In Schlesien geboren, in Ostdeutschland aufgewachsen, seit Mitte der 80er Jahre in Köln zu Hause – Ursula Grünefeldt feiert hier 100. Geburtstag.
Ein Jahrhundert voller Erinnerungen„Beeindruckende Zufriedenheit“ – Kölnerin feiert 100. Geburtstag

Andreas Wolter, Jubilarin Ursula Grünefeldt und Gabriele Kabisch.
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Ursula Grünefeldt ist sichtlich zufrieden. Sie strahlt die Gelassenheit des hohen Alters aus, freut sich über das gesungene Ständchen und die Glückwünsche zum 100. Geburtstag. Gemeinsam mit Tochter Gabriele Kabisch, Kölns Bürgermeister Andreas Wolter (Grüne) und Mitarbeiterinnen des Paul-Schneider-Hauses in Braunsfeld wurde die Torte mit der goldenen 100 darauf angeschnitten. Gefeiert wurde im Gemeinschaftsaal des Seniorenheims an der Peter-von-Fliesteden-Straße. „Wenn das Licht dort drüben für das Geburtstagsfoto besser ist, schieben Sie mich gern dorthin“, sagt die Jubilarin. Ursula Grünefeldt hat in einem Jahrhundert Lebenszeit zu viel erlebt, als dass Kleinigkeiten sie aus der Ruhe bringen könnten.
Grünefeldt verließ die DDR noch vor dem Fall der Mauer
Als jüngstes Kind von sechs Geschwistern wurde sie in Schlesien geboren, verlor in den Wirren nach Kriegsende kurzzeitig den Kontakt zu ihrer Familie und fand ihre Eltern schließlich im Osten Deutschlands wieder. Grünefeldts Tochter berichtet bei der Feierstunde aus dem bewegten Leben der Mutter, für die es zu anstrengend wäre, selbst viel zu reden. Sie war und ist jedoch eine sehr gesellige Frau, die stets gern plaudert und lacht, betont Gabriele Kabisch.
Noch vor dem Mauerfall, im Jahr 1985, verließen Grünefeldt und ihre Eltern die DDR, wurden dafür im Rahmen von Absprachen mit der Bundesrepublik von westdeutschen Politikern „freigekauft“, wie es damals in dem sozialistischen Staat mit unliebsamen Bürgern oft geschehen ist. So kam Grünefeldt nach Köln, genauer nach Lindenthal. Hier baute sie sich mit ihrem Mann ihre Existenz auf, arbeitete voll in ihrem im Osten erlernten Beruf als Bankkauffrau, im Westen eine Seltenheit zu dieser Zeit.
„Die Zufriedenheit bei all dem Erlebten ist bei so vielen Menschen dieses Alters immer wieder sehr beeindruckend“, sagte Bürgermeister Wolter, der der Jubilarin am Mittwoch im Namen der Stadt Köln gratulierte. Diesen Eindruck hat auch Sozialarbeiterin Vian Dizayèe, die im Seniorenheim viel Zeit mit Ursula Grünefeldt verbringt. Seit acht Jahren lebt Grünefeldt inzwischen dort. Ihre Geselligkeit, sagt Dizayèe, sei nur eine von vielen „typisch kölschen Eigenschaften“.