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„Durchbruch für Risikogruppe“Wird aus Remdesivir eine Alternative zum Impfstoff?

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Seit Monaten wird intensiv an Wirkstoffen gegen das Coronavirus geforscht.

  1. In der Nacht auf Samstag sind weite Teile der Studie zum Einsatz des Medikaments Remdesivir gegen Covid-19 veröffentlicht worden.
  2. Gerd Fätkenheuer, der den deutschen Teil der Studie von Köln aus geleitet hat, machen die Ergebnisse große Hoffnung. Er vergleicht den Prozess mit dem Kampf gegen Aids.
  3. Seiner Meinung nach könnte ausgehend von Remdesivir eine Therapie entwickelt werden, die im Idealfall vorerst eine Alternative zum Impfstoff darstellt.

Köln – Im medizinischen Kampf gegen Corona ist Forschern in einer weltweiten Studie ein erster Schritt gelungen. Das ursprünglich für die Behandlung von Ebola entwickelte Medikament Remdesivir zeigt in der Behandlung von Covid-19-Patienten erhebliche Wirkungen.

„Für die besonders gefährdete Risikogruppen insgesamt ist das Medikament ein Durchbruch“, sagt Gerd Fätkenheuer dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gegenüber. Von der Kölner Uniklinik aus hat der Infektiologe die Studie in Deutschland geleitet.

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Sterblichkeit mit Covid-19 sinkt durch Remdesivir

„Bekannt war bereits die Verkürzung der Behandlungsdauer von 15 auf 11 Tage. Nun gibt es durch die Veröffentlichung weiter Teile der Studie neue Erkenntnisse“, so Fätkenheuer. Insbesondere die gute Verträglichkeit des Medikaments sei ein positives Zeichen: „Bei den Patienten, die mit Remdesivir behandelt wurden, traten weniger Nebenwirkungen auf als bei den Patienten, die ein Placebo bekommen haben. Man schadet mit Remdesivir auf keinen Fall.“

Auch die Sterblichkeit bei Covid-19 ist den Ergebnissen zufolge unter Einsatz von Remdesivir erheblich geringer. „Während ohne Remdesivir 11,9 Prozent der untersuchten Patienten an den Folgen der Infektion gestorben sind, waren es mit Remdesivir nur 7,1 Prozent. Das ist ein großer Fortschritt, auch wenn die Auswertung der Todesrate in dieser Studie nicht als statistisch signifikant gilt.“

Entwicklung vergleichbar mit HIV-Therapien?

Ebenso zeigt sich, dass die Behandlung vor allem dann anschlägt, wenn eine Infektion früh genug erkannt wird. „Patienten, die in einer frühen Phase der Krankheit mit Remdesivir behandelt werden, profitieren am allermeisten von dem Medikament“, so Fätkenheuer. Diese Beobachtung stütze die Plausibilität der Studie: „Wir interpretieren es so, dass die erste Phase der Erkrankung vor allem durch das Virus hervorgerufen wird. In der zweiten Phase kommt es dann zu einer Überreaktion des Immunsystems, die selbst erheblichen Schaden anrichtet. Aus diesem Grund finde ich es nachvollziehbar, dass Remdesivir bislang nur in der ersten Phase wirkt.“

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Das allerdings könnte sich in Zukunft ändern, wenn auf Grundlage von Remdesivir weitere Medikamente entwickelt werden, deren Kombination schwere Verläufe abmildert – und die Verbreitung eindämmt: „Man kann diesen Prozess vergleichen mit der Therapie gegen HIV. Dort hatte man am Anfang ein Medikament mit einer geringen Wirksamkeit. Das Medikament bewirkte weniger als Remdesivir nun gegen Covid-19. Aber: Man hat gesehen, dass das Virus gebremst und behindert werden kann. Mit konsequenten Forschungen konnte auf Grundlage dieses ersten Medikamentes eine echte Eindämmung gelingen. So könnte es hier auch sein.“

Remdesivir als möglicher Impfstoff-Ersatz

Gleichzusetzen mit einem Impfstoff wäre eine solche Kombinationstherapie nicht, da sie primär auf die Behandlung der Symptome, nicht auf die Vermeidung von Infektionen abzielt. Laut Fätkenheuer könnte ein Zusammenspiel verschiedener Medikamente einen Impfstoff im Idealfall dennoch ersetzen: „Mit einer Kombination könnte man die Auswirkungen des Virus im Idealfall bekämpfen. Das wäre dann ein sehr großer Fortschritt und könnte die Folgen der Epidemie stark abmildern, solange kein Impfstoff verfügbar ist. Dies ist ein langfristiges Ziel unserer Forschungen – und ich habe die Hoffnung, dass wir es erreichen.“

Wie realistisch diese Bestrebungen sind, hängt vom Erfolg weiterer Forschungen ab. Das Medikament Remdesivir allerdings könnte schon in der nächsten Woche einen Unterschied machen. Fätkenheuer rechnet damit, dass der Wirkstoff den Kliniken „in wenigen Tagen zur Verfügung steht. Bis das Medikament in Apotheken erhältlich sein wird, dauert es vermutlich noch etwas länger.“

Kölner Infektiologe begeistert vom Ergebnis

Der Infektiologe ist begeistert vom Studienergebnis: „Es ist das erste Medikament, für das eine Wirksamkeit ganz klar nachgewiesen werden konnte. Da ist etwas Wesentliches passiert.“ Würde der 65-Jährige selbst an Covid-19 erkranken, wäre er „sehr froh, dass Remdesivir nun zur Verfügung steht. Ich würde es unbedingt nehmen.“

Fätkenheuer sei „natürlich stolz, einen Teil zur Bekämpfung einer weltweiten Pandemie beigetragen zu haben. Aber das Ganze ist natürlich nur möglich als Teamwork.“ Wie groß die Auswirkungen der Remdesivir-Studie auf die globale Corona-Krise sein können, werden erst die kommenden Monate zeigen.