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Seit acht Jahren KrebsKölner Polizist startet Spendenaktion für schwer erkrankte Lara

Lesezeit 3 Minuten
Die elfjährige Lara liegt in einem Krankenhausbett, neben ihr Dirk Rohde, der für sie Spenden sammelt

Lara (11) aus Köln ist schwer an Krebs erkrankt, Dirk Rohde hat eine Spendensammlung ins Leben gerufen. Das Foto haben Laras Eltern freigegeben.

Die Ärzte wollen das Mädchen nicht aufgeben. Die Spendensammlung im Internet übertrifft alle Erwartungen.

Der Anblick des Fotos ist nur schwer zu ertragen. Darauf zu sehen ist Lara, sie liegt mit geschlossenen Augen in einem Bett der Kinderonkologie in der Kölner Uniklinik. Vor acht Jahren haben Ärzte bei dem Mädchen ein Neuroblastom festgestellt, eine bösartige Tumorerkrankung des Nervensystems. Sie betrifft hauptsächlich Kleinkinder im Alter bis zu sechs Jahren.

Es folgten viele Therapien, aber immer wieder kehrte der Krebs zurück. Und nun, seit kurzem, mit voller Macht. Die Elfjährige bekommt zurzeit wieder eine starke Chemotherapie, unter deren Nebenwirkungen sie leidet. „Nun gibt es nicht mehr viele Therapien. Die Ärzte versuchen, Lara noch weitere Lebenszeit zu verschaffen. Wieviel Zeit, das kann niemand vorhersagen“, sagt Dirk Rohde.

Lara hat mit ihren elf Jahren überhaupt noch nicht richtig gelebt.
Dirk Rohde, Kölner Polizist und Freund der Familie

Der Kölner Polizist, der 2017 eine eigene schwere Krebserkrankung überstanden hat und sich seitdem ehrenamtlich in der Krebshilfe engagiert, hat diese Woche über die Internetplattform GoFundMe eine Spendenkampagne für die Kölner Familie ins Leben gerufen (hier geht es zum Spendenaufruf). Mit Laras Eltern Michaela und Bernd Wienbrandt, sagt Rohde, habe man entschieden, das Foto des Mädchens im Krankenbett zu veröffentlichen. „Wir haben bewusst ein realistisches Bild ausgewählt. Jeder soll sehen, was Krebs ist und was diese Krankheit mit Kindern macht“, sagt Rohde. Lara habe mit ihren elf Jahren überhaupt noch nicht richtig gelebt. „Lassen wir alle gemeinsam ihre verbleibende Zeit auf dieser Welt mit Leben füllen.“

Das ursprüngliche Spendenziel waren 20.000 Euro – es wurde innerhalb von zwei Tagen übertroffen. Bis Donnerstagmittag haben schon mehr als 1700 Menschen gespendet, mehr als 40.000 Euro sind bisher zusammengekommen. „Das überwältigt mich total“, sagt Rohde, der nach seinem überstandenen Zungenbodenkrebs seit 2017 wieder Motorradstreife in der Innenstadt fährt. Mit dem Geld wollen Laras Eltern unter anderem eine teure Immuntherapie finanzieren, die bislang nur für Erwachsene freigegeben ist. Die Familie hat einen Antrag zur Kostenübernahme bei ihrer Krankenkasse gestellt, aber das Ergebnis steht noch aus.

Familie Wienbrandt mit Sohn Max (3) und Lara (11), die schwer an Krebs erkrankt ist

Familie Wienbrandt mit Sohn Max (3) und Lara (11), die schwer an Krebs erkrankt ist

Lara kenne er seit fünf Jahren, erzählt Rohde. Ihre Mutter habe sich damals über seinen Facebook-Blog bei ihm gemeldet und ihn gebeten, einmal mit ihrer Tochter zu sprechen. Sie sei sehr verschlossen, schrieb die Mutter. „Weil ich selbst betroffen war, kenne ich die Ängste, Sorgen und Schmerzen, die man als Betroffener hat. Und ich weiß, wie sich eine Chemo anfühlt“, sagt Rohde. Er traf das Mädchen, das noch einen dreijährigen Bruder hat. Inzwischen sehen sie sich regelmäßig.

Mit der aktuellen Chemotherapie versuchen die Ärzte derzeit, zumindest die schlimmsten Auswüchse der Krebserkrankung zurückzudrängen. „Lara leidet sehr unter der Chemo. Ihr ist oft übel“, sagt Rohde. Das gesamte Knochenskelett des Mädchens sei inzwischen von Metastasen befallen. Die geplante Kreta-Reise in den Sommerferien, auf die das Mädchen sich lange gefreut hatte, mussten die Eltern kurzfristig auf eigene Kosten stornieren, damit Lara ihre neue Chemotherapie beginnen konnte. Auf eine Reiserücktrittsversicherung hatte sich bei Laras Krankheitsbild kein Versicherungskonzern eingelassen.

„Aber die Ärzte wollen sie nicht aufgeben“, sagt Dirk Rohde. Auch Lara habe noch Träume. Sie wolle nach Kreta reisen, lässt ihre Mutter ausrichten, Reiten, vielleicht Sarah Connor treffen – und ein Konzert von Leony besuchen. Zukunftspläne. Fürs Erste aber, sagt Dirk Rohde, gehe es ums Weiterleben.