Die Grünen wollen ein Namensrecht, bei dem Nachnamen von Partnern verschmelzen dürfen. Ein Kölner Paar hat das geschafft – mit einem legalen Kniff.
Verschmolzene NachnamenAus Meyer und Holl wurde Meyoll – Kölner Paar trickste beim Namensrecht
Jürgen und Nane Meyoll sind schon lange einen Schritt weiter als die Politiker im Bundestag. Das Kölner Ehepaar hat vor Jahren das gemacht, was die Grünen jetzt im Bundestag erreichen wollen. Sie haben die eigenen Nachnamen Meyer und Holl zu einem völlig neuen Namen verschmolzen.
Manchem Beobachter treibt der Vorschlag zur Namensrechtsänderung die Sorgenfalten auf die Stirn. Denn im Falle einer Umsetzung könnte es künftig etwa eine Familie „Schmüller“ geben, so die Befürchtung. De facto ist das aber schon lange möglich.
„Ich wollte nicht Meyer heißen, Jürgen nicht Holl. Doppelnamen wollten wir auf keinen Fall, und auch die Möglichkeit, dass jeder seinen Namen behält, kam für uns nicht in Frage“, sagt die Kölnerin Nane Meyoll, geborene Holl. „Jeder sollte einen Teil seines Namens beisteuern, damit beide Teile miteinander verschmelzen. So zeigt sich auch im Nachnamen unsere enge Verbundenheit.“ Und so kam die Idee, diesen kreierten Nachnamen auch rechtlich mit Brief und Siegel tragen zu dürfen.
Kölner Standesamt: Meyoll statt Meyer und Holl
Im Jahr 2005 ging der heute 57-Jährige zum Kölner Standesamt und stellte den Antrag, seinen Nachnamen in „Meyoll“ ändern zu dürfen. Der Standesbeamte stimmte dem zu. Das Paar heiratete und Nane Holl und die beiden heute erwachsenen Kinder nahmen Jürgens geänderten Nachnamen an. Die Wahl des neuen Namens sei Aufgabe des Antragstellers, teilt die Stadt mit. Der neue Name dürfe nur „nicht zu (...) Schwierigkeiten führen“.
„Die Idee dahinter war, etwas ganz Neues zu gründen“, sagen die Meyolls heute. Ohne zu wissen, ob es wirklich klappen würde, hatte Jürgen in der Verwaltung vorgesprochen. Er trug den Wunsch nach dem neuen Nachnamen vor – und der Beamte habe zugestimmt. Und tatsächlich ist der Trick auch heute möglich. Wer Meyer, Müller, Schmitz oder Schmidt heißt – im Amtsdeutsch ist das ein „Sammelname“ – hat einen triftigen Grund einen neuen Namen zu beantragen, da es laut Stadt „leicht zu Verwechselungen kommen kann“. Auch „Schmüller“ wäre also jetzt schon denkbar.
Zu den Ausnahmen, nach denen die Wahl eines neuen oder überarbeiteten Nachnamens möglich ist, zählen: einen Sammelnamen zu tragen, einen anstößig klingenden Namen zu haben, einen sehr langen, komplizierten oder schwierig auszusprechenden Nachnamen zu haben oder ein „ß“ in ein „ss“ zu ändern oder auch einen Umlaut zu wandeln („ä“, „ö“, „ü“). Kostenpunkt in Köln: zwischen 200 und 900 Euro bei einem Familiennamen. Jedes Jahr gibt es in Köln etwa 150 Änderungen des Nachnamens nach den geltenden Regeln.
Die Grünen wollen diese Vorgaben jetzt weiter lockern. „Eine Verschmelzung von Nachnamen anstelle von Doppelnamen mit Bindestrich fände ich eine erfrischende Neuerung und damit sehr charmant“, so Helge Limburg, rechtspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion.
FDP: „In der Bevölkerung besteht kein ernsthafter Wunsch einer solchen Namenskombination“
In Köln schafften die Meyolls bereits vor 18 Jahren etwas, was die FDP heute echauffiert. Die Liberalen wollen lediglich den Umgang mit Doppelnamen vereinfachen. Die von Justizminister Marco Buschmann vorgelegte Reform soll es Ehepartnern ermöglichen, gemeinsame Doppelnamen zu führen. Bislang ist es möglich, dass derjenige Ehepartner, dessen Name nicht Familienname wird, seinen bisherigen Namen dem Familiennamen voran- oder nachstellt. Der Doppelname soll nach Buschmanns Reform auch für die Kinder möglich sein.
Der Grünen-Vorstoß aber geht den Liberalen zu weit. „Anders als die Ermöglichung von Doppelnamen ist das Verschmelzen von zwei Nachnamen nicht nur unserem Namensrecht völlig fremd“, sagte diese Woche die rechtspolitische Sprecherin der FDP, Katrin Helling-Plahr. „Auch besteht in der Bevölkerung kein ernsthafter Wunsch einer solchen Namenskombination, die sich von den Grundsätzen unseres Namensrechts entfernt.“
Für Jürgen und Nane Meyoll war der verschmolzene Nachname ein ernsthafter Wunsch. Und sie setzten ihn in die Tat um. Danach stellten sie zwar fest, dass ihr neuer Name immer mal wieder angezweifelt wurde. Ein paar Jahre hätten sie daher die Namensurkunde bei sich getragen, um den fusionierten Nachnamen belegen zu können. Auch sei es aufwändig und eine Menge Papierkram gewesen, überall die Namensänderung mitzuteilen. „Aber das Ergebnis ist es in jedem Fall wert gewesen“, sagt Jürgen Meyoll.