Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Glosse zu historischem RatsbeschlussIn Köln sind Neujahrsgrüße ab Mittwoch verboten

Lesezeit 2 Minuten
Neuer Inhalt (1)

Alt­stadt-Pan­orama mit Sil­ves­ter-Feu­er­werk, gesehen vom Deutzer Ufer aus (Archivbild)

Köln – Ein frohes neues Jahr allerseits!

Bisschen spät dran, der Herr Journalist, mag der ein oder andere jetzt denken. Kollege Helmut Frangenberg am Schreibtisch schräg gegenüber knurrte mich jedenfalls scharf an, als ich ihn nach Rückkehr aus meinem Urlaub damit begrüßte. Der Jahreswechsel liege mehr als zwei Wochen zurück, die Zeit der guten Wünsche sei vorbei.

Ist sie das? Und ab wann wird es peinlich, jemandem noch ein „frohes Neues“ zuzurufen. Die Stuttgarter Benimm-Expertin Agnes Jarosch, Mitglied des Deutschen Knigge-Rates, hält Neujahrswünsche bis Mitte Januar für durchaus angebracht. Nach dem 15. Januar sollten sich Berufstätige die traditionelle Begrüßung aber besser sparen, sie klinge dann doch etwas merkwürdig. Eine offizielle Regel gebe es natürlich nicht.

Das könnte Sie auch interessieren:

Was für den Rest der Welt gilt, trifft für Köln allerdings nicht zu; hier hat alles seine feste Ordnung. Am 3. Januar 1642 entschied der Rat der Stadt, dass man den Neujahrsgruß bis zum 21. Januar aussprechen darf, dem Gedenktag der Heiligen Agnes.

Schutzpatronin der Jungfrauen und Keuschheit

Daran erinnerte der 2013 verstorbene Vorsitzende des Haus-und Grundbesitzervereins und Mitbegründer der Historischen Gesellschaft, Hanns Schaefer, vor Jahren einmal einen Ratspolitiker. Wenngleich die Kölner vor vier Jahrhunderten eine etwas andere Wendung gebraucht haben sollen: „E jlöcksillich Neujahr.“

Adam Wrede bestätigt es in seinem Wörterbuch „Neuer kölnischer Sprachschatz“. Im alten Köln seien Neujahrsgrüße bis zum „Angenitendaach“ gültig gewesen, dem Agnestag. Weshalb die Stadtoberen sich seinerzeit auf den Gedenktag der Schutzpatron der Schutzpatronin der Jungfrauen, der Verlobten und der Keuschheit festlegten, bleibt mal dahingestellt.

Und weil die Frist erst am nächsten Dienstag abläuft, zum Schluss gleich noch mal: Glückseliges Neues, liebe Leserinnen und Leser – und leeven Helmut.