Drogenlabor ausgehobenRazzia der Polizei in Köln und Kerpen – Mehrere Festnahmen
Köln/Kerpen – Die Dimensionen sind enorm: 179 Kilogramm Amphetamine, 1,3 Kilo MDMA, mehr als 11.000 Ecstasy-Tabletten. Drogen im großen Stil soll eine im Darknet agierende Gruppe selbst hergestellt und verkauft haben, die Staatsanwaltschaft, Polizei und Steuerfahndung am Dienstag im Kölner Westen bei einer großangelegten Razzia hochgenommen haben. „Die Menge an Betäubungsmitteln macht klar, dass das Geschäft hochprofessionell betrieben wurde“, sagt Staatsanwalt Christoph Hebbecker von der in Köln angesiedelten Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime (ZAC NRW).
Der Schlag gegen die offenbar seit April 2018 operierende Bande begann am frühen Morgen an neun Orten in der Stadt – darunter einem Industriegebiet in Ehrenfeld – und einem Objekt in Kerpen im Rhein-Erft-Kreis. Zwei Spezialeinsatzkommandos, 60 Polizeibeamte, vier Staatsanwälte, fünf Drogenspürhunde und zwei Datenträgerspürhunde durchsuchten Privat- und Geschäftsräume. Gegen fünf Männer und eine Frau im Alter zwischen 25 und 56 Jahren wird ermittelt, vier davon wurden verhaftet. Bei einer Festnahme wurde einer der Beschuldigten leicht verletzt, er wurde von Sanitätern behandelt.
Bei den von langer Hand geplanten Durchsuchungen wurden insgesamt tonnenweise Grundstoffe für synthetische Drogen wie Amphetaminöle gefunden, außerdem eine Ecstasy-Tablettenpresse, eine Pumpgun und diverse Luxusgüter wie teurer Armbanduhren. In einem der Objekte wurde ein professionelles Drogenlabor gefunden. „Das ist gewiss kein Kleinkram“, sagt Hebbecker. Die Ermittlungen laufen schon seit längerer Zeit, am Dienstag wurden sie „von der verdeckten in die offene Phase überführt“, erklärt Hebbecker.
Konspiratives Vorgehen im Darknet
Nun wird ermittelt, wie die Funde und die Gruppenmitglieder miteinander zusammenhängen. Die Ermittler gehen davon aus, dass sich die fünf Deutschen im Darknet potenzielle Abnehmer für ihre Drogen gesucht und diese dann „in einer Vielzahl von Fällen“ verkauft haben, wie es hieß. Dabei seien sie „teils hochkonspirativ und mit Verschlüsselungen“ vorgegangen, wie Hebbecker erklärt. Bei der Razzia sichergestellte Datenträger sollen nun auch Klarheit darüber schaffen, wer die illegalen Drogen gekauft hat und in welche Hände sie damit womöglich gelangt sein könnten. Im Fokus stünden aber erst einmal die Händler selbst, sagt Hebbecker.
Die ZAC NRW recherchiert verdeckt im Darknet. Diesen digitalen Schwarzmarkt nutzen Kriminelle im großen Stil, um illegale Waren wie Drogen, Falschgeld, Waffen und Kinderpornos zu verkaufen. Bezahlt wird im Darknet anonym mit Kryptowährungen wie Bitcoin, die Ermittlungen sind daher meist langwierig und aufwendig. „Dieser Tag zeigt aber, dass sich die Täter auch im Darknet nicht allzu sicher fühlen sollten“, sagt Staatsanwalt Hebbecker.