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„Würdevoller Ort“Kölns OB eröffnet Kolumbarium auf Melaten-Friedhof

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OB Reker (links) und Walter Maier eröffnen das Kolumbarium auf dem Melaten-Friedhof.

OB Reker (links) und Walter Maier eröffnen das Kolumbarium auf dem Melaten-Friedhof.

Künftig können hier mehrere hundert Urnen aufbewahrt werden. Die Stadt habe vor, weitere Kolumbarien zu schaffen, so Reker.

Köln ist diverser geworden, und das soll sich auch in der Bestattungskultur widerspiegeln“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker, als sie am Donnerstag auf dem Melatenfriedhof das neue Kolumbarium eröffnete, eine oberirdische Grabstätte mit Kammern, in denen Urnen beigesetzt werden können. Entstanden ist sie aus der alten Trauerhalle, die für einige Jahre ungenutzt dastand. Auf einen Ratsbeschluss vom Juni 2022 hin wurde das denkmalgeschützte Gebäude für 3,3 Millionen Euro saniert und umgestaltet.

Die alte Halle war 1881 in neoromanischen Formen errichtet und 1916 erweitert worden. Zu den Arbeiten gehörte, die historische Dachform – ein Satteldach – wiederherzustellen und die Fassade sowie die Fenster- und Türanlagen instandzusetzen. Das Konzept für den Innenraum sei angelehnt an die „Grundstruktur einer kleinen Kirche, einer Basilika“, sagte Walter Maier vom Architekturbüro „Maier und D‘Agostino“. Am Mittelgang stehen acht mit brüniertem Messingblech verkleidete „Schränke“ mit jeweils 70 oder 56 übereinander angeordneten Kammern. Insgesamt sind es rund 500, die doppelt belegt werden können.

Belegung einer Kammer für 20 Jahre kostet 4100 Euro

Zwischen den Urnenschränken kann man auf Holzbänken verweilen. An einer Stelle stehen fest installierte Ständer für Kerzen; in einer anderen breiten Lücke findet sich eine Vorrichtung für Schnittblumen. Vor jeder Nische ist eine Natursteinplatte angebracht, auf die wie bei einem Grabstein Name, Geburts- und Sterbedatum des Verstorbenen eingraviert werden können – „in klassischer Schriftart oder künstlerisch gestaltet nach eigenem Vorbild“, wie Maier sagte. Die Gestaltung der Urnenschränke nannte er „bewusst sehr schlicht und zurückgenommen“, in Abhebung von den Grabmälern der Nachbarschaft. Je nachdem, wie das Licht einfalle, wechsle das „Raumerlebnis“.

Die Belegung einer Kammer für 20 Jahre kostet laut Manfred Kaune, Leiter des Grünflächenamts, 4100 Euro. Die Gebühr für eine Urnenwahlgrab mit Erdbestattung beträgt bei gleicher Nutzungsdauer rund 2000 Euro. Darin eingerechnet seien jedoch nicht die Kosten des Grabsteins und der Grabeinfassung, betonte Kaune. Das Interesse an „Bestattungsformen, die keine Pflegeverpflichtung für die Angehörigen mit sich bringen“, steige, sagte Reker bei der Feier, an der unter anderen Dezernent William Wolfgramm und Bestattungsunternehmer Christoph Kuckelkorn teilnahmen.

Es gibt Möglichkeiten, Kerzen anzuzünden oder Blumen ins Wasser zu stellen.

Je nachdem, wie das Licht einfalle, wechsle das Raumerlebnis, sagt Walter Maier.

Wegen der großen Nachfrage wurde in Köln das Bestattungsangebot für Urnen bereits ausgeweitet auf Urnenwahlgräber, pflegefreie Urnengräber, Baumgräber und Bestattungsgärten. Fast drei Viertel aller Bestattungen auf den 55 Kölner Friedhöfen seien Urnenbestattungen, hob Reker hervor. Auf diesen Bedarf gelte es zu reagieren. Das Kolumbarium bezeichnete sie als „wunderbares Angebot“ und „schönen, würdevollen Ort“; für die alte Trauerhalle, für die auch andere Nutzungsmöglichkeiten – etwa als Café – im Gespräch gewesen waren, habe man eine ausgezeichnete Verwendung gefunden. Sie sprach von einem „herausragenden Statement für diesen Friedhof“. Die Stadt habe vor, weitere Kolumbarien zu schaffen, „weil wir gemerkt haben, wie sehr es im Trend der Zeit liegt“.

Im dritten Quartal soll das Kolumbarium auf dem Friedhof Weiß, das ebenfalls aus einer Trauerhalle entsteht, fertig werden. Danach werde man abwarten, wie die Nachfrage sich entwickle, sagte Kaune. Für das Kolumbarium auf Melaten, das zu den üblichen Öffnungszeiten des Friedhofs besucht werden kann, gebe es bisher 30 bis 40 Anfragen. Die Belegung beginnt am 10. Juni.