Köln – Vor einer Einrichtung für junge Schwangere und Alleinerziehende in Bilderstöckchen hat eine Mitarbeiterin am Montagvormittag einen toten Säugling gefunden. Der Junge lag nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ neben der Babyklappe. Wer ihn dort abgelegt hat, ist unklar. Die Polizei sucht nun nach der Mutter. Sie könne sich womöglich in einem Zustand befinden, in dem sie dringend Hilfe benötige, sagte ein Behördensprecher.

Die Zeugin hatte das leblose Kind gegen 10.45 Uhr gefunden und den Rettungsdienst alarmiert. Ein Notarzt stellte kurz darauf den Tod fest. Unklar war laut Polizei zunächst, ob der Säugling zum Zeitpunkt der Geburt noch gelebt hat und lebensfähig war.

Nach der Obduktion in der Rechtsmedizin am Nachmittag sahen die Ermittler dann etwas klarer: Offenbar war der Säugling gesund zur Welt gekommen, Hinweise auf organische Schäden gibt es nicht. Auch Anzeichen für äußere Gewalt fanden die Rechtsmediziner nicht, noch stehen allerdings Untersuchungen aus. Der Tod sei möglicherweise „durch Unterlassen“ eingetreten, sagte ein Ermittler. Die Polizei bildete eine Mordkommission.

Leichnam bei Routinegang entdeckt

Die Kripo fragt: Wer hat im Laufe des Vormittags Beobachtungen an der Escher Straße gemacht, die mit dem toten Säugling zusammenhängen könnten? Wer kennt eine Frau, die schwanger war, jetzt aber kein Kind hat? Hinweise nimmt das Kriminalkommissariat 11 unter der Rufnummer 0221/229-0 und per Mail an poststelle.koeln@polizei.nrw.de entgegen.

Beratung und Seelsorge in schwierigen Situationen

Kontakte | Hier wird Ihnen geholfen

Wir gestalten unsere Berichterstattung über Suizide und entsprechende Absichten bewusst zurückhaltend und verzichten, wo es möglich ist, auf Details. Falls Sie sich dennoch betroffen fühlen, lesen Sie bitte weiter:

Ihre Gedanken hören nicht auf zu kreisen? Sie befinden sich in einer scheinbar ausweglosen Situation und spielen mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen? Wenn Sie sich nicht im Familien- oder Freundeskreis Hilfe suchen können oder möchten – hier finden Sie anonyme Beratungs- und Seelsorgeangebote.

Telefonseelsorge

Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de

Kinder- und Jugendtelefon

Das Angebot des Vereins "Nummer gegen Kummer" richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Am Samstag nehmen die jungen Berater des Teams "Jugendliche beraten Jugendliche" die Gespräche an. nummergegenkummer.de.

Muslimisches Seelsorge-Telefon

Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch. mutes.de

Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention

Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de

Die Babyklappe am Haus Adelheid an der Escher Straße ist so konstruiert, dass ein Alarmton ausgelöst wird, wenn ein Baby in der Klappe abgelegt wird. In diesem Fall aber löste der Alarm nicht aus, weil das Kind neben die Vorrichtung gelegt worden war. Die Mitarbeiterin fand es bei einem der vorgeschriebenen routinemäßigen Kontrollgänge. Das „Moses-Baby-Fenster“ bietet Müttern und Vätern in Not die Möglichkeit, ein Neugeborenes anonym abzugeben. Aus diesem Grund ist der Bereich auch nicht videoüberwacht. Somit bleibt vorerst unklar, wer den Jungen am Montag dort hingebracht hat und aus welchem Grund.

32 Säuglinge in 20 Jahren abgelegt

Nach Angaben des Sozialdiensts Katholischer Frauen (SkF), der das Haus Adelheid seit 1986 betreibt, sind in mehr als 20 Jahren seit Bestehen der Babyklappe 32 Säuglinge dort abgelegt worden. Zwei der Kinder seien tot gewesen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtung wurden am Montag nach dem Fund der Leiche seelsorgerisch betreut.

Das Haus Adelheid unterstützt junge Schwangere und alleinerziehende Mütter und Väter in besonders belasteten Lebenssituationen – von der Säuglingspflege über die Anleitung in alltagspraktischen Fragen bis zur Orientierungshilfe bei der Schul- und Berufsausbildung.