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„Sie hat es verdient“Plakette für Kölner Widerstandskämpferin an Kaiserin-Augusta-Schule – erster „Frauenort“

Lesezeit 3 Minuten
Fabian Selle, Helmuth Caspar von Moltke, Monika Kleinefenn und Ulrich Soénius (v.l.) bei der Vorstellung der Tafel für Freya von Moltke.

Fabian Selle, Helmuth Caspar von Moltke, Monika Kleinefenn und Ulrich Soénius (v.l.) bei der Vorstellung der Tafel für Freya von Moltke.

Das Projekt will wichtige Frauen aus der Landesgeschichte mehr ins öffentliche Bewusstsein rücken. Jetzt wurde Widerstandskämpferin Freya von Moltke geehrt.

Das Projekt „Frauenorte NRW“ will bedeutende weibliche Persönlichkeiten aus der Landesgeschichte sichtbarer machen und ihre Leistungen ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Nun hat Köln seinen ersten „Frauenort“ bekommen: Am Mittwoch wurde am Georgsplatz eine an der Kaiserin-Augusta-Schule angebrachte Tafel eingeweiht, die an die Widerstandskämpferin Freya von Moltke erinnert.

Von Moltke machte Abitur an der Kaiserin-Augusta-Schule

Träger des Projekts ist der Frauenrat NRW, ein Zusammenschluss von 50 Frauenverbänden. Ihm hatte die Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln in Kooperation mit der „Freya von Moltke-Stiftung für das Neue Kreisau“ vorgeschlagen, einen „Frauenort“ zum Gedenken an die Widerstandskämpferin zu schaffen.

Geboren wurde die Bankierstochter 1911 in einem Haus am heutigen Vorplatz des Hauptbahnhofs. Zwei Jahre später zog die Familie zum Georgsplatz um. An der Kaiserin-Augusta-Schule, die sich damals am Kartäuserwall befand, legte sie das Abitur ab. Sie studierte in Köln Jura und wurde in Berlin promoviert. Zusammen mit ihrem Mann Helmuth James Graf von Moltke und dem befreundeten Ehepaar Peter und Marion Yorck von Wartenburg gründete sie den nach dem Familiensitz der Moltkes benannten „Kreisauer Kreis“, eine Widerstandsgruppe, die von 1940 bis 1944 aktiv war.

Nach dem Krieg übersiedelte die Familie in die USA

Freya von Moltke organisierte mehrere Treffen. 1945 wurde ihr Mann von den Nazis hingerichtet. Nach dem Krieg lebte sie mit ihren beiden Söhnen in Südafrika, bevor sie 1960 in die USA übersiedelte. Nach 1990 wurde das ehemalige Familiengut in Kreisau, heute Krzyżowa in Polen, mit ihrer Hilfe zu einer internationalen Begegnungsstätte für die deutsch-polnische und europäische Verständigung. Anfang 2010 starb sie in Norwich in Vermont.

2011 fanden anlässlich ihres 100. Geburtstags mehrere Veranstaltungen in Köln statt, darunter ein Festakt mit Bundespräsident Christian Wulff. Dies habe Freya von Moltke „in das Gedächtnis der Stadt zurückgebracht“, sagte Ulrich Soénius, Direktor der Stiftung Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchivs.

„Ausrufezeichen für die Demokratie“

Eine Folge der Erinnerung war, dass 2012 am Deichmannhaus, in dessen Vorgängerbau die Widerstandskämpferin zur Welt gekommen war, eine Gedenkstele aufgestellt wurde. 2018 wurde in Deutz eine Straße nach ihr benannt. Monika Kleinefenn, Vorsitzende des Frauenrats NRW, würdigte sie als „Vorbild für uns alle“. Die Plakette diene der Erinnerung und sei zugleich „ein Ausrufezeichen für das Rechtsstaatsprinzip und die Demokratie“.

„Sie hat es wirklich verdient, anerkannt zu werden“, so Helmuth Caspar von Moltke, Sohn des Widerstandspaars und Vorsitzender des Stiftungsrates der Freya von Moltke-Stiftung. Seine Mutter, die „ihr ganzes Leben eine stolze Rheinländerin geblieben“ sei, habe viel getan für die Aussöhnung zwischen Polen und Deutschen.

„Das Leben und Wirken Freya von Moltkes verstehen wir als Teil unserer Schulgeschichte“, sagte Fabian Selle, Vorsitzender der Fachkonferenz Geschichte an der Kaiserin-Augusta-Schule. „Es ist für unsere Schule eine Ehre, eine Plakette für unsere bedeutende Abiturientin zu erhalten, die uns immer daran erinnern soll, dass kritisches Denken, Zivilcourage und das Eintreten für Demokratie zu jeder Zeit und gerade auch heute essenziell für eine offene Gesellschaft sind.“