Der Stadt fehlen vor allem Fachkräfte. Daher stellt sie Maßnahmen zur Personalgewinnung vor.
300 unbesetzte StellenArbeitsmarkt leergefegt – Wie die Stadt Köln dennoch Kita-Personal gewinnen will
Gerade erst zeichnete der Kita-Report 2023, vorgelegt von verschiedenen Gewerkschaften, ein desaströses Bild von der Betreuungssituation in den Kölner Kitas. Von einer immer dünner werdenden Personaldecke war dort die Rede, von einem Teufelskreis aus Überlastung, Erkrankung und Fluktuation mit immensen Folgen für Kinder, Eltern und Personal.
300 unbesetzte Stellen in Kölner Kitas
Die Stadt Köln ist die größte Trägerin von Kindertagesstätten, 212 von insgesamt rund 700 Einrichtungen fallen in ihre Zuständigkeit und damit etwa 3800 Beschäftigte. Wie es um die Personalsituation dort bestellt ist, verdeutlichten am Mittwoch Dagmar Niederlein, Leiterin des Amts für Kinder, Jugend und Familie, und Tobias Käufer, Leiter der Abteilung Tageseinrichtungen für Kinder. 300 unbesetzte Stellen seien aktuell zu verzeichnen, zudem seien 80 Mitarbeiter langzeiterkrankt. In 70 städtischen Kitas mussten die Betreuungszeiten reduziert werden – in der Regel auf 35 Wochenstunden. Die oft belastende Situation für die Eltern „genießt unsere komplette Empathie“, so Dagmar Niederlein.
Tobias Käufer: „Recht fragiles System“
„Die Kitaleitungen führen zum Teil schwierige Gespräche mit den Eltern“, weiß auch Tobias Käufer. Vor allem, wenn kurzfristige Krankmeldungen die Tagesplanung über den Haufen werfen und berufstätige Eltern vor einem Betreuungsproblem stehen. Es handele sich um ein „recht fragiles System“, so Käufer. Die Personaldecke sei auch zu kurz, um spontan Personal aus anderen Kitas zu organisieren: „Die berühmt-berüchtigten Springer gibt es einfach nicht.“ Täglich wechselndes Personal sei zudem auch den Kindern nicht zumutbar.
Der Stadt fehlen vor allem Fachkräfte, also fertig ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher. Der Arbeitsmarkt sei leergefegt. Zu den aktuell schon zahlreichen Vakanzen in diesem Bereich gesellt sich in den kommenden Jahren eine Verrentungs-Welle. Etwa 25 Prozent der Erzieher gehe bis 2030 in den Ruhestand, schätzt Tobias Käufer: „Auch wir spüren den demografischen Wandel.“
Stadt will mit Übernahmegarantie punkten
Mehr Auszubildende sollen zumindest einen Teil des Personalmangels beheben. Seit 2021 sei ihre Zahl um 45 Prozent auf aktuell 254 gestiegen. Der Nachwuchs wird auf Berufsmessen oder in Jobcentern umworben. Die Stadt will unter anderem mit einer Übernahmegarantie, einer Bezahlung nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes und umfangreichen Weiterbildungsangeboten punkten. Die Übernahme-Quote bei den Absolventen liegt derzeit bei 70 Prozent. „Einige wollen nach der Ausbildung ein Studium machen oder schlagen einen anderen Weg ein“, so Dagmar Niederlein. 13 Prozent brechen aktuell ihre Ausbildung ab oder werden gekündigt.
Auf struktureller Ebene sehen die Verantwortlichen einigen Verbesserungsbedarf. Der Personalschlüssel schreibe etwa vor, dass sogenannte Ergänzungskräfte, Kinderpfleger etwa, keinen Erzieher ersetzen dürften. Fehlten zu viele Erzieher auf einmal, müssten Gruppen trotz ausreichender Ergänzungskräfte geschlossen werden, so Tobias Käufer: „Das ist ein Korsett, in dem wir uns bewegen müssen.“ Hier seien gesetzliche Änderungen nötig.
Im kommenden Jahr will die Stadt mit einer Kampagne das Image des Erzieherberufs aufpolieren. „Wir müssen dringend mit den Vorurteilen gegen den Beruf aufräumen“, sagt Dagmar Niederlein. Derzeit würden vor allem die negativen Seiten betrachtet: „Die positiven Aspekte fallen leider hinten runter.“ Dabei sei sie sich sicher: „Gerade junge Leute sind interessiert an Jobs mit Sinn.“