2003 veröffentlichten die Höhner „Viva Colonia“, bis heute neben „Wenn nicht jetzt, wann dann“ einer ihrer erfolgreichsten Songs.
Original-TonaufnahmeSo klang „Viva Colonia“ vor der Veröffentlichung vor 20 Jahren
Es gibt wohl kaum einen kölschen Song, der international so erfolgreich ist. Wenn die ersten Orgeltöne erklingen, ist klar: Jetzt kommt „Viva Colonia“. „Nach 20 Jahren würde ich auch langsam sagen, das ist ein Evergreen“, sagt Henning Krautmacher. Der ehemalige Höhner-Frontmann erinnert sich im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, wie es zu dem im Jahr 2003 veröffentlichten Song kam und hat auch das Ur-Demo parat – auf dem es noch gar nicht „Viva Colonia“ heißt.
Köln: Aus „Wir sind die Richtigen“ wurde „Viva Colonia“
„Wo ist die Party?“, mit der Frage steigt Henning Krautmacher ursprünglich in den Refrain ein. Weiter geht es: „Da simmer dabei, dat es prima. Wir sind die Richtigen! Wir lieben das Leben, vom Anfang bis zum Schluss. Wir geben auch gerne mal einen aus, wenn keiner sagt: Du musst.“ Die Melodie klingt in der ersten schon wie in der finalen Version. Dass sie dabei wie weithin verbreitet auf dem Refrain des Volkslieds „Im Wald da sind die Räuber“ beruhen würde, streitet Krautmacher vehement ab. „Das ist völliger Blödsinn und hat mit ‚Viva Colonia‘ überhaupt nichts zu tun.“ Stattdessen sei der Ursprung ein jahrhundertealtes „sehr zotiges Lied“, das an dieser Stelle nicht näher benannt werden sollte.
Die Idee für den Refrain kam Krautmacher – wie so viele andere Höhner-Songs – beim Joggen. 50 bis 60 Kilometer sei er damals die Woche gelaufen. Und statt Musik zu hören, hat er sich dabei selbst Songideen vorgesungen. „Das war dann tagesformabhängig, was für ein Lied dabei entsteht“, sagt der heute 66-Jährige. Bei „Viva Colonia“ war er wohl beschwingt unterwegs.
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Mit „Die Karawane zieht weiter“ zogen die Höhner Ende der 90er bundesweit Interesse auf sich, ein Erfolg, an den sie mit „Der liebe Gott weiß, dass ich kein Engel bin“ anschließen konnten. „Wir wollten dabei aber nicht vergessen, wo wir angefangen haben: In Köln und im Karneval“, erinnert sich Krautmacher. Daraus sei bei ihm die Idee für „Viva Colonia“ entstanden, auch wenn es da noch nicht so hieß. Das Lied sollte eine „Liebeserklärung an die Domstadt sein“ und aufzählen, wo in Köln überall gefeiert wird. Die dazugehörige Frage „Wo ist die Party?“ wurde schnell von seinen Bandkollegen abgewählt, die Grundsatzidee blieb. Und aus „Wir sind die Richtigen“ wurde „Viva Colonia“.
Dann ging es an die richtige Arbeit: „Jeder hatte eine andere musikalische Vorstellung.“ Es habe eine Walzer-Version gegeben, auch über Call-und-Response wurde diskutiert. Letztlich fällten die Höhner aber die Entscheidung, das gesamte Lied wie schon den Refrain im Shuffle-Rhythmus zu machen. Der Türöffner sei dann aber von Peter Werner gekommen: Der Choral am Anfang habe dem Lied erst seinen Wiedererkennungswert gegeben.
„‚Viva Colonia‘ ist ein unfassbares Glück“, sagt Krautmacher. „Eine große Musikerweisheit lautet: Der Hit ist die Ausnahme, der Flop ist die Regel.“ Und mit „Viva Colonia“ ist den Höhnern ein Hit gelungen: Der Song hielt sich nach der Veröffentlichung 2003 insgesamt 54 Wochen in den deutschen Charts, wurde in mehrere Sprachen übersetzt.
Besonders erfolgreich war zur Fußballeuropameisterschaft 2008 die holländische Version von Wolter Kroes: „Viva Hollandia“. Daraus entstand wiederum eine holländische Schlumpf-Version namens „Viva Smurflandia“. Es gibt auch eine kroatische, dänische, englische und selbst eine bayerische („Viva Bavaria“) Version. Und die Höhner selbst scheuen nicht davor, ihren Hit in anderen Sprachen zu singen. Den chinesischen Refrain kann Krautmacher heute noch singen. Nicht zu vergessen: das Metallica-Cover von 2019.
Von der ersten Sekunde an sei das Lied eingeschlagen. Erst am 11.11.2002 auf dem Alter Markt, und dann von Köln aus in der Welt. „Ich weiß nicht, wie oft ich eine Gänsehaut hatte bei dem Ruck, der bei ‚Viva Colonia‘ immer durch das Publikum geht.“ Im Gegensatz zu anderen Songs, darunter etwa „Die Karawane zieht weiter“, sei Krautmacher des Liedes auch bis heute nicht müde geworden. Wie kommt das? So ganz erklären kann auch er es nicht. Es sei wohl eine Mischung aus der eingängigen Melodie, des Wir-Gefühls und der Conclusio, im Augenblick zu leben.