Gäste wollen draußen sitzenSo bereiten sich die Kölner Wirte auf den Winter vor
- Den Gastronomen droht eine geringere Auslastung ihrer Außengastronomie im Winter.
- Daher greifen sie zu unterschiedlichen Maßnahmen: Heizstrahler, Kissen und Trennwände sollen helfen. Ein Kölner Messebauer hat zudem einen mobilen Wintergarten entworfen.
- Ob dieser jedoch genehmigt wird, ist noch offen. Was die Stadt den Wirten zugesagt hat und was vor allem Kneipen befürchten, lesen Sie hier.
Köln – Der Herbst hat begonnen und viele Wirte fragen sich, wie sie bei Kälte und Regen unter den Corona-Auflagen wirtschaftlich arbeiten können. Da viele auf den Heizpilz verzichten, da er wegen seiner Umweltschädlichkeit umstritten ist, suchen sie nach anderen Lösungen für ihre Außenflächen. Die Stadtverwaltung habe den Wirten nun den Einsatz von Trennwänden zugesagt.
Das teilt jedenfalls die Interessengemeinschaft Gastro auf ihrer Facebook-Seite mit. „Darüber dürfen Schirme und Markisen gespannt sein“. Für alle aufwendigeren, temporären Bauten müsse ein Bauantrag gestellt werden, heißt es. Die Stadt habe ihnen empfohlen, genehmigungsfreie Wege einzuschlagen, so die Wirte. IG-Gastro-Vorsitzender Till Riekenbrauk bestätigt, dass Trennwände auch auf Parkplätzen stehen dürfen, die noch bis Ende 2021 als erweiterte Außenfläche genutzt werden können. Das könnte den Unmut mancher Anwohner neu befeuern: In der Südstadt etwa profitieren Lokale vermehrt von der pandemiebedingten Ausnahmeregelung.
Unmut bei Kölnern wegen wegfallender Parkplätze
Ein User sprach noch im Juni in der Facebook-Gruppe „Meine Südstadt“ von „Parkplatzvernichtungsmaßnahmen“; andere beklagten, dass Parkflächen auch an betrieblichen Ruhetagen blockiert seien oder die Suche neuerdings viel Zeit koste: „Ich kann das Auto leider nicht abschaffen, obwohl ich es hasse. Dafür kreisele ich jetzt öfters 20 bis 40 Minuten abends“, schrieb eine Userin. Der anfängliche Ärger sei jedoch abgeflaut, so Riekenbrauk. „Die Leute wussten erst nicht, dass das erlaubt ist. Insgesamt ist die Akzeptanz so dermaßen riesig. Ein Parkplatz kommt einem Haushalt zugute, zwei fünfer Tische kommen tagsüber 50 Menschen zugute“, so der Wirt.
Riekenbrauk betreibt das Brauhaus Johann Schäfer in der Südstadt und hat schon für den Winter vorgesorgt. „Wir haben uns für akkubetriebene Heizkissen entschieden: Wir wollten weder Heizpilze noch Infrarot-Strahler, zu denen vielen tendieren. Statt die Außenluft aufzuwärmen, erschien es uns effektiver, wenn die Wärme direkt in den Körper geht. Und die Leute nehmen es gut an“. Nach dem verregneten Wochenende zieht auch Martin Schlüter vom Reissdorf am Hahnentor positive Bilanz. „Wider Erwarten hatten wir eine gute Auslastung. Die Gäste haben die Innenplätze vorgezogen. Sie waren doch mutiger als gedacht“. Jedoch: Das könne sich auch wieder ändern. Seine erweiterte Terrasse sei bisher sein Rettungsanker gewesen, so der Wirt.
Daher hat Schlüter gemeinsam mit Messebauer Sebastian Deeg bei der Stadtverwaltung einen Antrag für einen mobilen Wintergarten eingereicht – die erste Anfrage dieser Art. Das von Deeg konzipierte Konstrukt besteht aus Traversen aus der Veranstaltungstechnik sowie aus durchsichtigen Seitenplanen. Der Vorteil, sagt Deeg, liegt in der Statik: „Es kann zu einem Herbststurm kommen. Seitenwände könnten wegfliegen, dieser Bau gewährleistet hingegen die Standsicherheit“. Und dass die Wärme der Strahler besser gespeichert werde. Rund 20 Gastronomen hätten Interesse gezeigt.
Kölner Messebauer will einen mobilen Wintergarten bauen
Er sei zuversichtlich, dass die Stadt den ersten Antrag schnell durchwinke und ihn an Schlüters Brauhaus einen Prototypen bauen lasse. Auf Anfrage dieser Zeitung teilte ein Stadtsprecher mit, dass selbst wenn eine bestimmte Variante des Messebauers für „einen Gastronomen genehmigt werden könnte, dies nicht automatisch für andere Gastronomen und deren Außengastronomieflächen gelten würde“. Es müsse jeder Einzelfall in Bezug auf die örtlichen Gegebenheiten geprüft werden. Ein Einwand könnte lauten, dass die Traversenoptik zu sehr in das Stadtbild eingreift. Baumanns betont: „Die Stadt Köln will die Gastronomie auch weiterhin unterstützen. Es fallen weiterhin keine Sondernutzungs- oder Verwaltungsgebühren an.“ Weitere Erleichterungen werden derzeit noch ausgehandelt und sollen zeitnah kommuniziert werden.
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Und die Kosten für so einen mobilen Wintergarten? „Wir würden eine Mietgebühr nehmen – die Traversen wären geliehen, die Planen sind wiederverwertbar. Je nach Größe unterschiedlich, aber wir gehen von circa 1200 Euro pro Monat aus“, sagt Deeg.
Eine Größenordnung, mit der sich Detlef Weisweiler von der Ubierschänke in der Südstadt anfreunden könnte. „Vorausgesetzt, die Stadt genehmigt das. Ich vermute, dass viele Gastwirte sich scheuen werden. Sinnvoller wäre es, die Anschaffung von Lüftungsanlagen zu fördern“. Denn diese könne man langfristig nutzen. Investitionen im vierstelligen Bereich, die nur für eine Saison gelten, schreckten dagegen viele ab. Die Stimmung unter den Wirten sei ohnehin mies, so Weisweiler. „Viele haben sogar Sky abbestellt, weil sie zu den Fußballspielen nicht viele reinlassen dürfen.“ Die Angst, dass nächstes Jahr der Karneval ausfiele, sei groß. „An fünf Tage Karneval machen viele einen anderthalbfachen Monatsumsatz und retten sich damit über das Jahr“.