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Nach 5000 ArbeitsstundenSyrischer Künstler schafft Kölner Dom aus Holz

Lesezeit 4 Minuten
Dom aus Holz

Dieses bemerkenswerte Kunstwerk wurde in einem Keller in Kalk geschaffen.

Köln – Was der syrische Künstler Fadel Alkhuder in unermüdlicher Arbeit in einem Keller in Kalk geschaffen hat, ist vom 3. Juni an im Foyer des Domforums zu sehen: eine originalgetreue Nachbildung des Kölner Doms, 2,10 Meter lang, fast genauso hoch und 1,40 Meter breit. Seit 2015 lebt Alkhuder, 42 Jahre alt, in Köln. Als er in jenem Jahr alleine am Hauptbahnhof ankam, auf den Vorplatz trat und emporblickte, war er sofort fasziniert von dem mächtigen Bauwerk. „Eines Tages, wenn ich mich hier eingerichtet habe, werde ich ihn aus Holz schnitzen“, dachte er sich.

Alkhuder stammt aus Aleppo. Schon sein Vater war als Holzschnitzer tätig. Der Sohn begann mit zehn Jahren, sich dafür zu interessieren, arbeitete als Kind in der Werkstatt mit. Als er 15 war, stieg er ins Geschäft ein. Sehr gefragt waren bei den Syrern Reliefs, die Naturmotive zeigten, etwa Bäume und Tiere. Beliebt waren auch Plastiken, die beispielsweise Löwen, Hirsche, Falken und Palmen darstellten. Mit solchen Arbeiten ließ sich der Lebensunterhalt gut bestreiten.

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Daneben arbeitete Alkhuder als Künstler, der abstrakte Darstellungen bevorzugte. In Gruppen- oder Einzelausstellungen zeigten er und andere Schnitzer ihre Werke in einem dafür vorgesehenen Teil der Werkstatt. Bis zu dem Tag, als sie im Krieg von einer Rakete des Assad-Regimes zerstört wurde. In Syrien sah Alkhuder keine Zukunft mehr. 2013 flüchtete er mit Frau, Kindern und weiteren Familienmitgliedern in die Türkei. Zwei Jahre darauf gelangte er nach Köln, weitere zwei Jahre später konnte er Frau und Kinder nachholen.

Künstler sieht den Kölner Dom als „Teil seiner Heimat“

Immer wieder zog es ihn in den Dom, Je länger er ihn kannte, desto mehr reifte der Plan, ihn, den er als „Haus für alle Menschen“ begriff, als „Teil meiner neuen Heimat“ nachzubauen, wie er sagt. Monatelang beschäftigte es sich mit der Geschichte des Baus, recherchierte in Plänen, suchte nach Maßen, sprach mit Experten. Fast ein Jahr lang war er Tag für Tag in der Kathedrale und machte Fotos. Zwei vergrößerte Aufnahmen hängte er in seinem kleinen Kelleratelier auf. Zunächst zeichnete er das Bauwerk auf Papier. Dann, im Oktober 2019, war es so weit, dass er sich an die bildhauerische Arbeit machen konnte.

Kölner Dom aus Holz: 40 drei Meter lange Balken

Als Material wählte er Buchenholz, das besonders hart ist; umso anstrengender war die Schnitzarbeit. Dies habe in Kauf genommen, weil er etwas Beständiges habe schaffen wollen, sagt er. Das Modell, für das er 40 drei Meter lange Balken verarbeitet hat, ist aus zwölf Teilen zusammengesetzt; das schwerste wiegt 70, das leichteste zwei Kilo. An einer Wand hat der Künstler Tag für Tag mit Bleistift festgehalten, wie viele Stunden er an dem Modell gearbeitet hat; in der Summe sind es rund 5000 bis zur Vollendung.

Als endgültig fertig sieht er das Werk allerdings nicht an: „Es gibt immer etwas, womit ich nicht zufrieden bin und das ich verbessern möchte.“ Auf die Frage, warum er als Moslem ein christliches Gotteshaus nachgebaut hat, antwortet er: „Ich habe erst hier bemerkt, dass andere Religionen eine Herausforderung sein können.“ Außerdem schätze er die Wahrzeichen von Städten, angefangen mit der Umayyaden-Moschee in seiner Heimatstadt Aleppo.

Ausstellung bis 19. Juni im Domforum zu sehen

Die Ausstellung unter dem Titel „Der Kölner Dom aus Holz“ wird von Jabbar Abdullah kuratiert. Der Archäologe und Autor stammt ebenfalls aus Syrien und ist Mitbegründer des Vereins „17_3_17“, der den Austausch von deutscher und syrischer Kultur fördert. Am Mittwoch, 15. Juni, 17.30 Uhr, führt Abdullah mit Alkhuder ein Hintergrundgespräch zur Entstehungsgeschichte des hölzernen Doms. Es geht um die Eingewöhnung in der neuen Heimat, die Leidenschaft für bildhauerisches Gestalten, die Liebe, die Dinge handwerklich und künstlerisch zu durchdringen und darum, mit Motivation und Disziplin Ziele zu verfolgen. Kostenlose Tickets für den Besuch der Veranstaltung sind online erhältlich.Die Ausstellung im Domforum, Domkloster 3, dauert bis zum 19. Juni. Öffnungszeiten: montags bis samstags von 9.30 bis 17 Uhr, sonntags von13 bis 17 Uhr.