Die Indie-Band Madsen spielt im September in Köln. Auf ihrem Trip durch die Stadt erzählen sie von ihrem neuen Album „Hollywood“.
Konzert in Köln steht anNeuntes Album von Madsen – Hell und Dunkel treffen sich in „Hollywood“
Prießeck in Clenze im Landkreis Lüchow-Dannenberg, Niedersachsen – klingt erstmal so gar nicht nach Hollywood. Der winzige Ort aber ist Heimat der Indie-Rockband Madsen („Du schreibst Geschichte“, „Lass die Musik an“), die mit „Hollywood“ ihr neuntes Studio-Album herausgebracht haben. Die dörfliche Heimat haben sie verlassen, um mit der neuen Platte auf Deutschlandtour zu gehen, am 1. September machen sie dabei auch Halt in Köln.
Beim Interview in Köln-Ehrenfeld erzählen die Brüder Madsen (daher auch der Bandname), wie es zu dem Titel kam. „Eigentlich“, so Frontmann Sebastian Madsen, „sind wir immer so faul und benennen unsere Alben nach einem Song darauf. In diesem Fall steckt aber ein bisschen mehr dahinter.“ Der Song „Hollywood“ enthalte eine wichtige, politische Botschaft, so der 42-Jährige. „Es geht um ein geflüchtetes Kind, das einen anderen Jungen aus schwierigen Verhältnissen kennenlernt. Die beiden erzählen eine Geschichte von Empathie aus Kinderaugen.“
„Hollywood“ von der Indie-Band Madsen: Ein ambivalentes Album
Für Sebastian Madsens Bruder und Bandkollege an den Drums Sascha ist das titelgebende Lied besonders wichtig. „Es macht eine ganz andere Tür auf, was das Thema angeht und wir hoffen, dass es ein paar Leute zum Nachdenken bringt“, sagt der 39-Jährige. Das neueste Album in der 19-jährigen Bandgeschichte ist zwar Platte Nummer Neun, aber dennoch eine Premiere: Es ist das Erste, das Madsen unter ihrem eigenen Label „Goodbye Logik“ veröffentlichen. Nach zwei Verträgen mit großen Labels habe man einiges gelernt. „Das Wichtigste ist, dass es Menschen gibt, die zu uns passen und eine Kompetenz haben, in dem, was sie tun“, so Sebastian Madsen.
In Hollywood, also dem Sehnsuchtsort in Los Angeles, USA, stecke aber auch Ambivalenz: Auf der einen Seite der Traum von einer perfekten Welt, auf der anderen Seite Streiks wegen schlechter Arbeitsbedingungen und Skandale um Machtmissbrauch. „Auch auf unserem Album findet sich viel Hell und Dunkel“, sagt Sebastian Madsen. Dunkel wie (paradoxerweise) in „Wir haben immer noch die Sonne“, in dem es um Depressionen geht – „gleichzeitig aber auch darum, dass es eine Konstante gibt“, so der 39-Jährige. Nämlich die Sonne.
„Und die schert sich nicht darum, was für schlimme Dinge passieren. Sie geht immer wieder auf.“ Hell wie in „Heirate Mich“, dem fröhlich-poppig gesungenen Heiratsantrag. Im Video dazu: Trashiger Zombie-Splatter – da wären wir wieder bei Kontrasten. „Der Kern-Spirit ist dann doch ein sehr lebendiger, positiver, bunter“, so Sebastian Madsen. Den Ausflug in den wütend-rotzigen Punk, den die Band 2020 mit „Na gut dann nicht“ machte, setzt die Truppe damit nicht fort.
Apropos Ausflug: Den machen Gebrüder Madsen Sebastian, Sascha und Johannes (Gitarre) sowie Bassist Niko Maurer auf ihrer Promo-Tour gerade in Köln. Ausreichend Zeit, um die Stadt zu erkunden. „Wir haben Köln jetzt nochmal von einer anderen Seite kennengelernt, die uns wirklich ausgesprochen gut gefällt. Wir fühlen uns gerade wirklich sauwohl hier“, sagt Sascha Madsen. „Oft ist man, wenn man länger in einer Stadt ist, irgendwann genervt – von irgendetwas, von der Art, die viele Menschen an den Tag legen. Aber Köln ist echt entspannt und freundlich.“
Madsen: Köln ist Teil des neuen Albums
Auch ein Teil des Albums ist hier beheimatet: Sebastian Madsens Kumpel „Willi“ lebe hier, sagt er. Willi haben die Niedersachsen auf „Hollywood“ sogar einen gleichnamigen Song gewidmet. „Dem haben wir gestern die Platte in die Hand gedrückt“, erzählt Sebastian Madsen. „Wir machen uns hier eine sehr schöne, entspannte Zeit.“ Jeden Tag seien sie gemeinsam den Rhein rauf und runter gelaufen. „Die Vielfalt an Leuten, die sich dort jeden Abend versammelt hat, hatte etwas Ruhiges“, schwärmt er. „Ich vermisse den Rhein jetzt schon.“
Madsen spielen am 1. September Open Air in der Kantine in Köln. Karten gibt es für 39,90 Euro an den bekannten Vorverkaufsstellen. Am 2. Dezember kommt die Band für ein weiteres Konzert ins Carlswerk Victoria, hier kosten die Karten 48, 45 Euro.