Hitze, Unwetter und schlagartige Wetterwechsel: Wir haben den Sommer grafisch aufgearbeitet. Eine Expertin ordnet die Daten ein.
Erst zu heiß, dann zu nass?Grafiken zeigen, wie der Kölner Sommer 2023 wirklich war
Der Sommer ist vorbei – zumindest aus meteorologischer Sicht. Und wie war er, dieser Sommer 2023? Das Bauchgefühl sagt einem, dass es in Köln erst sehr warm und dann sehr nass war. Doch stimmt das: War es wirklich heißer als in vorherigen Sommern? Und hat es im Vergleich zu anderen Sommern tatsächlich so viel geregnet? Wie ist der Sommer 2023 insgesamt einzuordnen – vor allem mit Blick auf den Klimawandel?
Am Flughafen Köln/Bonn zeichnet der Deutsche Wetterdienst (DWD) seit 1957 detailliert die Wetterdaten für die Stadt Köln auf: Temperatur, Windstärke, Niederschlag, Sommerstunden und mehr. Basierend auf diesen Daten haben wir, wie schon vor einem Jahr, Bilanz über den Sommer 2023 gezogen und ihn mit den Vorjahren verglichen. Unsere Grafiken verdeutlichen bereits unterschiedliche Phänomene und Tendenzen. Manche davon zeigen: Der Klimawandel ist schon längst in Köln spürbar.
Wetter in Köln: Sommer 2023 war „zweigeteilt“
Vorab lässt sich feststellen, dass der Sommer in der Tat eine dominante Wärme- und eine darauf folgende Regenphase hatte. „Der Sommer war zweigeteilt“, bilanziert auch Ortrun Roll vom DWD: „Der Sommer startete sehr, sehr warm, mit viel Sonne. Das zog sich bis in den Juli herein. Ab Mitte Juli bis August gab es dann reichlich Niederschlag.“ Die Daten zu Temperatur und Niederschlag unterstützen diese Einordnung.
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Zur Erinnerung: Nach meteorologischer Zeitrechnung fängt der Sommer jeweils am 1. Juni an und endet am 31. August – anders als in der Astronomie, wo die Sonnenbahn den Beginn (21. Juni) und das Ende (21. September) des Sommers bestimmt.
In vielen Phasen dieses Sommers war es überdurchschnittlich warm. Das ist in einem Vergleich mit dem langjährigen Mittelwert, also den durchschnittlichen Temperaturen in den Jahren 1961 bis 1990, festzustellen. Der Sommer 2023 wies mehrere Phasen auf, in denen es deutlich wärmer war als in dieser Vergleichsperiode. Anfang August gab es allerdings auch Abweichungen nach unten, sprich: Es war kühler als der langjährige Durchschnitt. Diese Phasen hielten jedoch nur kurz an. Zum großen Teil waren die Temperaturen in diesem Sommer höher als in der Vergleichsperiode. Im Extremfall, wie am 11. Juni, lag die mittlere Tagestemperatur bei 24,1 Grad und damit acht Grad über dem langjährigen Mittelwert.
Zur Erfassung des Klimas und dessen Wandel nutzen Meteorologen langjährige Mittelwerte über einen Zeitraum von 30 Jahren. Das DWD schreibt dazu: „Hierdurch wird der Einfluss der natürlichen Variabilität aus der statistischen Betrachtung des Klimas ausgeklammert.“ Generell werden die Referenzperioden 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020 verwendet.
Sommer 2023: Viele Sommertage, normal viele heiße Tage in Köln
Kölnerinnen und Kölner durften in diesem Jahr bisher genau 56 sogenannte Sommertage genießen. Das sind Tage mit Temperaturen über 25 Grad. Sie können also auch außerhalb der meteorologischen Sommerzeit auftreten. 56 Sommertage sind weitaus weniger als im vergangenen Sommer. 2022 zeichnete der DWD nämlich 74 solcher Sommertage auf. Dennoch waren es bereits jetzt überdurchschnittlich viele Sommertage im Jahr 2023. Denn in der Vergleichsperiode 1991 bis 2020 lag das Mittel bei 46,8 Sommertagen. Im Zeitraum davor (1961 bis 1990) waren es gerade einmal 34 Sommertage pro Jahr.
Was sogenannte heiße Tage betrifft, also Tage, an denen die Temperaturen die 30-Grad-Marke überschritten, war der diesjährige Sommer mit 14 Tagen durchschnittlich. In der Vergleichsperiode 1991 bis 2020 lag der Mittelwert bei 11,2 Tagen. Doch verglichen mit dem Mittelwert für 1961 bis 1990 (6,7 heiße Tage) gab es 2023 besonders viele heiße Tage.
Köln: Sommer 2023 nicht rekordverdächtig heiß
Mit 14 heißen Tagen kommt das laufende Jahr jedoch nicht einmal in die Nähe des Rekordjahres: 2022 gab es 27 Tage, an denen die Höchsttemperatur bei 30 Grad oder mehr lag.
DWD-Expertin Roll sagt bezogen auf die Temperaturen: „Der abgelaufene Sommer reiht sich in eine Reihe von Jahren ein, die eigentlich immer über dem langjährigen Durchschnitt lagen.“ Einschließlich des noch laufenden Jahres gab es seit 1999 in Köln jedes Jahr mindestens 100 Tage mit mehr als 20 Grad. Also 24 Mal in 24 Jahren. Diese Marke wurde in den 40 Jahren von 1958 bis 1998 nur 19 Mal geknackt.
