Endlosbaustelle Hansa-GymnasiumEltern fordern „endlich einen Fertigstellungstermin“
Köln – Manchen bleibt nur Galgenhumor: „Als mein Sohn vor fünf Jahren hier eingeschult wurde, hieß es, dass die Schule in zwei Jahren das sanierte Gymnasium bezieht“, erzählt eine Mutter. Ihr Sohn ist jetzt in der neunten Klasse. „Wenn wir Glück haben, klappt es ja zum Abitur des jüngeren Bruders.“ Der ist in der vierten Klasse. Inzwischen hat eine ganze Schülergeneration des Hansa-Gymnasiums ihre Schulzeit im Interim absolviert.
Bildungslandschaft Altstadt-Nord
Auf dem Baustellenschild vor dem denkmalgeschützten Schulgebäude steht immer noch: Fertigstellung 2018. Ein Bezug des sanierten 120 Jahre alten neogotischen Gebäudes samt neuem Erweiterungsbau ist aber auch vier Jahre nach dem geplanten Fertigstellungstermin noch immer nicht in Sicht. Dabei soll Ende des Jahres die Bildungslandschaft Altstadt Nord offiziell eröffnet werden, zu der das Hansa-Gymnasium eigentlich auch gehört.
Dass seit nun inzwischen zwei Jahren nicht mal mehr ein Termin für die Fertigstellung genannt wird, wollen die Eltern aber nicht länger hinnehmen. „Das Mindeste, was wir einfordern, ist Transparenz“, sagt Matthias Felling, Vorsitzender der Schulpflegschaft des Hansa-Gymnasiums. Die Kinder und Jugendlichen, die jetzt mehr als zweieinhalb Jahre Pandemie geschultert hätten, hätten von Seiten der Erwachsenen „Anspruch auf Verbindlichkeit und Verlässlichkeit“.
Der Schule müsse endlich eine zeitliche Perspektive gegeben werden. Das wollen die Eltern nun öffentlichkeitswirksam einfordern: In einem Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker und alle Sprecher der Fraktionen im Bauausschuss fordern sie Informationen darüber, welche Probleme das Projekt verzögern und wann mit einer Fertigstellung zu rechnen ist. Auch will man sich als Schulgemeinschaft nun wieder kontinuierlich in Ausschüssen und Präsenz zeigen.
Die Stadt erklärte auf Anfrage, dass „sich der Sachstand zum Hansa-Gymnasium in der verwaltungsmäßigen Abstimmung befindet“. Bis Ende diesen Jahres werde der Politik eine Vorlage über die weiteren Planungen zur Entscheidung vorgelegt. Erst danach werde die Öffentlichkeit über den aktuellen Sachstand informiert.
Wechsel des Architekten
Schließlich ist die Stadt in Sachen Hansa-Gymnasium gebranntes Kind, weil bei dem Bauprojekt so ziemlich alles schiefging, was schiefgehen kann: Als das Fertigstellungsdatum von 2018 auf 2020 verschoben wurde, wurde dies mit der mangelhaften Leistung eines privaten Planungsbüros begründet. Aber auch nach dem Wechsel 2017 zu einem neuen Architekten gingen die Probleme weiter: Wegen des zeitlichen Verzugs kündigte das für den Rohbau zuständige Unternehmen. Die mit 2,8 Millionen Euro veranschlagten Rohbau-Arbeiten mussten neu ausgeschrieben werden.
Wieder stoppten die Bauarbeiten. 2019 stellte sich dann heraus, dass die Bausubstanz des denkmalgeschützten Gebäudes viel schlechter war als erwartet. Wieder waren neue Untersuchungen notwendig, erneut musste die Statik geprüft werden. Auch bei zahlreichen Gewerken ging einiges schief: So mussten die Leistungen für Elektroarbeiten gleich viermal ausgeschrieben werden, bei Sanitär und Trockenbau zweimal. Bei dem Gewerk Nachrichtentechnik gab es eine Vergaberüge. Und dann kam Corona und damit noch einmal erhebliche Verzögerungen.
Vergabe nur noch an Totalunternehmer
Neuere Schulbauprojekte vergibt die Stadt seit einigen Jahren nur noch an General- und Totalunternehmer – um genau diese Verzögerungen zu vermeiden, wenn Einzelgewerke immer wieder zeitaufwändig mit einem europaweiten Verfahren vergeben werden müssen. Projekte wie etwa der Neubau des Gymnasiums Zusestraße, das nach nur zwei Jahren Bauzeit zu Beginn dieses Schuljahres den Betrieb aufnehmen konnte, wurden so ebenso in der geplanten Bauzeit fertig wie der Erweiterungsbau des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums.