TerrorvorwürfeKölner in der Türkei Verhaftet – Hamburgerin erhält Ausreisesperre
Köln – In der Türkei ist ein weiterer Kölner wegen vermeintlichen Terrorverdachts inhaftiert worden. Wie am Freitag bekannt wurde, befindet sich der kurdischstämmige Bekir Topgider bereits seit dem 12. November in Haft. Er habe in der Südosttürkei seine Familie besucht, als er festgenommen wurde, sagte sein Anwalt Hasan Dagtekin. Ihm würden Terrorpropaganda und „Mitgliedschaft in einer bewaffneten Terrororganisation“ vorgeworfen. Gemeint ist die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK.
14 Deutsche im Oktober verhaftet
Einer Pressemitteilung zufolge ist Topgider (geboren 1959) „Mitglied des geschäftsführenden Vorstands“ von Komkar, einem Verband von „Vereinen aus Kurdistan in Deutschland“. Hintergrund der Anschuldigungen seien unter anderem Beiträge auf Facebook, sagte Anwalt Dagtekin. Demnach stoßen sich die Behörden an der Vereinsarbeit des Mannes. Komkar werde in den Akten als „parallele Organisation“ bezeichnet. Topgider weist die Vorwürfe zurück.
Seit Beginn der türkischen Militäroffensive gegen die kurdische YPG-Miliz in Nordsyrien hat sich die Zahl der Inhaftierungen von Kurden in der Türkei drastisch erhöht. Allein im Oktober wurden 14 deutsche Staatsbürger mit kurdischem Hintergrund in der Türkei festgenommen. Einige sind wieder frei, dürfen die Türkei aber nicht verlassen – darunter sollen zwei Kölner sein, von denen einer regelmäßig an Mahnwachen für Adil Demirci am Wallrafplatz teilgenommen hat. Seit langem sollen Namenslisten mit so genannten Feinden des türkischen Staates kursieren. Zahlreiche Erdoğan-Anhänger haben über soziale Netzwerke dazu aufgerufen, Landsleute zu denunzieren.
Bei Mahnwachen gefilmt
Bei den Mahnwachen für den bis Juni 2019 in der Türkei inhaftierten Demirci waren die Demonstranten mehrfach von Unbekannten fotografiert und gefilmt worden. Der SPD-Bundestagsfraktionschef Rolf Mützenich führt die Verhaftungswelle auf die Militäroffensive zurück: „Der türkische Justizapparat ist nicht politisch unabhängig. Die Kurden sind der innere Feind, der das politische Vorgehen legitimiert.“ Das Auswärtige Amt hatte zuletzt seine Reisehinweise für die Türkei verschärft. (mit dpa)