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KinderarbeitKölner Doku „Riders of Destiny“ zeigt ein kompliziertes Problem

Lesezeit 3 Minuten

Reiterszene mit Kindern aus dem Film.

  1. „Riders of Destiny“ ist ein Dokumentarfilm, der eine weitgehend unbekannte Facette von Kinderarbeit beleuchtet; ein Film, der die Zuschauer packt, aber am Ende doch ein wenig ratlos zurücklässt. Problem erkannt, keine Lösung in Sicht.
  2. Die Kölner Michael Niermann und Ansgar Pohle haben ihren beeindruckenden Film über fünf- bis siebenjährige Jungen vorgestellt, die auf der Insel Sumbawa als Kinderjockeys arbeiten.
  3. Mit diesem Job ernähren sie – von Generation zu Generation in den armen Familien vererbt – Eltern und Geschwister.

Köln – Es ist ein Dokumentarfilm, der eine weitgehend unbekannte Facette von Kinderarbeit beleuchtet; ein Film, der die Zuschauer packt, aber am Ende doch ein wenig ratlos zurücklässt. Problem erkannt, keine Lösung in Sicht.

Die 90-Minuten-Dokumentation „Riders of Destiny“, die bislang nur auf Filmfestivals in Thessaloniki, Istanbul und Buenos Aires gezeigt wurde, kam erstmals in Köln auf die großen Kinoleinwand – im komplett gefüllten „Odeon“ an der Severinstraße.

„Als Preview, eine größere Premiere soll noch folgen“, so Pohle. Ins Odeon geladen waren Freunde, Kollegen und Unterstützer, denn erst nach einer Crowdfunding-Aktion im Vorjahr konnte der Film letztendlich fertig gestellt werden. In indonesischer Sprache gehalten, gibt es inzwischen drei Versionen mit Untertiteln – in Deutsch, Englisch und Spanisch.

Zufällig auf das Thema gestoßen

Eher zufällig war Niermann vor dreieinhalb Jahren auf das Thema gestoßen: über schwarz-weiß Fotos im „Stern“. Er machte den Fotografen Romi Perbawa aus Surabaya (Java) ausfindig, der einige der Kinderjockeys zuvor schon fünf Jahre mit seiner Kamera begleitet und daraus ein Foto-Buch gemacht hatte. „Ich wollte mit meinen Fotos und meinem Buch etwas bewegen“, sagte Perbawa, der eigens zur Aufführung nach Köln gereist war. „Ich hatte die Hoffnung, dass sich die Situation der Jungen verändert, wenn man darauf aufmerksam macht.“

Produzent Ansgar Pohle (v.l), der indonesische Fotograf Romi Perbawa und Regisseur Michael Niermann

Doch auch drei Jahre nach Beginn der Filmarbeiten (Pohle: „Wir waren zwischen Mai 2016 und Juni 2017 dreimal in Indonesien und haben dort an 35 Tagen gedreht“) habe sich für die Kinderjockeys, so hat Perbawa beobachtet, „so gut wie nichts verbessert. Eher im Gegenteil.“ Waren es früher sieben oder acht Rennperioden im Jahr, die mit Training, Ausscheidungs- und Final-Rennen jeweils zehn Tage andauerten und die Jungen aus ihren Schulen und Familien herausholten, so sind es nun 15 derartige Renn-Veranstaltungen. Perbawa: „Der Besitzer der größten Rennbahn ist inzwischen zum Gouverneur der Region gewählt worden. Der will verdienen. Bei den Rennen wird gehandelt und gewettet, da wechselt viel Geld den Besitzer.“

Kleine Jungs auf panisch tretendenden Pferden

Auch wer seinen sozialen Status dokumentieren will, ist auf der Tribüne dabei. Das ist Tradition auf der Insel Sumbawa, auf der ausschließlich Jungen aus armen Familien reiten. Um diese zu ernähren – bezahlt werden sie von den Pferdebesitzern für jede gerittene Runde – werden Fünf- bis Neunjährige in der Startbox auf die teils panisch um sich tretenden Pferde gesetzt. Beim Galopp auf der Rennbahn, die eher einer staubigen Schotterpiste gleicht, kommt es immer wieder zu Stürzen und schweren Verletzungen, an denen manche der Kinder auch schon gestorben sind.

Der Dokumentarfilm „Riders of Destiny“ folgt Firman (5) und Sila (7) in ihrem Arbeits-Alltag während einer Saison, zeigt ihre Ängste und Wünsche sowie die Ansprüche und Hoffnungen der Eltern auf. Das Bildungslevel ist niedrig. „Um die Schule kann er sich immer noch kümmern, wenn die Reiterkarriere mit neun Jahren vorbei ist“, sagt Silas Vater – der ist genau wie der Großvater auch schon geritten – in dem Film. Doch während die Vorfahren mit zehn Jahren anfingen, werden die jungen Jockeys heute schon ab drei Jahren trainiert.

„Die Situation ist wohl nur durch politischen Druck von außen zu verbessern“, glauben Niermann und Pohle. Vielleicht kann ihr Film dazu beitragen. „Wir haben auf den Festivals bisher ein gutes Feedback bekommen und hoffen, den Film im Herbst ins Kino zu bringen.“

www.ridersofdestinyfilm.de