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Samstag offizielle EröffnungGegen den Trend – Kölner Benediktinerinnen starten in Düsseldorf zweites Kloster

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Die „Pioniergruppe“ um Sr. Emmanuela, Sr. Raffael, Sr. Josephine und Sr. Tabita.

Beschwingt fegen die sechs Nonnen durch den Kreuzgang des Klosters Angermund. Es wird gemalert, geschreinert und genäht. Es gibt viel zu tun in dem riesigen fünfeckigen Backsteinbau im nördlichen Düsseldorfer Stadtteil. Denn das, was die Kölner Benediktinerinnen aus Raderberg hier gewagt haben, ist mit kühn nur unzureichend beschrieben. Es ist im besten Sinne aus der Zeit gefallen.

Während angesichts der Kirchenkrise die Kirchen immer leerer werden und selbst überzeugte Katholiken im Erzbistum ihre Mitgliedschaft kündigen, platzte das Stammkloster der Kölner Bendiktinerinnen an der Brühler Straße in Raderberg angesichts von stetigem Klosternachwuchs aus allen Nähten. „Wir waren ausgebucht bis unters Dach“, wie Sr. Emmanuele Kohlhaas, die dort bis vor kurzem Priorin war, scherzhaft kommentiert. Es musste eine Lösung her, weil es doch allzu wuselig wurde bei den Damen, die auf Beten und Arbeiten setzen.

Am 7. Oktober ist Eröffnung im Stadtteil Angermund

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Die Schwestern beim Stundengebet in der Klosterkapelle.

Daher setzen die Kölner Nonnen jetzt beherzt auf Expansion: Ausgerechnet in Düsseldorf, im äußersten Norden in Angermund, wo „Fuchs und Igel“ sich gute Nacht sagen, gründen sie eine Dependance des Kölner Klosters – inmitten von Wäldern, Feldern und Baggerseen. Die letzten drei verbliebenen Dominikanerinnen, die das Kloster bislang betrieben hatten, mussten den Ort aus Altersgründen und wegen fehlenden Nachwuchses aufgeben.

Kölner Weihbischof Schwaderlapp kommt zur Eröffnungsfeier

Am Samstag wird das Katharinenkloster im Stadtteil Angermund offiziell eröffnet. Zu der Gründungsfeier mit dem Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp wird der Düsseldorfer Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) erwartet.

3000 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche bietet der Backstein-Bau, den der Kirchenarchitekt Emil Steffann 1969 fertig gestellt hat. Der aus drei Ebenen bestehende Bau in Form eines Pentagons ist unauffällig in die Landschaft integriert. „Im Inneren kann einem in dem fünfeckigen Kreuzgang fast schwindelig werden“, meint Sr. Emmanuela Kohlhaas. Die ehemalige Priorin, die nach zwei Amtszeiten nicht mehr zur Wahl angetreten war, bildet gemeinsam mit fünf anderen Schwestern eine „Kölner Pioniergruppe“, wie sie es selber nennt. Sie wollen hier etwas schaffen, was sie im besten Sinne mit den Wurzeln des benediktinischen Lebens verbindet: Einen offenen Ort der lebendigen Begegnung.

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Sr. Raffael, Sr. Emmanuela, Sr. Josephine und Sr. Tabita (v.l) starten im neuen Kloster.

Neben der Klausur mit den Zimmern für die Nonnen, zwei Kapellen, Seminarräumen und ganz viel Natur drum rum bietet das Haus nämlich vor allem eines: jede Menge Platz für Gäste. Während es im Stammkloster in Raderberg nur acht Gästezimmer gibt, sind es hier über 30: Der Schwerpunkt des Konzepts soll, das ist den Pionierinnen ganz klar, auf Begegnung liegen: Begegnung mit dem klösterlichen Leben, das Kirche ganz anders erlebbar macht, aber auch von ganz unterschiedlichen Menschen untereinander. Und zwar preisgünstig und damit erschwinglich für alle. Denn es gebe inzwischen – selbst in den Gästehäusern der Klöster – die Tendenz, für immer mehr Komfort auch immer höhere Preise aufzurufen, hat Sr. Emmanuela festgestellt.

