„Weit unter unserer Kapazität“So laufen die Corona-Impfungen im Kölner Impfzentrum
- Laut Aussage des Kölner KV-Chefs brauchen die Impflinge von Betreten der Messehalle bis zum Wartebereich zwischen zehn und 20 Minuten.
- Aber warum kam es Anfang der Woche dennoch zu Wartezeiten von bis zu drei Stunden? Wie viele Menschen wurden in Köln bereits geimpft? Und wie geht es weiter?
- Wir geben eine Übersicht.
Köln – Seit Montag hat das Impfzentrum in Halle vier der Messe sechs Stunden länger geöffnet als zuvor – und die zuständigen Impfärztinnen und -ärzte sind sauer. „Sie stehen durch die verlängerten Öffnungszeiten hauptsächlich rum, weil wir nicht genügend Impfstoff haben“, sagt Jürgen Zastrow, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Köln, der als leitender Impfarzt im Zentrum agiert. Alleine am Donnerstag hätten in den ersten beiden Stunden lediglich 100 Personen einen Termin gehabt, „dabei könnten wir 400 Personen pro Stunde impfen. Wir sind weit unter unserer Kapazität“, so Zastrow weiter.
Sinn würden die zusätzlichen Stunden lediglich machen, wenn in Köln irgendwann einmal 5000 Impfdosen pro Tag zur Verfügung stehen würden. „Aber das ist überhaupt nicht erkennbar. Deswegen sind diese langen Öffnungszeiten Schwachsinn.“
Laut Aussage des Kölner KV-Chefs brauchen die Impflinge von Betreten der Messehalle bis zum Wartebereich zwischen zehn und 20 Minuten. Wird der 15-minütige Aufenthalt im Wartebereich mit einberechnet, dauert der Impfprozess insgesamt rund 30 Minuten.
Aber warum kam es Anfang der Woche dennoch zu Wartezeiten von bis zu drei Stunden? Wie viele Menschen wurden in Köln bereits geimpft? Und wie geht es weiter? Eine Übersicht.
Wieso kam es Anfang der Woche zu längeren Wartezeiten?
Das hat mehrere Gründe. „Das Hauptproblem ist, dass die Leute nicht dann kommen, wann sie bestellt sind, sondern eine Stunde vorher oder eine Stunde später“, sagt Zastrow. Zudem würde ein Großteil der Impflinge keine, unausgefüllte oder die falschen Dokumente mitbringen. Dadurch gebe es direkt am Einlass Staus, „die nicht mehr berechenbar sind“, so der Mediziner.
Ein weiterer Grund sei laut Stadt ein Fehler im Terminsystem der KV Nordrhein gewesen sein. Vielen Impfberechtigten seien nicht die für den Impftermin benötigten Unterlagen ausgedruckt worden, sagt ein Sprecher der Stadt. Dies habe dazu geführt, dass die betroffenen Personen an den Registrierungsschaltern einzeln erfasst und die Unterlagen dort ausgefüllt werden mussten. „Warum die Unterlagen nicht durch das KV-System zur Verfügung gestellt wurden, konnten die Mitarbeitenden im Impfzentrum leider nicht beantworten“, so der Sprecher weiter. In den kommenden Tagen sollen nun mehr Registrierungsschalter eröffnet werden, um längere Bearbeitungszeiten besser zu kompensieren.
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Doch auch die Erweiterung der Öffnungszeiten von 14 bis 20 Uhr auf acht bis 20 Uhr am vergangenen Montag hat sich auf die Wartezeiten ausgewirkt – viele neue Mitarbeitende mussten im Registrierungsbereich zunächst eingearbeitet werden. Wenn ein Impfling unausgefüllte Unterlagen mitbringe, „kommt ein Profi da relativ geschmeidig durch. Aber einer, der in diesen Formularen noch nicht drinsteckt, der fängt an, sich mit dem Patienten zusammen da durchzuwühlen. Das dauert natürlich länger“, sagt Jürgen Zastrow.
