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Verfahren ist „eine Zumutung“Viele Kinder bekommen keinen Platz an ihrer Wunsch-Grundschule

Lesezeit 4 Minuten
Kinder sitzen in einer ersten Klasse.

Plätze für Erstklässler sind in Köln in einigen Stadtbezirken Mangelware.

Im Kampf um die Plätze an ihrer Wunschschule gehen viele Kölner Erstklässler leer aus. Große Engpässe gibt es vor allem im Rechtsrheinischen.

Lange wurden sie von den Familien erwartet: Die Briefe, in denen den Familien der künftigen Erstklässler mitgeteilt wurde, ob es an der Wunschschule mit einem Platz geklappt hat oder ob ihrem Kind eine andere Grundschule zugeteilt wurde. Dabei war in diesem Jahr besonders viel Geduld gefragt: Während die ersten Briefe bereits am letzten Donnerstag in den Briefkästen lagen, waren auch fünf Tage später noch nicht in allen Familien die Bescheide angekommen.

„Das ist schon mal per se eine Zumutung. All das könnte man verhindern, wenn endlich das Anmeldesystem digitalisiert und die Bescheide zeitgleich per Knopfdruck versendet würden – so wie es die Berufskollegs schon machen“, kritisierte Nathalie Binz, Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft.

Zahlen darüber, wie viele Kinder genau an ihrer Wunschschule keinen Platz bekommen haben, gibt die Stadt erst nach dem offiziellen Ende des Anmeldeverfahrens bekannt. Es gebe „in den Zahlen immer noch Bewegung“, heißt es auf Anfrage von der Stadt. Genauso wie es Familien gebe, die ihre Kinder auch nach Aufforderung immer noch nicht angemeldet haben. Auch darüber, wie viele Erstklässler nun von besonders langen Schulwegen betroffen sind, gibt es noch keine Auskunft. Bekannt dagegen ist, dass es an fast der Hälfte der Kölner Grundschulen mehr Anmeldungen als Plätze gab und damit Kinder, die nicht an ihre Wunschgrundschule gehen können. Das betrifft mehr als 500 Kölner Kinder. Viele von ihnen werden auch an ihrer Zweitwunschschule leer ausgegangen sein.

Köln richtet 14 Mehrklassen ein

Und das obwohl die Stadt bereits im Vorgriff 14 Mehrklassen eingerichtet hatte, um 350 zusätzliche Plätze zu schaffen. Dazu werden an sieben Grundschulen in Weiden, Worringen, Roggendorf/Thenhoven, Porz, Eil und Flittard Container aufgestellt, um die Zügigkeit zu erhöhen. In sieben weiteren Grundschulen in Godorf, Riehl, Volkhoven/Weiler, Pesch, Neubrück und Kalk werden im Bestand Mehrklassen eingerichtet. Die Errichtung weiterer Mehrklassen wird geprüft, da davon ausgegangen werden kann, dass das nicht reicht. Im vergangenen Jahr hatte es bis zu den Sommerferien gedauert, ehe die Verteilung aller Kinder in den Mehrklassen abgeschlossen war.

Die Versorgungslage in den einzelnen Kölner Stadtbezirken ist auch in diesem Jahr sehr unterschiedlich: Während es in Stadtbezirken wie Rodenkirchen oder Nippes in der Summe aller Grundschulen sogar einen Überhang an Plätzen gab, ist der Mangel in anderen Stadtbezirken groß. Wieder trifft es vor allem das rechtsrheinische Köln: Am gravierendsten ist die Situation wie schon bei den weiterführenden Schulen im Stadtbezirk Porz: Dort gab es bereits nach einer ersten Auswertung der Anmeldungen an allen Grundschulen des Stadtteils 89 Plätze zu wenig. Auch im Stadtbezirk Mülheim ist die Lage mit 84 Plätzen Unterhang sehr angespannt.

Dabei gab es Schulen wie etwa die Gemeinschaftsgrundschule Konrad-Adenauer-Straße in Finkenberg, die nach den Anmeldungen der Erstwünsche 36 Kinder zu viel auf ihrer Liste hatten. An der Friedrich-List-Grundschule in Gremberghoven waren 27 Kinder zu viel angemeldet worden. Diese ursprünglich kommunizierten Zahlen für die Stadtteile seien aber nicht die endgültigen Zahlen, erklärt die Stadt: Inzwischen hätten sich einerseits weitere Kinder angemeldet, andererseits habe sich die Zahl der Kinder, die das Schuljahr wiederholen, im Vergleich zur Erstberechnung reduziert.

Aktuell hätten sich bei der Stadt noch keine Familien gemeldet, deren Kind aufgrund der Zuteilung nun einen besonders langen Schulweg hätten, hieß es auf Nachfrage. Um unter diese Kategorie zu fallen, müsse für den betroffenen Erstklässler „die Fahrzeit mit dem öffentlichen Nahverkehr mehr als 30 Minuten je Strecke betragen und/oder mit Umsteigen verbunden sein“.

Anzahl der Wiederholer der ersten Klasse ist um ein Drittel gestiegen

Im vergangenen Jahr wurde den betroffenen Eltern dann entweder eine Freifahrtberechtigung für den ÖPNV für die Begleitung ausgestellt oder es wurden Wegstreckenentschädigungen für die Autofahrt oder die Erstattung von Taxikosten angeboten. Dabei berücksichtigt wurden jeweils die persönlichen Rahmenbedingungen der Familien – wie Berufstätigkeit und Arbeitszeiten der Eltern. Sollte es auch in diesem Jahr Kinder mit besonderen Schulwegen geben, „wird die Stadtverwaltung individuelle Unterstützungsmöglichkeiten selbstverständlich prüfen“, sagte die Stadt auf Anfrage zu.

Um perspektivisch genug Plätze für alle Kölner Erstklässler anbieten zu können, versucht die Stadt derzeit - neben der Prüfung von Mehrklassen und dem zügigen Bau- und Ausbau weiterer Grundschulen – den hohen Anteil an Kindern in den Blick zu nehmen, die das erste Schuljahr wiederholen. Der Anteil der von den Schulen gemeldeten Wiederholer ist in diesem Jahr um ein Drittel angestiegen auf 8,5 Prozent aller Erstklässler.

Bereits im Vorjahr gab es eine Steigerung um ein Drittel. An einem Dutzend Kölner Grundschulen wird jeder dritte aktuelle Erstklässler das Schuljahr wiederholen. Für die Stadt bedeuten die steigenden Zahlen angesichts der Platzknappheit ein großes Problem. Daher wird derzeit eine Expertenbefragung an den Kölner Schulen vorbereitet, um die Ursachen dieser Entwicklung festzustellen und gemeinsam mit dem Schulamt und den Fachämtern im Übergang von Kita zu Grundschule Handlungsempfehlungen zu entwickeln. Auch das Schulministerium wurde eingeschaltet.