Bauvorhaben in Köln-ZollstockIndianersiedlung soll größer werden
Zollstock – Ratspolitiker und Bezirksvertreter entscheiden in der kommenden Woche über die Grundzüge der Siedlung, die als Erweiterung neben der Indianersiedlung am Kalscheurer Weg entstehen soll. Wenn die Politiker dem vorliegenden Konzept zustimmen, sind wichtige Vorgaben für das Projekt gesetzt.
Zwei Hektar großes Areal
Rund zwei Hektar groß ist das noch verwilderte Areal, das an die bestehende Siedlung und den Südfriedhof grenzt. Die ungeordnet wirkende Siedlung ist für ihren Charme berühmt. Sie ist informell entstanden und war lange nicht an städtische Wege- und Versorgungsnetze angeschlossen.
Erst die Gründung einer Siedlergenossenschaft und die Übertragung der Grundstücke an diese hat den Bestand des Viertels gesichert. Die Bewohner regeln traditionell viele Angelegenheiten, die sie betreffen, gemeinsam. Und so entstand auch der Plan, einem Rendite-orientierten Investor, der vor ihrer Nase bauen wollte, Konkurrenz zu machen und die Entwicklung ihrer Nachbarschaft selbst zu gestalten.
Ausschließlich Sozialwohnungen
Eine mit personeller und finanzieller Unterstützung der alten Genossen neu gegründete Genossenschaft soll die Siedlung erweitern. 16 Häuser mit rund 110 Wohnungen für neue Nachbarn sind geplant, ein Teil zwei-, ein anderer dreigeschossig mit Dachgeschoss. Sie alle werden mit öffentlicher Hilfe finanziert und als Sozialwohnungen ausschließlich an Inhaber von Wohnberechtigungsscheinen vermietet. Ein Teil des Eigenkapitals für das Projekt will die Genossenschaft mit Eigenleistung der künftigen Bewohner aufbringen.
An den rechtlichen Voraussetzungen für das Baugebiet arbeiten derzeit Stadt und Politik. Mit dem anstehenden Beschluss beginnt die formale Phase des Bebauungsplanverfahrens. Gleichzeitig verhandelt die neue Genossenschaft mit dem Liegenschaftsamt über den Kaufpreis für die Grundstücke, die sich noch in städtischem Eigentum befinden.
Einigung über Kaufpreis noch nicht in Sicht
Zwar verhandelt das Amt auf politischen Wunsch bislang exklusiv mit den Genossen. Doch noch ist eine Einigung nicht in Sicht. Gutachten und Berechnungen und damit die Vorstellungen zum Kaufpreis liegen derzeit weit auseinander. „Wir können nicht jede Wohnung mit 100 000 Euro Grundstückskosten belasten“, sagt Georg Brombach, der den Vorständen der alten und neuen Genossenschaft angehört.
Das Liegenschaftsamt hat alternativ angeboten, das Grundstück an die Genossen zu verpachten. Es bliebe damit im Eigentum der Stadt. „Das finden wir politisch betrachtet auch richtig“, sagt Brombach. Doch der angebotene Pachtzins sei für sie ebenso wenig finanzierbar. Der zuständige Ratsausschuss wird über die Verhandlungen fortlaufend informiert. Dort heißt es, dass es derzeit noch keinen Grund gebe einzuschreiten. Grundsätzlich kann der Ausschuss aber dem Liegenschaftsamt Weisung erteilen. In der Gemeindeordnung, darauf weist SPD-Vertreter Rafael Struwe hin, erlaubt der Paragraf 90 einen Verkauf von kommunalem Vermögen unter dem aktuellen Verkehrswert in besonderen Fällen.
Bezahlbaren Wohnraum schaffen
Dazu gehört ausdrücklich die Förderung des sozialen Wohnungsbaus. „Die Möglichkeiten, die es gibt, sollte man auch ausnutzen“, sagt Struwe mit Blick auf den Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Köln. Georg Brombach ist insgesamt zuversichtlich, dass sich die Genossen mit der Stadt einig werden. Er glaubt sogar, dass sie die Baugenehmigung vor dem nächsten Sommer auf dem Tisch haben.
Grundsätzlich kann der Ausschuss aber dem Liegenschaftsamt Weisung erteilen. „Die Verwaltung sollte wissen, dass wir 100 Prozent geförderten Wohnungsbau an dieser Stelle haben wollen. Und das sollte auch finanzierbar sein“, sagt Jörg Frank, Ausschussvorsitzender und Ratsmitglied für die Grünen. Er geht davon aus, dass dieser Wunsch, falls nötig, eine breite politische Mehrheit findet.
Stadtteilparlament trifft sich am Montag
Die Rodenkirchener Bezirksvertreter beraten über den Beginn des Bebauungsplanverfahrens in ihrer nächsten Sitzung am Montag, 16. September, ab 17 Uhr im Rathaus Rodenkirchen, Hauptstraße 85.
Drei Tage später entscheidet der Stadtentwicklungsausschuss des Rates. Die Bezirksvertreter lassen sich außerdem über die Wartungsarbeiten in der Rheinlandraffinerie in Godorf informieren, widmen sich mit eigenen Anträgen der Nutzung des Maternusplatzes in Rodenkirchen und des Sürther Marktplatzes, der Verkehrssicherheit im Bezirk, beraten das Bauvorhaben am Sürther Heidelweg, den Umbau der Weißer Straße und die geplante Rheinbrücke für eine Stadtbahnverbindung zwischen Niederkassel-Lülsdorf und dem Kölner Süden und weitere Themen.