Nur zwei Tage später sah die Situation aber schon wieder ganz anders aus. „Einweisung und Formalitäten wurden vorbildlich und freundlich von den Mitarbeitenden erledigt. Alle waren extrem hilfsbereit“, sagt Fred Lindner, der mit über 80 Jahren zur ersten Prioritätsgruppe gehört. Die Impfung sei in kurzer Zeit erledigt gewesen, weswegen er nur „vollstes Lob für die Organisation aussprechen“ könne.
Was muss ich zur Impfung mitbringen?
Den Personalausweis oder ein anderes Ausweisdokument, den Impfausweis, eine unterschriebe Einwilligungserklärung — diese kann vorab zugeschickt oder im Zentrum unterschrieben werden — und den individuellen QR-Code, der sich in den Unterlagen befindet, die von der KV Nordrhein nach der Terminvereinbarung per Post oder E-Mail versendet werden.
Wie viele Menschen wurden bisher geimpft?
Seit dem Impfstart am 27. Dezember wurden in Köln insgesamt 46.514 Menschen geimpft — wovon 19.922 auch schon die zweite Spritze erhalten haben und über den vollumfänglichen Impfschutz verfügen. Wie viele Personen jeweils mit dem Impfstoff der Hersteller Biontech und Pfizer und wie viele mit dem des Herstellers Astrazeneca geimpft wurden, kann die Stadt nicht sagen.
Sicher ist nur, dass diejenigen, die bereits ihre Zweitimpfung erhalten haben, mit dem Biontech-Impfstoff geimpft wurden, da die Zweitimpfungen mit Astrazeneca erst Mitte April beginnen. Das liegt daran, dass zwischen den beiden Impfterminen in diesem Fall neun Wochen liegen müssen, bei der Impfung mit Biontech hingegen nur rund 21 Tage.
Wie geht es in Köln mit den Impfungen weiter?
Generell werden laut Stadt in dieser Woche täglich zwischen 1900 bis 2200 Menschen geimpft. Das ist nach wie vor wenig, wenn man bedenkt, dass die Logistik des Impfzentrums so ausgelegt wurde, dass hier am Tag bis zu 5000 Personen geimpft werden könnten — wenn denn genügend Impfstoff zur Verfügung steht. Das ist aktuell nicht der Fall. Für kommende Woche erwartet die Stadt eine Lieferung von insgesamt 14.840 Impfdosen — 6110 Dosen von Biontech/Pfizer und 8730 Dosen von Astrazeneca. Dadurch soll sich ab kommender Woche auch die Zahl der Impflinge pro Tag erhöhen. Um wie viele Impfungen mehr es sich dabei handelt, dazu kann die Stadt noch keine Angabe machen.
Was passiert mit den übrig gebliebenen Dosen des Astrazeneca-Impfstoffes?
In den vergangenen Wochen hatten viele Menschen in Köln ihren Impftermin abgesagt, da sie nicht mit dem Astrazeneca-Impfstoff geimpft werden wollten. Dadurch hatte sich laut Stadt eine Überkapazität von mehr als 5400 Imfpdosen gebildet. Mittlerweile ist die Akzeptanz gegenüber des Vakzins gestiegen. So sollen ab kommender Woche täglich 1000 Menschen mit Astrazeneca geimpft werden – dazu gehören Personen aus der ersten sowie aus der zweiten Prioritätsgruppe. Die Stadt geht davon aus, dass die Überkapazität voraussichtlich in rund zwei Wochen abgebaut werden kann, so ein Sprecher.
Kann ich weiterhin Impftermine vereinbaren?
Ja. Die Anzahl der Termine im Impfzentrum sind grundsätzlich abhängig von der Anzahl der verfügbaren Impfstoff-Dosen. Wenn Termine einmal vergriffen seien, liege es daran, dass der Computer das Verfahren gestoppt habe, sagt Zastrow. Schließlich sei im System der KV genau vermerkt, wie viele Impfstoff-Dosen noch zur Verfügung stehen. „Es werden aber fortlaufend Termine eingespeist. Deswegen ist mein Rat, es immer wieder zu versuchen“, so Zastrow. Entweder direkt nach ein paar Stunden oder am darauffolgenden Tag.