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Kinder fanden LeicheKölner Prozess um zerstückelten chinesischen Koch neu aufgerollt

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Der Angeklagte beim Prozessauftakt (Archivbild)

Der Prozess um die zerstückelte Leiche eines chinesischen Kochs geht in die nächste Runde. Und alles sieht danach aus, als könne der Angeklagte am Ende den Saal als freier Mann verlassen, auch wenn er schuldig gesprochen wird.

So zumindest mutmaßt es der Verteidiger, der sich mit seiner Einschätzung auf die sogenannte Halbstrafenregelung bezieht. Danach kann ein Angeklagter unter bestimmten Voraussestzungen nach der Hälfte der festgesetzten Strafe auf freien Fuß kommen.

BGH kassierte Kölner Urteil

Im November vergangenen Jahres hatte der BGH das Urteil wegen Totschlags gegen den 38-jährigen Angeklagten Jitao W. aufgehoben. Das Landgericht hatte W. zu fünf Jahren und zehn Monaten verurteilt. Die obersten Richter sahen in der Revisionsverhandlung allerdings auch die Möglichkeit einer milderen Bestrafung, da W. nicht in Tötungsabsicht gehandelt haben könnte und deshalb lediglich eine Verurteilung wegen Körperverletzung mit Todesfolge auszusprechen sei.

Sollte das Landgericht, vor dem die zweitägige Verhandlung ab Dienstag nun lediglich aufs Strafmaß bezogen neu aufgerollt wird, dies genau so sehen, könnte W. aufgrund der milderen Strafe vorzeitig entlassen werden. Er sitzt immerhin schon seit mehr als zwei Jahren im Gefängnis und war strafrechtlich zuvor nie in Erscheinung getreten.

Spielende Kinder entdecken Leichenteile des Kochs am Rheinufer

Das Geschehen war einer der aufsehenerregendsten Fälle in der Kölner Kriminalgeschichte. Spielende Kinder hatten den Torso einer Leiche 2016 in Plastiksäcken am Rheinufer entdeckt. Ein Jahr später waren es Schulkinder bei einem Ausflug im Wald, die weitere Leichen teile fanden. So ungewöhnlich der Fall, so spektakulär waren die Ermittlungsmethoden, zu denen die Polizei mit Hilfe von Spezialisten der Münchener Rechtsmedizin hinsichtlich der Identität des Toten hatte greifen müssen.

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Eine molekularbiologische Untersuchung hatte erst 2018 zur Festnahme von Jitao W. geführt, der inzwischen in München als Koch arbeitete. Er war Landsmann des getöteten chinesischen Kochs. Die beiden waren erbitterte Konkurrenten und Spezialitätenköche in einem Kölner Restaurant. In dem reinen Indizienprozess hatte das Landgericht 2019 die Dauerfehde zwischen den beiden als Motiv für den Totschlag gesehen und Jitao W. zu fünf Jahren und zehn Monaten verurteilt.

Jitao W. hatte stets seine Unschuld beteuert und sein Anwalt deshalb auf Freispruch plädiert. Die Anklage wollte W. für neun Jahre hinter Gitter sehen. Der BGH hatte das Rechtsmittel der Staatsanwaltschaft als nicht erfolgsversprechend abgeschmettert.

Nach Beschluß des BGH ist nun lediglich eine mildere Strafe, keineswegs ein Freispruch möglich.