Satirischer WochenrückblickDie Hysterische Mitte Kölns
Köln – Mit einer europaweiten Ausschreibung sucht die Stadtverwaltung im Auftrag der Oberbürgermeisterin seit dieser Woche nach einem Prüfstand, den es so noch nie gegeben hat.
Auf diesen wird sie alle großen Kulturbauten stellen. Egal ob völlig vergammelt, halb fertig, gerade erst geplant oder bloßes Hirngespinst. Einfach alles! Oper, Historische Mitte, Kölnisches Stadtmuseum, Römisch-Germanisches Museum, die Erweiterung des Wallraf-Richartz, Philharmonie, MiQua, Museum Ludwig – um nur einige zu nennen.
Der Prüfstand muss neben der mechanischen Ausrüstung zur Aufnahme all dieser Prüfgegenstände über eine sensible Sensorik und ein exaktes Kostenruder verfügen. Und er muss in der Lage sein, die Prüfgegenstände blitzartig auszutauschen, falls der Politik neue Ideen kommen oder alte wieder aufgefrischt werden: ein Gerhard Richter-Museum zum Beispiel. Oder eins fürs Brauchtum.
Titel der Dauerausstellung: Kölns Hysterische Mitte
Ihren ursprünglichen Plan, der Prüfstand müsse auch den Dom tragen können, hat die Verwaltung aufgegeben. Bei einer derart desaströsen Finanzlage dürfe es zwar keine Denkverbote geben, jedoch ließen sich die Gesetze der Physik selbst in Kölle nicht außer Kraft setzen.
Vor allem auf die Sensoren legt die Stadtverwaltung großen Wert. Sie müssen sofort anschlagen, falls es sich wie beim Stadtmuseum andeutet, dass der Neubau eher fertig wird als die Notlösung.
Die wird in Köln wie selbstverständlich vornehm Interim genannt, als sei das der zweite Vorname der Kulturdezernenten.
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Natürlich muss der neue Prüfstand auch das alte Zeughaus samt Flügelauto tragen können. Aber nur so lange, bis Köln ihn nicht mehr braucht.
Sollte dieser Zustand jemals eintreten, wird man den Prüfstand ins Zeughaus in ein Zwischenzeit-Museum stellen. Zwischen all die Kulturbauten, über die in der Stadtgesellschaft und im Rathaus Jahrzehnte gestritten und die nie fertig wurden. Titel der Dauerausstellung: Kölns Hysterische Mitte.