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Kölner FriedenskindergartenDelegation aus Tel Aviv und der Trägerorganisation Na’amat zu Besuch im Rathaus

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Delegation aus Tel Aviv und der Trägerorganisation Na´amat zu Besuch im Rathaus. V. li.: Abraham Lehrer, Ralph Elster, Amat Oz, Souham Satel, Lydia Kallonas Sakram.

Delegation aus Tel Aviv und der Trägerorganisation Na´amat zu Besuch im Rathaus. V. li.: Abraham Lehrer, Ralph Elster, Amat Oz, Souham Satel, Lydia Kallonas Sakram.

Durch die Arbeit des Kindergartens im arabisch geprägten Tel Aviver Stadtteil Jaffa können Vorurteile zwischen den Religionen abgebaut werden.

Was im Friedenskindergarten, den die Stadt Köln im Jahr 1988 ihrer Partnerstadt Tel Aviv geschenkt hat, Tag für Tag gelebt wird, nannte Bürgermeister Ralph Elster am Montag „so etwas wie ein Rezept gegen Gewalt“. Anlass war der Empfang einer kleinen Delegation aus Israel im Historischen Rathaus. Sie setzt sich zusammen aus Lydia Kallonas Sakran, Leiterin des „Cologne Day Care Peace Center“, Amat Oz von der Frauengewerkschaft Na‘amat, die den Friedenskindergarten trägt, und Erzieherin Souham Satel. Am Empfang nahmen unter anderen Monika Möller, Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln-Tel Aviv-Yafo, und Abraham Lehrer, Vorsitzender der Synagogen-Gemeinde Köln, teil.

Jungen und Mädchen verschiedener Religionen werden gemeinsam betreut

Der Kindergarten liegt im arabisch geprägten Tel Aviver Stadtteil Jaffa und wurde auf Initiative des damaligen Oberbürgermeisters Norbert Burger zum großen Teil mit Mitteln der Stadt Köln errichtet. Das besondere „Rezept“: Jüdische Jungen und Mädchen und arabische Kinder, die je zur Hälfte christlich und muslimisch sind, werden gemeinsam betreut. Die Erzieherinnen gehören ebenfalls verschiedenen Religionen an. In die Erziehungsarbeit werden auch die Eltern der rund 60 Kinder zwischen zwei und fünf Jahren einbezogen.

Auf diese Weise können Vorurteile schon im Kindesalter abgebaut werden, zum Beispiel dadurch, dass die Jungen und Mädchen mit den Traditionen und Feiertagen der jeweils anderen Glaubensrichtungen vertraut gemacht werden. Der Städtepartnerschaftsverein unterstützt die Arbeit des Kindergartens. In den vergangenen Jahren sind immer wieder Spendengelder aus Köln an die Einrichtung geflossen, etwa durch die „Pro-Cent-Aktion“, bei der Beschäftigte der Stadtverwaltung freiwillig auf Cent-Beträge ihres Gehalts verzichten.

Seit dem 7. Oktober: Land in „Schockstarre“

Auf dem Besuchsprogramm der drei Frauen stehen Besichtigungen der Stadt, der Austausch über das deutsche Kinder- und Jugendhilfesystem sowie Besuche in Porzer Familienzentren und Kitas. Anat Oz dankte für den „warmherzigen Empfang“ und die Unterstützung aus Köln. Hinter den Türen des interreligiösen, zweisprachigen Friedenskindergartens liege eine Welt „gegenseitiger Achtung und Wertschätzung“. Unterschiedliche Glaubensvorstellungen und Werte könnten sich dort „vernetzen“.

Zu dem, was vor den Türen der Einrichtung geschieht, merkte Oz an, ihre Heimat habe sich seit dem 7. Oktober, dem Tag des terroristischen Überfalls der Hamas auf Israel, „vollkommen verändert“. Das Land befinde sich weiterhin in einer „Schockstarre“, die Atmosphäre sei „angespannt und nervös“. Zum Umstand, dass für den Empfang eine israelische Flagge vor dem Rathaus gehisst worden war, passte, dass Elster in seinem Rückblick auf die Geschichte Kölns samt Aufzählung herausragender jüdischer Kölner den Kaufmann David Wolffsohn erwähnte. Der hat die Fahne anlässlich des ersten Zionistenkongresses 1897 in Basel entworfen.