RekordwertStadt Köln beziffert Defizit der Kliniken für 2018 mit 40 Millionen Euro
Köln – Verluste in zweistelliger Millionenhöhe, der Geschäftsführer fristlos entlassen, Betten und OP-Säle geschlossen, weil das Pflegepersonal fehlt: Die städtischen Kliniken blicken auf ein äußerst schwieriges Jahr zurück. Dass es um die Häuser in Merheim, Holweide und an der Amsterdamer Straße finanziell schlecht bestellt ist, war zwar schon lange bekannt. So musste die Stadt als Eigentümer bereits 2016 ein Darlehen von 50 Millionen Euro gewähren. Aber das ganze Ausmaß der Misere wurde – scheibchenweise – erst im Laufe der vergangenen Monate sichtbar.
Im März berichtete die Stadt erstmals von einer drohenden Zahlungsunfähigkeit. Mit einem Darlehen von elf Millionen Euro sollte der Liquiditätsengpass überbrückt werden. Zu diesem Zeitpunkt ging die Verwaltung noch davon aus, dass der Kredit Ende 2018 zurückgezahlt werden kann. Im April legten die mit einem Sanierungsgutachten beauftragten Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young einen Zwischenbericht vor. Es war ein vernichtendes Zeugnis für den damaligen Geschäftsführer Roman Lovenfosse-Gehrt, dem darin katastrophale Misswirtschaft vorgeworfen wurde. Der Klinikchef wurde fristlos entlassen.
Ende der Zahlungen nicht in Sicht
Im Juni hatte sich die finanzielle Schieflage derart verschärft, dass der Rat abermals einen Kredit bewilligen musste, um die Insolvenz abzuwenden – diesmal in Höhe von 30 Millionen Euro. Im November wiederholte sich der Vorgang, erneut wurde ein 30 Millionen-Euro-Darlehen nötig. Das Defizit der Kliniken für das Jahr 2018 bezifferte die Stadt nunmehr auf den Rekordwert von 40 Millionen Euro. Insgesamt sind so bislang 120 Millionen Euro geflossen. Und ein Ende ist nicht absehbar. Das Sanierungsgutachten von Ernst & Young berechnete den weiteren Finanzbedarf für die Jahre 2019 bis 2021 auf 50 Millionen Euro. Doch diese Zahlen stammen vom Mai und sind inzwischen überholt.
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Entscheidend für die weitere Entwicklung wird sein, ob es dem neuen Klinikchef Holger Baumann, der seit August im Amt ist, gelingt, das Ruder herumzureißen. Er hat erste Sanierungsmaßnahmen eingeleitet. Auch die Diskussion um eine mögliche Fusion von städtischen Kliniken und Uniklinik zu einem Klinikverbund dürfte 2019 an Fahrt aufnehmen. Im Frühjahr soll das Ergebnis der sogenannten Due-Diligence-Prüfung vorliegen. Sie soll Chancen und Auswirkungen eines Zusammenschlusses analysieren und als Grundlage für eine Entscheidung der Politik dienen.