Müll fliegt aus den FensternRatten bevölkern den Kölnberg – Plage wird schlimmer
Köln – Eine volle Windel fliegt aus einem der oberen Stockwerke auf den Boden. Direkt nach dem dumpfen Klatsch-Geräusch rennt eine Ratte zu dem weißen Päckchen, riecht und knabbert kurz daran. Dann läuft sie ein paar Meter weiter, wo gerade eine volle Mülltüte aufgeprallt ist und genug Essbares bietet. Sofort machen sich mehrere Ratten und Tauben über die Reste von Chips, Eiern und Weißbrot her. Es stinkt wie auf einer Müllhalde. „Die Situation ist entsetzlich. Die Rattenplage hier am Kölnberg hat sich in den letzten Wochen noch verschlimmert“, sagt Sozialarbeiterin Azbiye Kokol.
Seit Corona verbringen die Bewohner dieses Hochinzidenz-Stadtteils mehr Zeit zu Hause – und entsorgen oftmals den Müll direkt per Wurf über das Balkongeländer. Nun kommt die Hitze und lässt die Essensreste noch stärker riechen.
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Die Häuser auf dem Kölnberg sind im Privatbesitz verschiedener Eigentümer. Die Stadt ist nur für die Straßen selbst und die Kanalisation darunter zuständig. Das Gesundheitsamt hat die Grundstücke aber jüngst begangen und festgestellt, „dass die Situation untragbar“ sei, wie ein Stadtsprecher sagte. Die Hauseigentümer und Verwaltungen seien abermals aufgefordert, den Müll aufsammeln zu lassen und auf die Mieter einzuwirken, diesen künftig nicht mehr herunterzuschmeißen. Jeden Morgen wird der Abfall zwar von dem Wiesen-Sand-Gemisch vor den Hochhäusern entsorgt. Über den Tag hinweg landet dann aber immer mehr auf dem Boden.
Spenden für neuen Spielplatz
Die Mülltonnen stehen unten vor den Eingängen, die Müllschlucker sind schon seit vielen Jahren außer Betrieb. Unter anderem aus Brandschutzgründen sind sie in Nordrhein-Westfalen verboten. Also muss bis zu 27 Etagen herunterfahren, wer den Müll regelgerecht entsorgen will. Zwei Aufzüge gibt es dazu pro Hausnummer für mehrere hundert Wohnungen. Wegen Corona sollen nicht mehrere Haushalte gleichzeitig mit dem Aufzug fahren. Entsprechende Wartezeiten sind also programmiert. „Wenn die Menschen sehen, dass der Nachbar den Müll auch rausschmeißt, denken sich wahrscheinlich viele, dass sie ja dafür nicht extra runterfahren müssen“, sagt Kokol. Es müssten nun alle Hausverwaltungen an einen Tisch gebracht werden, um Lösungen zu finden. Eine wäre eine Neugestaltung der Spielplätze auf den Innenhöfen, die zumindest die Hemmschwelle für Vermüllung heben würde. Mehr als 200.000 Euro an Spendengeld sind dafür schon zusammengekommen.
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4000 Menschen leben auf dem Kölnberg. Eine der größten Hausverwaltungen ist die SHV, deren Leiter Werner Esser unter anderem die Mieterauswahl im größten Hochhaus als „gelinde gesagt falsch“ bezeichnet. Die Menschen entzögen sich „ganz konkret der zivilisierten Verhaltensweise“ wie der ordentlichen Müllentsorgung. Bis zu einer Tonne Rattenköder seien dann unwirksam, wenn die Tiere stattdessen zwischen Döner und Pizza entscheiden könnten. Im Einzelfall seien Mieter angezeigt worden, nachdem sie beim Rauswerfen von Müll erwischt worden waren. Die Verfahren wurden eingestellt.