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„Systemkritisch, aber kein Querdenker“Kölner Ensemble zeigt Juli Zehs Corpus Delicti

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Anja Anton und Damian Hardung im Stück Corpus Delicti, das in der Kölner COmedia aufgeführt wird.

Köln – Strenge Hygienevorschriften, medizinische Früherkennung und Partnerschaftsvermittlung innerhalb derselben Immungruppe: Der Staat in Juli Zeh’s Roman „Corpus Delicti“ von 2007 sagt Krankheiten und Schmerzen den Kampf an – und das durch totale Überwachung. Das Kölner Ensemble Frühlingserwachen bringt den brisanten dystopischen Stoff nun am Freitag, 27. und Samstag 28. Mai um jeweils 19.30 Uhr auf die Bühne der Comedia in der Südstadt.

Schauspieler Damian Hardung ist Teil des Ensembles

Teil des Ensembles ist auch der Kölner Schauspieler Damian Hardung („How to sell Drugs online (fast)“, „Auerhaus“), der die Rolle des Moritz Holl übernimmt. Moritz ist der Bruder der Biologin Mia Holl, der Protagonistin des Romans (gespielt von Anja Anton). Mia mutiert zur Widerstandskämpferin, weil ihr Bruder zu Unrecht eines Verbrechens beschuldigt und ins Gefängnis gesteckt wird. „Für mich war die Rolle von Moritz der ausschlaggebende Punkt, weshalb ich Lust auf das Stück hatte. Er ist der Inbegriff von einem Lebemenschen. Das Leben hat für ihn nur Sinn, wenn es auch lebenswert ist und nicht nur, um es zu bewahren“, sagt Hardung, der seine erste Bühnenerfahrung überhaupt macht. „Ich drehe Filme, seit ich elf bin und hatte das Bedürfnis, mal mitreden zu können“, so der 23-Jährige.

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Der Kölner Schauspieler Damian Hardung spielt in der Comedia die Rolle des Moritz Holl im Stück Corpus Delicti vom Ensemble Frühlingserwachen.

Moritz hat es Hardung richtig angetan: „Der haut so tolle Sätze raus wie „Der freie Mensch muss flackern“. Die Verbindung aus seiner jugendlichen Naivität und seiner philosophischen Weisheit ist schön.“ Besonders gefalle ihm, dass Moritz systemkritisch sei, aber „kein Querdenker. Denn er bleibt bei den Fakten“. Die Parallelen gerade in Zeiten der Pandemie sind offenkundig – Hardung empfindet die Auseinandersetzung mit Zehs Roman daher als „besonders spannend“.

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Regisseur wollte Corpus Delicti schon vor Ausbruch der Pandemie inszenieren

Die Intention, „Corpus Delicti“ zu inszenieren hatte Theaterregisseur Norbert Hußmann jedoch bereits 2011 – weit vor Covid-19. „Ich sehe die Gefahr einer diktatorischen Entwicklung ganz stark im Gesundheitswesen. Welch ein Gesundheitsfanatismus hat unsere Gesellschaft ergriffen, kein Medium, das nicht ständig Tipps gibt“, begründet Hußmann seine Wahl. Die Pandemie habe gezeigt „wie schnell äußerst rigorose Maßnahmen mit größter Freiheitsbeschränkung ergriffen werden“: Ein für Demokratien erschreckendes Beispiel seit derzeit China (harter Lockdown in Shanghai).

Kölner Schauspieler Damian Hardung über seine erste Theatererfahrung

Nach der Premiere Anfang Mai im Schulzentrum Ostheim kann Hardung sagen, dass seine erste Theatererfahrung nicht so transzendentaler Art war wie erwartet. „Ich muss ernüchtert feststellen, dass ich für mich spiele. In dem Moment merke ich nicht, ob ich vor einer Kamera oder vor Publikum spiele“. Der einzige Unterschied sei, dass man sich auf seine wenigen Szenen am Filmset gut vorbereiten könne, indem man sich in eine entsprechende Stimmung versetze, während die Darbietung auf einer Bühne eine Gefühlsachterbahn sei, da man in kürzester Zeit auch zwischen konträren Gefühlslagen wechseln müsse.

Hardung, der zugleich Medizinstudent ist – seine Eltern haben in Deutz eine orthopädische Praxis – dreht derzeit in NRW zusammen mit Katja Riemann. Diese beide Tätigkeiten lassen sich gerade gut verbinden, erzählt er. „Ich bin das schon von der Schule her gewöhnt“.