1700 Jahre altes Römer-KastellWeiterer Besuchermagnet für Köln
Noch ist das Kastell-Tor fast völlig im Erdreich verbuddelt. Nur in der Mitte haben Bauarbeiter ein tiefes Loch ausgehoben und die Mauersteine mit Plastikplanen abgedeckt. Thomas-Georg Tremblau, der Vorsitzende des Fördervereins Historischer Park Deutz, steht inmitten des Lochs, zupft und zerrt an der Plane und zum Vorschein kommt eines der wichtigsten römischen Kulturdenkmäler, die es in Köln gibt: das Osttor des Kastells Divitia.
Divitia wurde zur Regierungszeit Kaisers Konstantins von 310 bis 315 nach Christus errichtet – als Vorposten gegen die Germanen, die damals in das Römische Reich drängten. Gut ein Jahrhundert später haben die Franken die 142 Meter mal 142 Meter große Wehranlage in Besitz genommen, im Mittelalter dienten die Mauern des Kastells schlicht als Steinbruch: „Die Qualität des Gesteins war für das Mittelalter überragend“, so Tremblau. Vergraben wurde das Tor vor vier Jahren, um es vor Lastwagen zu schützen, die für die Bauarbeiten am Maxcologne-Hochhaus vorbeifuhren.
In zehn oder 15 Jahren könnte das Römertor aber zu einem der größten Touristenmagneten Kölns werden. Die Stadt versucht derzeit – mit Partnern wie Landschaftsverband Rheinland und dem Land NRW – das Kastell als Teil des Niederrheinischen Limes zum Unesco-Weltkulturerbe erklären zu lassen. Das Kulturdenkmal würde vom niederländischen Oude Rijns über Deutz bis nach Niederbreisig führen und sich aus drei Dutzend Kastellen zusammensetzen, erläutert Alfred Schäfer, wissenschaftlicher Referent am Römisch-Germanischen Museum. Wann das Projekt als Unesco-Projekt umgesetzt sein könnte, weiß auch der Experte nicht.
Diskussionen gibt es aber jetzt schon über die mögliches Präsentation des Römer-Kastells. Tremblau und sein Förderverein möchten das Tor so prominent wie möglich ausstellen – am liebsten im Rahmen eines Historischen Parks rund um den Rheinboulevard. „Köln macht sich lächerlich vor aller Welt, wenn wir eine Weltkulturerbe nicht richtig präsentieren.“ Das Problem: Der Historische Park, wie ihn der Verein fordert, ragt weit in den Rheinboulevard hinein. Der wird aber derzeit gebaut, soll 2015 fertiggestellt sein und wird laut Ratsbeschluss vom April 2013 nur einen Teil der historischen Funde so zeigen, wie der Förderverein das gerne möchte.
Wehrturm wird abgeschliffen
Ein Teil eines preußischen Bahndamms, die Drehscheibe des preußischen Kopfbahnhofs und der Nordturm des römischen Kastells sollen in den Boulevard integriert werden. Ein mittelalterlicher Wehrturm wird um 18 Zentimeter abgeschliffen, damit er in die Ufertreppe des Boulevards passt. Die römischen Mauern werden nur farblich nachgezeichnet, ebenso wie die frühere Kirche Alt St. Urban sowie ein mittelalterlicher Friedhof.
Das Osttor soll im Wesentlichen „konserviert“ werden, erläutert Jürgen Wulfkühler, Projektleiter, des Rheinboulevards beim Grünflächenamt. Das heißt: Das Tor soll freigelegt und mit einem Schild als historische Anlage ausgewiesen werden. Gerne würde die Stadt das Projekt opulenter präsentieren, mit Beleuchtung oder Aufbauten; aber dafür fehlt das Geld.
Um die Finanzen will sich nun auch der Förderverein kümmern. Er hat eine Patenschaft für das Römer-Tor übernommen und wartet nun darauf, dass die Stadt das Projekt in einem „Städtebaulichen Projekt“ festschreibt. „Wir sind im Gespräch mit der Stadt“, so Tremblau. Erst dann könnte der Verein anfangen, Spenden bei Stiftungen und Sponsoren einzuwerben.