Razzia in NagelstudiosZoll nimmt sechs Illegale in Köln und Siegburg fest
Köln – Fünf Nagelstudios haben am Dienstag überraschenden Besuch vom Zoll bekommen. In der Innenstadt, auf der Venloer Straße in Ehrenfeld, im Einkaufszentrum in Weiden sowie in einem Laden in Rodenkirchen haben die Ermittler insgesamt 18 Beschäftigte kontrolliert. Bei dreien bestehe der Verdacht, dass sie sich illegal in Deutschland aufhalten, teilte Zollsprecher Jens Ahland mit. Sie konnten sich nicht ausweisen und machten keine Angaben zur Person. Weitere drei mutmaßlich illegal Beschäftigte, darunter vermutlich einen Minderjährigen, erwischten die Zöllner bei zeitgleichen Kontrollen dreier Nagelstudios in Siegburg. Alle sechs wurden vorläufig festgenommen, um ihre Identität zu klären.
Schleuser nehmen Angestellten die Pässe weg
Nach Erkenntnissen der Ermittler werden in der Nagelstudio-Branche bundesweit vielfach Mindestlöhne unterschritten und Sozialversicherungsbeiträge einbehalten. Zudem fallen bei Kontrollen immer wieder Menschen vorwiegend aus Vietnam auf, die sich nicht in der Bundesrepublik aufhalten dürften oder die nur ein Touristenvisum besitzen, aber trotzdem arbeiten. Bei vielen bestehe der Verdacht, dass sie illegal nach Deutschland eingeschleust und hier zum Arbeiten gezwungen worden seien. Nicht selten, berichtete Ahland, würden die Arbeitgeber oder Schleuser den Angestellten ihre Pässe abnehmen, bis die Männer und Frauen zum Beispiel die Kosten für ihre Schleusung abgearbeitet hätten.
Ob und gegebenenfalls in welchem Umfang diese Vorwürfe auch auf jene Studios zutreffen, die der Kölner Zoll am Dienstag kontrolliert hat, ist noch ungewiss. Ahland stellte klar: „Es geht uns nicht darum, die Leute zu erwischen, die geknechtet werden, sondern diejenigen, die sich damit eine goldene Nase verdienen.“ Die bei der Razzia gesammelten Erkenntnisse würden in den nächsten Tagen ausgewertet. Dazu würden etwa Terminbücher geprüft und mit Stundenaufzeichnungen und Lohnabrechnungen abgeglichen. Bei Verstößen erwartet die Betreiber ein Strafverfahren. Es drohen Gefängnisstrafen und hohe Bußgelder.
Illegal aus Vietnam über die Slowakei nach Deutschland geschleust
Die Zollrazzia in Köln und Umland steht nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit einer Razzia der Bundespolizei am Montag mit Schwerpunkt im Großraum Berlin. Die Ermittler gingen dem Verdacht nach, dass Menschen aus Vietnam über die Slowakei nach Deutschland illegal geschleust wurden. Dafür sollen die Schmuggler zwischen 13.000 und 21.000 Euro verlangt haben. Das Geld habe durch Arbeit in Nagel- oder Massagestudio sowie durch Zwangsprostitution zurückgezahlt werden müssen, heißt es.