Uschi Winter ist Wirtin im Knobelbecher auf der Aachener Straße. Sie ist durch den Podcast „Baywatch Berlin“ zur Berühmheit geworden.
„Alkohol vertragen Joko und Klaas nicht“Wie Wirtin Uschi aus Kölner Kult-Kneipe zur Berühmtheit wurde
Ein wenig wirkt der Knobelbecher wie die letzte Bastion im hippen Belgischen Viertel in Köln. Fast trotzig steht die urige Eckkneipe zwischen veganen Restaurants, Sushiläden und Cocktailbars. „Die sterben ja alle aus“, sagt Wirtin Uschi Winter mit ihrer unverwechselbar rauchigen Stimme und ihrem urkölschem Dialekt. „Kannste ja gucken, wenn eine Kneipe zumacht: Wat kommt rein? Entweder Schickimicki oder Shishabar.“
Seit zwölf Jahren steht Uschi Winter hinter der Theke des Knobelbechers, etwas anderes als Gastro hat die 66-Jährige nie gemacht, 47 Jahre lang, und das wollte sie auch nie. Auch nicht mit „Kinder kriegen und allem drum und dran“, sagt sie. „Ich liebe den Beruf einfach. Das muss man in der Gastronomie auch.“ Von ihrer resoluten Art lässt sie sich auch zu später Stunde und kölschtrunkenen Männern mit frechen Sprüchen nicht abbringen. „Ich kann mich wehren, die kriegen dann Sprüche zurück. Da hab ich keine Angst vor“, sagt sie. Man glaubt es ihr. Das konnte sie schon von Anfang an gut, erzählt sie. „Ich hab‘ da irgendwie ein Talent zu, ich weiß et nich‘ – dat war schon immer su.“
Uschi Winter, die von allen einfach nur Uschi genannt wird, ist ein echtes Urgestein, man könnte fast sagen: Eine Berühmtheit. Auch außerhalb Kölns, was dem Podcast „Baywatch Berlin“ von Klaas Heufer-Umlauf, Jakob Lundt und Thomas „Schmitti“ Schmitt geschuldet ist – und einem echten „Verbrechen“, das sich hier ereignete…
Knobelbecher in Köln: Ort eines „Verbrechens“
Es begab sich einst wie folgt: „Klaas und Joko [Winterscheidt, Anm.d.Red.] waren früher Gäste hier. Das war denen ihre Ecke da“, sagt Uschi und zeigt auf einen Bereich an der Theke. Sie zögert kurz und verrät dann: „Also Alkohol vertragen sie nicht viel.“ Mit ihnen warf sich Uschi gegenseitig Sprüche an um die Ohren, aber stets in liebevoller Frotzelei. „Es war immer lustig. Dann sind die beiden nach Berlin“, erzählt sie. Ein Gast brachte eines Tages dann ein gerahmtes Bild von Thomas Schmitt in den Knobelbecher. Schmitt ist Produzent verschiedener Shows (z.B. Circus Halligalli, Duell um die Welt) von Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf, trat aber des öfteren auch vor die Kamera.
„Seitdem steht das Bild hinter der Theke“, sagt Uschi. Normalerweise jedenfalls, denn eines Nachts am Wochenende der Schock: „Ich hatte mir ne Zigarette anmachen wollen und dann seh‘ ich, dass das Bild weg ist. Ich habe noch geguckt, ob es irgendeiner hat, aber: nix.“ Es folgte ein verzweifelter Aufruf bei Instagram und im Podcast „Baywatch Berlin“, der Dieb möge das vermisste Bild doch bitte zurückbringen. „Ich hab‘ dann erfahren, dass das einer geklaut hat für – wie heißen die Dinger? – eine Challenge. Da hab ich gedacht: Wenn derjenige hier reinkommt, zieh ich ihn am Schwanz hoch! Ich war so sauer.“ So herzlich Uschi ist, mit ihr verscherzen will man es sich nicht. Das Bild jedenfalls ist wieder aufgetaucht und steht seitdem wieder an seinem Ehrenplatz.
„Es kommen viele von auswärts, die gucken wollen, ob der Schmitti noch da steht und dann Fotos machen.“ Junge Leute kamen schon vor der neuen Berühmheit durch Baywatch Berlin in den Knobelbecher, sehr zur Verwunderung von Uschi: „Ich weiß nicht, warum die zu ner alten Frau hinter der Theke kommen. Das könnten alles meine Kinder sein…“ Ihr „Schicksal“ als Berühmtheit trägt sie mit Fassung und hält zwischen „Schickimicki und Shishabar“ auf der Aachener Straße die Stellung. Ändern will sie sich und den Knobelbecher auch als Promi niemals. Inzwischen gibt es sogar einen Bierdeckel mit ihrem Foto. „Ich bin so wie ich bin, das hat sich durch das Ganze nicht geändert. Ich bin noch genauso bekloppt wie vorher.“ Auch der Knobelbecher bleibt Knobelbecher, hippe Wandpflanzen oder fotogene Sprüche aus Neon-Röhren wird es hier nicht geben.
Stattdessen wird hier noch die alte Tradition der Sparschränke gepflegt: Stammgäste werfen beim Besuch ein paar Euro in ihr persönliches Döschen, einmal im Jahr erfolgt die feierliche Auszahlung dieser Wertanlage. Welche Beträge da zusammenkommen, kann Uschi nicht sagen. Wahrscheinlich ist es das, was ihre Gäste so an „ihrer Uschi“ und dem Knobelbecher lieben, die unverstellte Art und das Fehlen jeglichen prätentiösen Geplänkels. Deshalb ist es ihr auch nicht erlaubt, mit ihren 66 Jahren an Rente zu denken: „Ich wollte eigentlich aufhören, aber die Gäste lassen mich ja nit. Ist verboten. Die wollen mich erst mit den Füßen zuerst hier raus tragen.“