Hier in Angermund wollen sie auf Einfachheit, Schlichtheit und Nachhaltigkeit setzen. So soll der Preis niedrig bleiben, um auch Studierenden, Familien oder einfach Menschen mit kleinem Geldbeutel eine Herberge bieten zu können. Kochen werden die Nonnen selbst – abwechselnd. „Einfach und lecker“, sagt Schwester Josephine. „Wir kochen alle gerne.“

Gäste sollen beim Tischdecken oder in der Spülküche helfen

Dabei setzen die Nonnen, die den kompletten Betrieb selber stemmen müssen, auch auf Mithilfe: Die Gäste sollen etwa beim Tischdecken oder in der Spülküche helfen oder das Bett bei Abreise für den nächsten Gast neu beziehen. Das spart Personal, das es eh nicht gibt, und bringt auch eine andere gemeinschaftliche Atmosphäre, sind sie überzeugt. Familien können, wenn sie mögen, auch eine Selbstversorgerküche nutzen.

Wichtig ist ihnen, dass Menschen aus unterschiedlichsten Lebenszusammenhängen kommen. Gerne auch solche, die ein paar Tage Naturerleben suchen: „Wir sind hier auch touristisch gut angebunden: Man kann in den Wald mit dem Rad, man kann an die umliegenden Baggerseen zum Baden und trotzdem ist die S-Bahn nicht weit“, rührt Schwester Emmanuela die Werbetrommel.

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Der Kreuzgang des im Fünfeck gebauten Backstein-Klosters.

Spirituell soll es hier im Kloster darum gehen, „die Quellen offenzuhalten“, wie sie es bildlich ausdrücken. Es gehe hier ausdrücklich nicht um die Institution Kirche und seine Protagonisten, an der sich so viele wundreiben. „Wir wollen in aller Schlichtheit ein Ort des Zugangs, der Gastfreundschaft und des Zuhörens sein“, sagt Schwester Emmanuela. Für sie alle ist der Neuanfang mit dem Abschied von dem vertrauten, funktionierenden Kloster in Köln Raderberg Wagnis und Abenteuer zugleich.

Kölner Benediktinerinnen in Düsseldorf-Angermund: Altes mit neuem Charme

Die Lust auf das Neue ist spürbar: Dafür stehen die Schwestern der Pioniergruppe mit ihren ganz unterschiedlichen Lebenserfahrungen und Wegen. Schwester Emmanuela ist Psychologin und promovierte Musikwissenschaftlerin, Schwerpunkt Tanz. Schwester Tabita zum Beispiel war vor ihrer Zeit im Kloster Frisörin und Schwester Josephine ist erst, nachdem ihre drei Kinder erwachsen waren, ins Kloster eingetreten. Sie ist die kreative Seele der Angermunder Nonnen: In ihrem ersten Leben hat sie neben der Familienarbeit im Edeka die Frischetheken dekoriert.

„Von ihrem Händchen für Dekoration und Ästhetik profitieren wir jetzt sehr“, betont Schwester Emmanuela. So hat Schwester Josephine dafür gesorgt, dass die in die Jahre gekommenen Zimmer ganz neuen Charme bekommen: Mit kleinen, individuellen Details vom Flohmarkt oder farblich abgestimmten Kissen oder Vorhängen. Aus dem Alten wollen sie hier etwas Neues schaffen, und zwar ohne das Konzept schon in der Schublade zu haben. Nach zwei Monaten renovieren und vorbereiten soll es nun in diesem Monat mit dem Gästebetrieb losgehen. „Der Weg soll im Gehen entstehen. Und wir sind gespannt, was passiert.“


Dieser Text erschien erstmals am 1. November 2022