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Baustopp am Kölner DomProjektgesellschaften sind jetzt auch insolvent

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf die Baustelle des Laurenz-Carrés.

Auf der Baustelle des Laurenz-Carrés ruhen die Arbeiten.

Erst war es die übergeordnete Gerchgrop, jetzt sind auch die Gesellschaften für das Laurenz-Carré insolvent. Gibt es eine Lösung wie in Nürnberg?

Seit Wochen herrscht beim Neubau des sogenannten Laurenz-Carrés rund 200 Meter vom Dom entfernt Baustopp, weil der Düsseldorfer Projektentwickler Gerchgroup im August Insolvenz anmelden musste. Das galt aber zunächst nur für die übergeordneten vier Dachgesellschaften und nicht für die untergeordneten Gesellschaften für die einzelnen Bauprojekte wie das Laurenz-Carré in Köln.

Doch seit Donnerstagnachmittag ist klar: Auch das Laurenz-Carré ist davon betroffen. In den Insolvenzbekanntmachungen des Düsseldorfer Amtsgerichtes wurde das Insolvenzverfahren über das Vermögen von drei Gesellschaften des Unternehmens eröffnet – und zwar der Gerchgroup Einkaufs-GbR Köln Laurenz-Carré sowie der beiden Einkaufs-Gesellschaften bürgerlichen Rechts (GbR) für die Baufelder Nord und Süd.

Köln: Baugrube direkt am Dom könnte über Jahre bleiben

Dabei handelt es sich laut der Internetseiten der beteiligten Architekten Kister, Scheithauer, Gross und der Projektmanager von zweiPM Nießen Knörzer um die Gesellschaften, die damals die Architektenwettbewerbe für das Gelände ausgelobt hatten. Mathias Düsterdick, Vorstandsvorsitzender der Gerchgroup, kündigte am Donnerstagnachmittag gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ eine Stellungnahme am Freitag an.

Der bestellte Insolvenzverwalter Jens Schmidt war für eine kurzfristige Anfrage nicht zu erreichen, unter anderem um die Frage zu klären, was die Insolvenz für das Großbauprojekt bedeutet. Die Sorge im Stadtrat und in der Verwaltung ist, dass die große Baugrube direkt am Dom über Jahre bleibt. Baudezernent Markus Greitemann teilte mit, dass er nah an der Entwicklung dran sei und sie aufmerksam verfolge.

Kölner Laurenz-Carré: Hunderte Millionen Euro Investitionen

Südlich des Roncalliplatzes stand lange Jahre unter anderem ein ziemlich heruntergekommenes Parkhaus, 2017 kaufte die Gerchgroup das Gelände. Sie baut dort zwei neue Gebäudeblöcke mit Wohnungen, einem Hotel, Büros und Handel. Unter anderem soll das denkmalgeschützte Senats-Hotel saniert werden. Das Projekt sollte bis 2025 fertig sein. Es geht um mehrere hundert Millionen Euro Investitionskosten.

Zusätzlich zur Finanzkrise im Bausektor brachte laut Düsterdick eine geplatzte Zahlung die Firma in Schwierigkeiten. Das hatte er im August mitgeteilt. Die Immobilien-Investmentfirma Corestate hatte das Laurenz-Carré im Dezember 2021 von der Gerchgroup gekauft. Im Kaufvertrag war laut Düsterdick eine Zahlung nach Bauabschnitt vereinbart. Eine solche Rechnung von über 120 Millionen Euro stellte die Gerchgroup, bezahlt wurde sie laut Düsterdicks Aussage im August nicht. Der Gerchgroup-Chef wies darauf hin, welche Folgen ein solcher Fehlbetrag hat. In der Folge verweigerten die Wirtschaftsprüfer ein Testat, also eine Beglaubigung der Bilanz, für das Jahr 2022. „Damit ist der erste Dominostein gefallen“, sagte Düsterdick im August auf einer Pressekonferenz. Er kündigte an, einen neuen Investor finden zu wollen.

Teil-Lösung für Nürnberg gefunden

In Nürnberg hatte es zuletzt für einen Teil eines Bauprojekts der Gerchgroup eine Lösung gegeben: Ein Investmentfonds der Bayerischen Versorgungskammer (BVK) übernahm den gewerblichen Teil des sogenannten „The Q“ nach der Insolvenz der Gerchgroup, die Accumulata Real Estate entwickelt den Teil zu Ende.

Markus Diegelmann, Verantwortlicher von Accumulata, sagte laut einer BVK-Pressemitteilung: „Es war auch vor allem dank des kooperativen und verantwortungsvollen Agierens des in der Gerchgroup eingesetzten vorläufigen Insolvenzverwalters Dr. Schmidt von Runkel Rechtsanwälte möglich, dass der Baustopp nach nur fünf Wochen beendet wurde. Wir arbeiten weiterhin eng mit ihm und allen Beteiligten zusammen, um die Vision von The Q als ein modernes und nachhaltiges urbanes Zentrum zu verwirklichen. Die Wiederaufnahme der Bauarbeiten ist ein entscheidender Schritt in diese Richtung.”

Bei Schmidt handelt es sich um denselben Insolvenzverwalter wie beim Laurenz-Carré. Die BVK baut gegenüber des Laurenz-Carrés das Dom-Hotel hinter denkmalgeschützter Fassade neu auf, es soll 2024 eröffnen.