Auch wenn Kölnerinnen und Kölner in diesem Jahr erneut mit vielen heißen Tagen zurechtkommen mussten, war keiner davon rekordverdächtig. Die Höchsttemperatur des Sommers 2023 maß der DWD am Flughafen Köln/Bonn am 9. Juli: 35,9 Grad. Roll merkt jedoch an, dass es zeitgleich in der Stadt wohl noch heißer gewesen sein muss. Für die Top 11 der heißesten Tage seit 1957 reichte das jedoch nicht.
Zweitheißester Juni seit 2012
Im Vergleich zum Wetter vor 60 Jahren erleben Menschen in Köln heutzutage mehr heiße Sommertage. Wie die Grafik zeigt, gab es 2019 bis 2022 mehr Sommertage mit Temperaturen über 30 Grad als im Vergleichszeitraum vor 60 Jahren (1959 bis 1962).
In Köln wird es immer wärmer
Der Juni dieses Jahres war mit einer Durchschnittstemperatur von 20,1 Grad der zweitheißeste Juni seit 2012. Das toppte in dem Zeitraum nur der Juni 2019 mit 20,5 Grad. Im Laufe des Sommers 2023 sank dann jedoch die monatliche Durchschnittstemperatur bis auf 18,5 Grad im August.
Insgesamt war der Kölner Sommer 2023 durchschnittlich 19,3 Grad warm. Das ist der dritthöchste Wert seit 2012. Getoppt wurde der Sommer nur vom Rekordjahr 2018 (20,2 Grad) und den Sommern 2019 und 2022 (beide 20 Grad). Auffällig dabei ist, dass die drei höchsten Temperaturen in den vergangenen sechs Jahren gemessen wurden. Also: Die Sommer in Köln werden immer wärmer.
Diese Tendenz ist eine Fortsetzung der vergangenen Jahrzehnte. Auch gemessen an der jährlichen Durchschnittstemperatur seit 1958 wird es in Köln immer wärmer. 2022 war es durchschnittlich 12 Grad warm. Das sind 1,3 beziehungsweise 2,3 Grad mehr als in den beiden Vergleichsperioden (1991 bis 2020: 10,7 Grad; 1961 bis 1990: 9,7 Grad).
Köln: Überdurchschnittlich viel Regen im Sommer 2023
Je später im Sommer, desto häufiger mussten Kölnerinnen und Kölner die Regenjacke oder den Regenschirm mitnehmen. Der Juni war mit einer Gesamtmenge von 41,5 Liter pro Quadratmeter der fast niederschlagsärmste Juni der vergangenen zehn Jahre. Nur im Juni 2019 regnete es weniger (38,5 l/qm). Dafür waren die Folgemonate umso nasser: Im Juli 2023 registrierte der DWD 115,1, im August sogar 128,7 Liter pro Quadratmeter am Köln-Bonner Flughafen.
Die zwei regenreichen Monate reichen aus, um einen „überdurchschnittlich“ nassen Sommer zu verzeichnen, sagt Ortrun Roll. Denn insgesamt fielen in diesem Sommer 285,2 Liter Regen pro Quadratmeter.
Dennoch schaffte es kein Sommertag in die Top 10 der regenreichsten Tage seit 1957. Der meiste Regen in Köln fiel während der Flutkatastrophe am 14. Juli 2021.
Den höchsten Niederschlag des Kölner Sommers 2023 maß der DWD am Sonntag, 6. August: 32 Liter gingen an diesem Tag pro Quadratmeter nieder.
Klima: Sommer 2023 passt in die Entwicklung der vergangenen Jahre
Eine abschließende Klimabilanz für das laufende Jahr zu ziehen, ist noch nicht möglich. Doch für das vergangene Jahr gilt: 2022 war eines der trockensten Jahre seit 1958. Mit Blick auf die Niederschläge registrierte der DWD insgesamt 643 Liter pro Quadratmeter. Nur in sieben Kalenderjahren fiel weniger Niederschlag (1959, 1964, 1971, 1973, 1976, 1996 und 2018). Generell ist wenig Niederschlag ein Indiz für Dürre, die in Köln im Sommer 2022 deutlich zu spüren war.
Fazit: Kölnerinnen und Kölner erlebten im Sommer 2023, verglichen mit den Referenzperioden, überdurchschnittlich viele heiße und regnerische Tage. Und das, obwohl es dafür jeweils nur etwa einen halben Sommer brauchte. Meteorologin Ortrun Roll vom DWD findet das „bemerkenswert.“
Doch sie sagt auch: „Wechselhaftes Wetter im Sommer ist nicht untypisch. Das hatten wir in den letzten Jahrzehnten häufig. Die beständigen Wetterlagen nehmen zu. Wenn es regnet, dann in Extremmengen.“ Dabei spricht sie von sogenannten Omega-Wetterlagen, die meist extrem stabil bleiben und lange anhalten.
Sind die im Sommer 2023 erfassten Muster nun Folgen des Klimawandels? „Das ist schwer anhand eines Jahres konkret festzumachen“, sagt Roll: „Doch wenn man sich die Abfolge der letzten Jahre anschaut, dann passt es gut rein. Wetterextreme nehmen insgesamt zu.“