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Erstes Album von Sänger Wunso„Die Musik war für mich der Hauptgrund nach Köln zu kommen“

Lesezeit 3 Minuten

Vor Kurzem hat Sänger Wunso sein erstes Album „Wer wir sind“ veröffentlicht. Seine Songs thematisieren antikapitalistische Gedanken. In seinem aktuellen Lied verarbeitet der Kölner aber eine ganz besondere Beziehung.

„Ist eine Heldin, die mich liebt, ja“, singt Wunso mit seiner sanften, aber tiefen Stimme. Es ist seine Lieblingsstelle aus seinem neuen Song „Wer wir sind“ „Damit spreche ich über meine Mutter, die das Fehlen meines Vaters immer aufgefangen hat“, sagt Wunso, der nur seinen Künstlernamen verraten möchte, im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Anfang Dezember hat der 29-jährige Musiker, der im Deutschpop und Rap Zuhause ist, das Musikvideo zu dem Song veröffentlicht, kurz davor sein erstes und gleichnamiges Album „Wer wir sind“. Und obwohl Album und Song den gleichen Namen tragen, thematisieren sie unterschiedliche Erlebnisse, sagt Wunso.

Sänger Wunso steht in einer Fleece-Jacke am Rhein in Köln.

In seinem aktuellen Song „Wer wir sind“ verarbeitet der Wahl-Kölner seine nicht vorhandene Beziehung zu seinem Vater.

In dem Song verarbeitet der Wahl-Kölner seine nicht vorhandene Beziehung zu seinem Vater, an den das Lied auch adressiert ist. Geschrieben hat er ihn aber für seinen kleinen Bruder. „Für uns war es nicht immer leicht, insbesondere in der Kindheit. Aber er hat manchmal, glaube ich, noch ein bisschen mehr zu kämpfen“, sagt der 29-Jährige.

Trotz innerlichem Schmerz wollte Wunso aber keinen Song mit einer „aggressiven und verbitterten Attitüde“ schreiben, sagt er. Vielmehr sei es ihm wichtig gewesen zu vermitteln, dass er sein Leben und die Menschen um ihn herum wertschätze. „Ich will Leuten, die vielleicht eine ähnliche Story haben, Kraft geben, sich auf die positiven Dinge zu konzentrieren.“

Denn genau das habe er auch gemacht. Die Musik hat ihn dabei immer begleitet. Er hat frühkindliche Erziehung genossen, Klavierunterricht genommen, sein Opa war Musiker und schon mit 15 Jahren hat er als MC auf Partys dem Publikum eingeheizt.

Ein paar Jahre später entschied er sich, professioneller Musiker zu werden und zog von Herford nach Köln. „Die Musik war für mich der Hauptgrund nach Köln zu kommen. Köln hat eine so starke Infrastruktur, gerade was subkulturelle Genres angeht“, sagt Wunso. Und es gab noch einen weiteren Vorteil: Sein Produzent, „Loyal Records“, mit dem er schon jahrelang befreundet war, wohnt ebenfalls in Köln.

Sänger Wunso bringt zehn Songs auf sein Album „Wer wir sind“

Gemeinsam haben sie auch das erste Album des 29-Jährigen produziert. Seine Gedanken, was das Album vermitteln soll, sind sehr komplex, sagt Wunso. Es seien mehrere Gefühle, die er neben dem Song „Wer wir sind“ in neun weiteren Liedern verarbeitet.

„Zum einen sind es viele antikapitalistische Gedanken, wie sich bewusst gegen Produktivitätszwang zu stellen und aufzuhören, immer dem Idealbild der Zukunft hinterherzujagen und sich auf den Moment zu besinnen“, sagt der Kölner.

Sänger Wunso trägt ein weißes T-Shirt. Er steht auf einer Bühne und singt in ein Mikrofon, das er in der Hand hält.

Der 29-jährige Wahl-Kölner möchte mit seiner Musik entschleunigen und zum Nachdenken anregen.

Der Rest des Albums sei ein Querschnitt seines Lebens, „mit allen Aufs und Abs“. So gibt es neben Party- und Liebeskummersongs mit dem Lied „Ruhe Lärm“ auch ein Lied über das Großstadtleben. Damit gibt Wunso unter anderem einen Einblick in sein Kölner Nachtleben. „Irgendwann kommt man ja nach Hause und der Kopf rauscht.“

Das Besondere an seinen Texten sei, so sagt er selbst, dass der Zuhörer sofort ein Bild im Kopf hat und etwas mit dem Text assoziieren kann. Dies erreiche Wunso, indem er die Wörter auf ein Minimum reduziere und „Kontexte schaffe, indem ich die verschiedenen Wörter bewusst einsetze“.

Einen Einfluss auf seine bildhaften Texte hatte wohl auch seine Affinität zu Videos. Denn Wunso ist nicht nur Musiker, sondern auch Videographer. Ein gutes Musikvideo ist dem Künstler deshalb genauso wichtig wie das Lied selbst. Umgesetzt hat der 29-Jährige das in „Wer wir sind“ mit Videos von seinem kleinen Bruder und ihm – mal im Erwachsenenalter, mal als Kinder.

Wunso möchte mit seiner Musik entschleunigen und zum Nachdenken anregen. Als junger Künstler in Köln weiß er aber auch, wie hart das Musikbusiness ist. Deswegen studiert er nebenbei noch Soziale Arbeit. „Bei Musik weißt du halt nie, was passiert“, sagt Wunso offen. Sein Fokus wird trotzdem immer die Musik bleiben. „Und das funktioniert zum Glück gerade ganz gut.“