mussten und sich mehr und mehr ins Umland ausdehnten. Geblieben sind Überreste aus allen Epochen, die sich munter über das gesamte Stadtgebiet verteilen.

Als „Reiseführer“ für Laien gedacht

Einigen dieser Relikte widmet sich der neue Band „Festungen in Nordrhein-Westfalen“ der Deutschen Gesellschaft für Festungsforschung (DGF), die damit eine kompakte auf aufwändig bebilderte Einführung in das weite Feld der militärhistorischen Sehenswürdigkeiten vorlegt. Die Neuerscheinung zeichnet die Entwicklungsgeschichte der Kölner Verteidigungsanlagen vor allem in der Zeit zwischen dem 16. und dem 20. Jahrhundert nach, nimmt aber auch 19 weitere NRW-Städte in den Blick.

„Das Ganze ist als Reiseführer für ein interessiertes Laienpublikum gedacht“, sagt Andreas Kupka, Mitherausgeber und Präsident der 1981 gegründeten Gesellschaft. Weitere Bände liegen bereits für Bayern, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Thüringen und Hessen vor. In NRW sei jedoch traditionell besonders emsig gebaut worden, so Historiker Kupka bei der Buchvorstellung in der Ulrepforte: „Weil hier ein ständiger kultureller Austausch gewesen ist, sei es friedlich oder kriegerisch.“ Man befindet sich eben mitten in Europa.

Fachbegriffe werden im Glossar erklärt

Wissenschaftlich fundiert, aber verständlich schildern die Autoren die Hintergründe von Festungsarchitekturen zwischen Rhein und Weser und unternehmen zum Schluss einen Abstecher zum Westwall aus nationalsozialistischer Zeit. Fachbegriffe werden in einem Glossar erklärt, für Städtetouristen gibt es Besichtigungshinweise. Anschaulich wird das Buch durch Karten, historische Kupferstiche und hochwertige (Luft-)Aufnahmen von Forts, Burgen und Kasernen in ihrer heutigen Gestalt.

Ergänzt werden sie durch digitale Oberflächenscans, die die topografischen Gegebenheiten sichtbar machen. Viele Bauten prägen Städte und Landschaften fast schon auf kunstvolle Weise, so wie die 1545 errichtete Zitadelle Jülich mit ihrem zackigen Grundriss. Manche Bauformen wiederholten sich in vielen Städten, sagt Henriette Meynen, ebenfalls in der DGF aktiv.

Eine Zitadelle wie in Jülich sei sogar in Japan gebaut worden. Die Forscher hoffen, mit der Buchreihe das Verständnis für den Erhalt der Anlagen zu fördern. Es handele sich zwar um „unbequeme“ Denkmäler, sie seien jedoch Teil des kulturellen Erbes.

„Festungen in Nordrhein-Westfalen“, Verlag Schnell & Steiner, 296 Seiten, ISBN: 978-3-7954-3416-8, 16,95 €.