Köln – Zu einem Warnstreik ruft die Gewerkschaft Verdi am Mittwoch in Köln auf. Betroffen seien unter anderem die Stadtverwaltung, Kitas, Kliniken, die Sozialbetriebe, Rhein-Energie, LVR-Kliniken, Jobcenter, Arbeitsagentur und die Köln-Bäder, so Volker Wenner von Verdi. „Die Teilnahme in den letzten Wochen hat gezeigt, dass die Streikbereitschaft grundsätzlich sehr hoch ist“, so Wenner: „Ich gehe davon aus, dass wir am Mittwoch in Köln bis zu 2000 Menschen draußen haben werden.“ Auch bei Kitas werde das natürlich zu Einschränkungen und Schließungen führen.
Um die Belastung der Eltern in Corona-Zeiten so gering wie möglich zu halten, habe man bislang in Köln die Kitas noch nicht zum Streik aufgerufen. „Aber wir stehen vor der entscheidenden dritten Verhandlungsrunde und die Arbeitgeber haben ein Angebot angekündigt – deswegen müssen wir jetzt noch mal den Druck erhöhen, damit wir zu einem Abschluss kommen.“
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Wegen der verschärften Corona-Lage in Köln sei es nicht ganz einfach, diesen Warnstreik zu organisieren, sagt Volker Wenner. „Wir werden niemanden gefährden, verzichten deshalb auf Aufmärsche in der Innenstadt, halten Kundgebungen so klein und kurz wie möglich. Sollte wider Erwarten die Zahl kritisch verlaufender Fälle auf den Intensivstationen der Krankenhäuser sprunghaft ansteigen, passen wir die Warnstreikplanungen an“, sagt Daniel Kolle, Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Köln-Bonn-Leverkusen.
Die Streikenden wollen sich am Mittwoch Vormittag ab 9 Uhr zu einer Streikversammlung mit anschließender Kundgebung an der Deutzer Werft treffen.
Dass nun auch die Kitas bestreikt werden, stellt viele Eltern vor Probleme: Die meisten von ihnen haben ihre Urlaubstage während des Lockdowns aufgebraucht. Grundsätzlich habe sie großes Verständnis dafür, dass so wichtige Berufsgruppen wie Erzieher und Erzieherinnen oder das Krankenhauspersonal für mehr Lohn auf die Straße gehen, sagt eine Mutter. Ihre Tochter geht auf eine städtische Kita, die wohl vom Warnstreik betroffen sein wird. Den Zeitpunkt des Streiks findet sie allerdings schlecht gewählt: „Wir Eltern sind im Moment ohnehin sehr belastet. Und auch den Kommunen geht es wegen Corona finanziell nicht gut . Wir müssen gerade alle den Gürtel enger schnallen. Ich würde in diesem Jahr auf jeden Fall nicht mehr bei meinem Arbeitgeber um mehr Geld verhandeln.“
Schlechte Bezahlung und Fachkräftemangel
„Viele Erzieher und Erzieherinnen tun sich sehr schwer, zum Streik zu gehen. Unter anderem, weil wir ja wissen, dass den Eltern schon unheimlich viel zugemutet worden ist“, berichtet auch eine Kita-Leiterin. Verdi habe daher versucht, die Tarifverhandlungen noch zu verschieben – ohne Erfolg bei der Arbeitgeberseite. Es gebe aber auch eine große Solidarität untereinander, berichtet die Kita-Leiterin: „Manche Erzieherinnen und Erzieher sagen, ich gehe nicht nur für mich auf die Straße, sondern auch für das Pflegepersonal, deren Beruf auch dringend aufgewertet werden muss.“
Die schlechte Bezahlung des Erzieher-Berufs bekommen die Kitas vor allem beim Thema Fachkräftemangel zu spüren: „Wir gehen oft auf dem Zahnfleisch“, berichtet die Kita-Leiterin. Dabei habe ihre Kita jetzt sogar eine zusätzliche Stelle bekommen. „Aber die Stadt kann sie nicht besetzen, weil der Markt leer gefegt ist. Woran liegt das? Der Job ist zu schlecht bezahlt für die Bedingungen, die wir hier haben.“ Durch die große Zahl von Kindern in den Gruppen und immer mehr Kinder mit besonderem Förderbedarf sei das Personal ohnehin sehr stark gefordert. Und während der Corona-Pandemie fallen auch noch viele wegen Krankheit oder Vorerkrankungen aus. Dazu kommt der Aufwand durch die strengen Hygienekonzepte: „Da sind wir dann oft an der Grenze der Belastbarkeit“.
Ähnliches erzählen auch eine Krankenpflegerin und ein Krankenpfleger aus ihrem Berufsalltag: Nur, wenn es gelinge, wieder mehr Auszubildende in den Beruf zu bringen, könne die Fachkräfte-Lücke geschlossen werden. Und diese Lücke werde immer größer, weil die Menschen immer älter werden. „Wir müssen dringend anfangen, die Attraktivität des Berufs zu steigern.“ Oft sei eine Pflegekraft beim Nachtdienst für 38 Patienten zuständig. Das sei für beide Seiten – Pflegekraft und Patienten – eine schwierige Lage: „Wir streiken nicht nur für uns, wir streiken auch für die Zukunft.“