Die ZDF-Sendung war kurz vor dem Fahndungsaufruf der Polizei abgebrochen worden. Hinweise gingen kaum ein.
Kölner Fall bei „Aktenzeichen XY“Bruder des Mordopfers schwer enttäuscht vom ZDF – Intendant reagiert
Der kurze Film in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ am 6. November war aus Sicht von Peter Förster (Name geändert) die vielleicht letzte Chance, nach 32 Jahren doch noch den Mörder seiner Schwester Andrea zu finden. Doch daraus wurde nichts: Nach der Sendung gingen nicht einmal zehn Zuschauerhinweise ein – darunter keine heiße Spur.
Das hat vermutlich vor allem daran gelegen, dass Moderator Rudi Cerne die Sendung direkt nach der Ausstrahlung des Einspielers über den Kölner Cold Case abgebrochen hatte zugunsten einer Nachrichten-Sondersendung über die geplatzte Ampelkoalition in Berlin.
„Aktenzeichen XY“ mitten in der Sendung abgebrochen
Das nach dem Film eigentlich geplante Interview mit dem Kölner Mordermittler Markus Weber und weitere Details zur Fahndung waren im ZDF-Hauptprogramm nicht mehr zu sehen, nur noch für die nächsten sieben Tage als Aufzeichnung in der Mediathek. Nun soll es in der nächsten „XY“-Sendung am 22. Januar eine Folgeberichterstattung zu dem Kölner Fall geben.
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Denn noch immer sucht die Polizei nach demjenigen, der Andrea W. mit mehreren Messerstichen tödlich verletzt hatte, sowie nach möglichen Mitwissern. „Es ist wichtig, dass das Schweigen aufgebrochen wird“, sagt Andreas Bruder Peter Förster im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Es wundere ihn, dass dies in all den Jahren bislang nicht gelungen sei. „Der Täter hat seitdem vermutlich 32 Jahre weitergelebt, meine Schwester hatte diese Zeit nicht.“
Förster äußert sich schwer enttäuscht darüber, dass die „XY“-Sendung so abrupt abgebrochen wurde. Er hatte kurz danach einen Brief mit Fragen an ZDF-Intendant Norbert Himmler geschrieben – und inzwischen auch eine Antwort erhalten, berichtet Förster. In einem ausführlichen und persönlichen Brief habe der Intendant sein Bedauern über den Abbruch der Sendung zum Ausdruck gebracht, den „unglücklichen internen Ablauf“ geschildert und sich entschuldigt.
Die 28-jährige Andrea W. war in einer eiskalten Januarnacht 1992 mit lebensgefährlichen Stichverletzungen auf der Aachener Straße gegenüber dem Melatenfriedhof gefunden worden und starb später im Krankenhaus. Die Polizei hat Hinweise darauf, dass die Postangestellte, die sich drei Monate vor der Tat von ihrem Job hatte beurlauben lassen, in der Kölner Hausbesetzerszene Fuß gefasst hatte. „Aber wir haben bislang leider niemanden aus der damaligen Szene bekommen, der uns etwas über Andrea sagen konnte“, sagt Ermittler Weber.
Das Motiv für den Mord ist bis heute völlig rätselhaft. Immerhin konnte die Polizei seinerzeit DNA-Spuren sichern, die sie dem Täter zuordnet. Einen Treffer in der Datenbank gab es aber bisher nicht. Auch das mutmaßliche Tatmesser, ein Küchenmesser der Marke Luna, haben die Ermittler damals gefunden. Andrea W. hatte offenbar noch vergeblich versucht, sich mit einem Teppichmesser gegen den Angriff zu wehren.
Weiterhin sucht die Polizei auch nach zwei Männern mit den Vornamen „Tommi“ und „Klaus“ – wobei unklar ist, ob es „Klaus“ tatsächlich gibt oder gab. Er könnte 1992 Andreas Freund gewesen sein, sicher ist das aber nicht. „Tommi“ soll dagegen seinerzeit in der Kölner Hausbesetzerszene aktiv gewesen sein.
Zeugenhinweise nimmt die Kölner Polizei unter der Rufnummer 0221/229-0 entgegen.