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„Zwei Kaffee, bitte!“Kölner Goldschmiedin ging mit dem Rucksack in Lappland auf Goldsuche

Lesezeit 3 Minuten
Frau im Café

Goldschmiedin Katrin Brusius

Was erzählen Menschen, wenn man sie auf der Straße anspricht und zum Kaffee einlädt? Dieser Frage geht Susanne Hengesbach regelmäßig nach.

Diese Frau sticht aus dem Straßenbild heraus, weil sie grün gekleidet ist. „Sie tragen ausschließlich grün?“, frage ich, als wir uns im Café Barista gegenübersitzen und ich sehe, dass auch am Pulli-Ausschnitt etwas Grünes hervorblitzt. „Einschließlich Unterwäsche“, sagt Katrin Brusius lachend und erzählt von ihrem 30. Geburtstag vor zwanzig Jahren und dass sie sich damals – eher aus Verlegenheit – etwas Grünes gewünscht habe, „irgendwas zwischen Kürbis und Smaragd“. Seitdem hat sie zugleich auch die Ampel für ihre Kleidung auf Grün gestellt und sogar ihr Geschäft „grünes Gold“ genannt.

Im Laufe unseres sehr vergnüglichen Gesprächs wird deutlich, dass Katrin Brusius als Goldschmiedin offenbar ziemlich unkonventionell unterwegs ist und für ihre Arbeiten gerne Materialien benutzt, die man in ihrer Branche nicht vermuten würde. Tischtennisbälle oder Glasscherben etwa. Sie habe zwar einen großen Hang zum Perfektionismus, messe die Schönheit von Schmuck aber nicht am Wert des Materials. Ihr komme es mehr darauf an, dass die Träger sich damit identifizieren können.

Ein Siegelring mit Spraydosenknopf

Brusius gibt ein paar Beispiele. Besonders bezaubernd finde ich die Gesichte von dem Vater, der seinem Sohn, einem jungen Mann aus der Sprayer-Szene, ein Geschenk machen wollte und ihr, der Handwerkerin, dabei Gestaltungsfreiheit ließ. Brusius schuf eine Art Siegelring – allerdings ohne Wappen, sondern mit einem silbernen Nachbau eines Spraydosenkopfes. „Wie cool!“, sage ich. Sie erzählt von Trauringen, in die sie „eine abgeschnittene Locke vom letzten Friseurbesuch“ der beiden Brautleute eingearbeitet habe.

Weniger um schmückenden Luxus, sondern „zu verarbeitende Lebensgeschichte“ geht es ihr auch bei den vielen Erbstücken, mit denen Frauen häufig zu ihr kommen. „Kein einfaches Thema“, vermute ich. Die 50-Jährige lächelt bestätigend und erzählt von einer Kundin, die das entsprechende Schmuckstück „noch nicht einmal anfassen konnte“. Manchmal steckten ganz schwierige Geschichten dahinter. „Aber ich finde es schön, sich dann gemeinsam auf den Weg zu machen“. Zum Glück mangele es ihr nie an Ideen. „Mein Problem ist eher, dass ich mich zwischen den vielen Ideen, die ich habe, schwer entscheiden kann.“

In der Goldwaschpfanne auch Pilze gereinigt und gebraten

Mich interessiert, wie sie zu diesem schönen, kreativen Beruf gekommen ist. Ihr Großvater sei Edelsteinschleifer gewesen in Idar-Oberstein. Von ihm stamme teilweise noch ihr Edelsteinfundus. Mit Steinen aus unbekannter Quelle tue sie sich schwer.

Dann erzählt sie, wie sie vor ihrer Ausbildung mit gerade mal zwanzig Jahren „für ein halbes Jahr mit dem Rucksack in Lappland auf Goldsuche“ war. „Und dann mit dem Sieb am Flussufer gesessen?“ – Brusius lacht. „Das mit dem Sieb ist so ein gängiges Klischee. Aber sie habe tatsächlich mit einer Goldwaschpfanne am Miessijoki gegessen, die sie morgens beim Zähneputzen eingesetzt habe und abends zum Waschen und Braten der selbst gesammelten Pilze.

Mit Quecksilber und Cyaniden herausgetrennt

„Ich fand es toll, meinen Beruf so ganz von Grund auf zu lernen. Zu sehen, wie das Material ausschaut, wenn es aus der Erde kommt und genau zu wissen, wo es herstammt.“ Aus Lappland komme das Gold mit dem höchsten Feingehalt auf der Erde: „93 bis 98 Prozent.“ In anderen Ländern, Alaska, Kanada, Afrika, Mittelamerika seien es zum Teil nur 30 Prozent. Außerdem werde das Gold dort teilweise mit Quecksilber und Cyaniden aus dem Gestein herausgetrennt und lande tonnenweise im Abwasser und in der Landschaft.

In Lappland hingegen werde „in ganz kleinen Clans in Handarbeit und ohne Chemie“ nach Gold gesucht. „Und steht ein Baum im Weg, wird der vorsichtig ausgebuddelt und hinterher wieder eingepflanzt.“

Läden, die angeblich „ökologisch zertifiziertes Gold“ im Angebot haben, traut Brusius nicht mehr ohne Weiteres. Seitdem sie sich hier und dort per Mail nach der Herkunft des Edelmetalls erkundigte und ihr in einer lapidaren Zweizeiler-Antwort lediglich mit „Chile“ geantwortet wurde, erscheint ihr der Begriff Nachhaltigkeit oft „höchst fragwürdig“.